Elshorbagy fällt – aber erst nach dem Match!
Samstag war Beginn der Hauptrunde der U.S. Open (PSA World Series, Philadelphia). Die Matches der gesplitteten ersten Runde wurden zur Hälfte auf dem ASB-Show-Glas-Court in der Drexel Universität, zur anderen Hälfte im Drexel-Squash-Club auf konventionellem Court gespielt. Bei den Herren gab es Überraschungen: Mohamed Elshorbagy (Bild li, EGY, WRL 1) verhinderte gegen Cesar Salazar (Bild re, WEX, WRL 27) um Haaresbreite das Aus. Diego Elias (PER, WRL 32) besiegte Gregoire Marche (FRA, WRL 26) und Nafiizwan Adnan (MAS, 33) gelang ein 3:0-Sieg über Miguel Angel Rodriguez (COL, WRL 11). James Willstrop (ENG, WRL 19) warf den an Position drei gesetzten Omar Mosaad (EGY, WRL 3) raus. Bei den Damen verlief dagegen alles verhältnismäßig normal.
Elshorbagy unternimmt alles, um die sich drohende Niederlage abzuwenden!
Nach dem Match des topgesetzten Weltranglistenersten sah man in den Gesichtern seiner Mutter und Coach Amr Shabana ungläubiges Staunen. Sie sahen aus, als könnten sie gar nicht glauben, dass ihr Schützling den Court als Sieger verlassen sollte. Sein Gegner Cesar Salazar hätte den Sieg wohl mindestens genauso verdient gehabt.
Der Mexikaner spielte wie entfesselt und ging zwei Mal nach Sätzen in Führung. Elshorbagy glich zwei Mal aus. Im fünften Satz schien Salazar am Ende seiner Kräfte und nutzte jede Gelegenheit, um zu Atem zu kommen. Elshorbagy wollte dies mit allen Mitteln verhindern, so dass er sogar einmal den von Salazar gerufenen Court-Service aus dem Court schob, um seinem Gegner keine Verschnauf-Pause zu geben. Der Ägypter machte Druck, aber auch ungewohnt viele Fehler. Es gab viele Entscheidungen des Unparteiischen – leider auch wieder einige nicht nachvollziehbare. So wurde dem Weltranglistenersten bei Matchball gegen sich ein Let gewährt, das aus der Sicht nahezu aller Anwesenden, einschließlich der Squash-Kommentatoren Joey Barrington und Paul „PJ“ Johnson, eigentlich keines war. Allerdings ist auch zu erwähnen, dass es zu diesem Matchball gekommen war, weil Elshorbagy einen ihm zugesprochenen Punkt in ein Let umwandeln lies, was eine Geste der Fairniss war, da der Mexikaner den “Abschuss” durch den Ägypter selbst verschuldet hatte. Dennoch wurde in den Augen vieler dem Mexikaner der Sieg genommen. Allerdings hatte dieser insgesamt drei Matchbällen, die er nicht verwandeln konnte, während Elshorbagy schließlich seinen ersten zum 13:11 im Entscheidungssatz nutzte.
„Das zeichnet einen Weltranglistenersten aus“, sagte Elshorbagy nach dem Match, „dass er solch ein Match wie heute gewinnt. Mein Gegner spielte so gut, ich musste irgend einen Weg finden, um dem zu begegnen und fand einfach keinen. Dennoch gewonnen zu haben, ist einfach großartig. Es gibt nichts was ich mehr hasse, als zu verlieren. Deshalb fightete ich bis zum letzten Punkt und wurde dafür gegen einen großartig spielenden Gegner belohnt.“ Elshorbagy trifft nun in Runde zwei auf Chris Simpson (ENG, WRL 21), der den Qualifikanten Karim Ali Fathi in vier Sätzen niederrang.
Willstrop – Totgesagte leben länger…
Auf dem Papier alleine wäre es eine Sensation, wenn bei einem World-Series-Turnier die Nummer 19 der Weltrangliste die an drei gesetzte Nummer drei der Welt und letztjährigen U.S.-Open-Finalisten besiegte. Betrachtet man allerdings die Umstände, dass James Willstrop im direkten Vergleich gegen Omar Mosaad mit 6:1-Siegen führt, vor wenigen Tagen in San Francisco im Finale der Netsuite Open (PSA M100, San Francisco) stand und Mosaad nicht in seiner besten Form zu sein scheint, ist die Überraschung gar nicht so groß.
Dennoch ist es bemerkenswert, dass der 33-jährige ehemalige Weltranglistenerste (im Januar 2012) es wieder einmal geschafft zu haben scheint, den Anschluss zur obersten Weltklasse herzustellen. Er besiegte Omar Mosaad glatt in drei Sätzen. In Runde zwei wartet nun Mohamed Abouelghar (EGY, WRL 20) als Gegner. Der gewann seinerseits gegen den Qualifikanten Campbell Grayson (NZL, WRL 42) ebenfalls in drei Sätzen.
Qualifikanten Elias und Adnan gelangen in Runde der besten 16!
Diego Elias hatte sich mit zwei Siegen in der Qualifikation, gegen Alister Walker (BOT, WRL 55) und Lucas Serme (FRA, WRL 37), fürs Hauptfeld qualifiziert. Da wurde er dem Franzosen Gregoire Marche zugelost. Gegen den hatte er erst kürzlich, ebenfalls in San Francisco, seine Matchbilanz auf 2:1-Siege verbessert. In Philadelphia verlor der peruanische Junioren-Weltmeister den ersten Satz, gewann aber die darauffolgenden drei und siegte erneut über den leicht favorisierten Franzosen.
Nafiizwan Adnan siegte zunächst in der ersten Qualifikations-Runde gegen Charles Sharpes (ENG, WRL 53), in der zweiten gegen Raphael Kandra (WRL 45). Im Hauptfeld traf er dann auf den „Columbian Cannonball“, der diese Saison noch nicht so richtig in Fahrt gekommen zu sein scheint. Bei allen drei bisherigen Turnieren war er nämlich in der ersten Runde ausgeschieden. Auch gegen den frech aufspielenden malaysischen Qualifikanten fand der Kolumbianer erst spät im Match zu gewohnt druckvollem Spiel. Im dritten Satz hatte Adnan beim Stande von 10:8 seinen ersten und dann bei 10:9 scheinbar unzählig viele Matchbälle, die alle in einem Let endeten. Dann wollten die Schiedsrichter das Match mit einem No-Let enden lassen, Rodriguez hatte keine Video-Review mehr, doch der Malaysier bot ganz sportmännisch ein Let an. Den nächsten Matchball verwandelte er dann schließlich doch, schaffte die Überraschung und besiegt Rodriguez in drei Sätzen.
Rösners Auftakt-Match doch live zu verfolgen!
Wie bereits berichtet, findet das Auftakt-Match von Simon Rösner (WRL 12) am Sonntag-Abend, um 22.30 Uhr, deutscher Zeit, statt. Weil es nicht auf dem Glas-, sondern auf konventionellem Court in der Drexel Universität gespielt wird, wird es nicht von SquashTV auf Eurosport Player übertragen. Allerdings gibt es einen Youtube-Stream, auf dem das Match – zwar ohne Kommentatoren und ohne Ergebnis-Anzeigen – aber dennoch live angesehen werden kann. Gegner des Deutschen ist Abdulla Mohd Al Tamimi (QAT, WRL 44), wie bereits zum Auftakt bei den Netsuite Open, wo Rösner in vier Sätzen die Oberhand behielt.
Am Sonntag findet der zweite Teil der ersten Runde statt. Höhepunkte dürften bei den Herren, neben Rösner Auftakt-Begegnung, das Match zwischen Mathieu Castagnet (FRA, WRL 10) und Ali Farag (EGY, WRL 6) oder Ryan Cuskelly (AUS, WRL 15) gegen Qualifikant Paul „Superman“ Coll (NZL, WRL 34) sein.
Gesetzte Damen problemlos weiter!
Im Damen-Feld der U.S. Open gab es bisher keine außergewöhnlichen Vorfälle. Lediglich eine kleine Überraschung ist zu vermelden: Die 20-jährige Qualifikantin Salma Hany Ibrahim (EGY, WRL 35) besiegt die 13 Jahre erfahrenere Jenny Duncalf (ENG, WRL 17) in fünf Sätzen. Die topgesetzte Nour El Sherbini (EGY, WRL 1) kommt ebenso in Runde zwei wie die an drei gesetzte Nicol David (MAS, WRL 3).
Sehen Sie in der iLoveSquash-Bildergalerie Impressionen der U.S. Open 2016.