Paul-Ludger Schmitz
Hallo, ich bin Paul-Ludger Schmitz, 54 Jahre alt und betreibe seit dem Jahre 2005 nebenberuflich ein Squash- und Fitness-Center, seit 2009 hier in Brüggen, die Insel Brüggen, eine multifunktionale Sportanlage mit Tennis, Badminton, Squash und Fitness. Im Jahr 2011 habe ich neben der Insel Brüggen den ReHa & Sportverein Brüggen e.V. (RSB) gegründet, der sich vor allem um gesunden Sport und dessen Förderung (vor allem für Kinder und Jugendliche) sowie um Rehabilitations-Sport kümmert, aktuell mit zirka 700 Reha-Verordnungen. Der RSB e.V. konnte nach einem unerwartet langen Prozess in diesem Jahr auch beim Squash Landesverband Nordrhein-Westfalen angemeldet werden. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, die beide Squash spielen.
Squash spiele ich seit den 80er Jahren, zunächst nie im Verein, sondern immer sehr engagiert mit Freunden – ohne irgendwelche Ranglistenambitionen, aber bis heute immer mit dem Ehrgeiz, meine eigenen Grenzen zu erreichen. Bis heute spielen wir im Freundeskreis jede Woche zu festen Terminen – die uns allen fast heilig sind. Erst im Alter von über 50 Jahren habe ich schließlich erstmals im Verein zum Schläger gegriffen und spiele dann, wenn Not am Mann ist, auch bei den Senioren.
Das ist eine schwierige Frage, deren Antwort ich bis heute auch nach zehn Jahren Betrieb noch nicht richtig gefunden habe. Multifunktionale Anlagen wie unsere sterben bundesweit – und erfordern im Betrieb mit 100 Stunden Öffnungszeit pro Woche ein extrem hohes persönliches Engagement, die Fixkosten sind enorm. Als inhabergeführtes Unternehmen können wir uns positiv positionieren, jeder Kunde hat hier einen Namen, wir sind sehr persönlich. Und wir versuchen aktiv, uns als ein Leistungszentrum für Squash einen guten Namen zu machen. Als Unternehmen der Freizeitbranche sind wir zu kontinuierlichen Neuerungen gezwungen. Zugleich erleben wir aber eine „Geiz-ist-geil“-Mentalität auf allen Ebenen, insbesondere auch in der Zusammenarbeit mit Vereinen. Und wir erleben eine riesige Diskrepanz zwischen den Förderungsmöglichkeiten, die Vereine haben – im Gegensatz zu einer kommerziellen Anlage. Für den örtlichen Fußballverein wird gerade in Brüggen ein Kunstrasenplatz geplant, der die Gemeinde eine Million Euro kosten wird. Im letzten Jahr wurden die Sanitäranlage eines anderen Fußball-Vereins mit über 600.000 Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert. Davon können wir nur träumen – und gleichzeitig machen uns die Vereine gerade auch im Fitnessbereich zunehmend erhebliche Konkurrenz.
Zurück schauend können wir mit dem ganzen Team sagen: Das hat einen ungeheuren Spaß gemacht. Es war das erste PSA- Herren-Turnier seit 11 Jahren in Deutschland (Anmerkung der Redaktion: das letzte waren die mit insgesamt 60.000 US Dollar dotierten German Open 2004, in Gerlingen) und somit auch für uns komplettes Neuland. Da sind eine Menge sehr positiver Erfahrungen: die professionelle Arbeit der PSA, toll wie die Zusammenarbeit abläuft – alles auf den Punkt und mit sehr kompetenten, hilfsbereiten Ansprechpartnern. Wirklich Klasse. Und dann war es ein echter Leistungstest für mein ganzes Team hier in der Insel Brüggen – auch das hat über alle Erwartungen gut funktioniert, jeder im Team hatte Spaß und hat viel Einsatz gezeigt. Ein großer Dank an alle, die hart mitgearbeitet haben. Es war ein hoher Aufwand, den wir hier betrieben haben: wir haben einen Fahrservice vom Flughafen und für das Hotel für alle Spieler angeboten, wir haben die Spieler kostenfrei vom Frühstück bis zum Abendessen hier in der Anlage versorgt – und hatten sicher deshalb viele junge, talentierte Spieler mit dabei, die wir sonst nicht bei uns gesehen hätten. Und mit Yannik Omlor und Kyle Finch hatten wir auch zwei Spieler in meiner Familie zu Gast – einfach spannend zu erleben, wie professionell diese Jungs zu Werke gehen. Für den Aufwand bekommt man auch eine Menge zurück.
Es waren durchweg sehr nette und engagierte, professionelle Spieler, von denen sich jeder auf seine Art sehr positiv für das Turnier eingesetzt haben, darunter einige, die uns sehr beeindruckt haben. Da war Brian Byrne (IRL, WRL 351), der ein phänomenal attraktives Squash spielt – und der sich in der ersten Hauptrunde ein fantastisches Match mit Daniel Poleshchuk (ISR, WRL 137) lieferte. Zwei Squash-Welten trafen da aufeinander – auf der einen Seite der Spieler/Künstler und auf der anderen Seite die Kraft- und Lauffähigkeiten von Daniel. Und das Spiel war über fünf Sätze lang ausnehmend fair – nach vier Matchbällen für Brian gewann Daniel im fünften Satz mit 15:13 – das Publikum war begeistert. Kyle Finch (ENG, WRL 295) hat einen tollen Eindruck hinterlassen – gerade 16 Jahre alt und so fokussiert. Yannik Omlor (Stuttgart, WRL 412) hat uns ebenfalls beeindruckt, der wird sicher seinen Weg gehen, hoffentlich findet er einen Sponsor, der ihn in dieser Einstiegsphase finanziell unterstützt. Aber insgesamt fällt es schwer zu sagen, wer als einzelne Person uns am meisten beeindruckt hat.
Lassen wir die finanzielle Seite einmal außen vor, das ist naturgemäß immer ein schwieriges Thema. Wir hatten uns vorgenommen, es den Spielern so angenehm wie möglich zu machen, das heißt eine Vollbetreuung anzubieten. Schon für die Spieler in der Qualifikation haben wir nur 10 Euro pro Nacht im Hotel genommen – wir wollten das Turnier möglichst attraktiv für junge Spieler machen. Es gab für jeden der sechs Turnier-Tage eine Zeitung, in der alle Spieler vorgestellt und die Spiele des Vortages kurz zusammengefasst wurden. Wir haben eine eigene Internetseite – www.insel-brueggen-open.de – mit jeweils ganz aktuellen Informationen rund um das Turnier installiert. Das jeweils alles neben der Durchführung des Turniers ausgeführt zu bekommen ist schon sehr viel Aufwand. Und wir haben ja kein großes Organisationsteam, sondern jeder, der hier organisiert, muss auch selbst für die Ausführung die Verantwortung übernehmen.
Das Medien-Echo war meines Erachtens sensationell und klar jenseits aller Erwartungen. Wir hatten jeden Tag einen Bericht in der Rheinischen Post, der mit Abstand größten Abonnentenzeitung der Region, deren Reporter bereits im Vorfeld vor Ort in der Anlage waren und über das Turnier berichteten. Und wir haben es geschafft, im Hauptteil der Rheinischen Post mit einem großen halbseitigen Bericht dargestellt zu werden. Der Reporter erzählte uns, dass dies der erste große Squash-Bericht in der Rheinischen Post im Hauptteil gewesen sei. Insgesamt zahlt sich aus, dass wir hier in Brüggen vom ersten Tag an einen sehr guten Kontakt zur lokalen Presse aufgebaut haben. Und die lokale Presse nimmt dieses internationale Squash-Turnier als einen der sportlichen Höhepunkte im gesamten Kreisgebiet Viersen wahr – neben der Billard Weltmeisterschaft und dem traditionellen Hochsprung-Event in Süchteln. Das motiviert und freut uns sehr.
Wir können den Konjunktiv bereits ausblenden – wir werden im nächsten Jahr wieder an den Start gehen. Wir haben bereits ein positives Signal von unserem Sponsor, der Arbeitnehmerüberlassung mano aus Mönchengladbach, bekommen, dass sie im nächsten Jahr wieder mit dabei ist. Die einzige Frage ist derzeit, ob wir es schaffen werden, aus dem PSA M5 ein M10 Turnier, also statt 5.000 mit 10.000 US Dollar Preisgeld, zu machen. Dazu brauchen wir weitere Sponsoren, die wir derzeit suchen.
Na ja – da ist natürlich noch die große persönliche Enttäuschung, dass wir weder seitens des Squash Landesverbands Nordrhein-Westfalen noch vom Deutschen Squash Verband (DSQV) unterstützt wurden, sondern sogar vollständig ignoriert wurden. Irgendwie startet man in solch ein Projekt mit der Vorstellung, dass es für jeden, der Squash mag, eine tolle Sache ist, wenn wieder einmal nach so langer Zeit ein PSA Turnier in Deutschland stattfindet. Der Verband wurde früh über das Turnier in Brüggen informiert, sogar schon bevor wir aktiv geworden sind. Dass niemand vom Verband sich hier hat blicken lassen, das hat uns schon verwundert – ebenso wie die Tatsache, dass der DSQV genau an diesem Wochenende, an dem das Finale in Brüggen gespielt wurde, zu einer großen Tagung (Anmerkung der Redaktion: Squash Vision Days) nur 15 km entfernt, in Mönchengladbach, eingeladen hat. Hier werden meiner Meinung nach große Möglichkeiten wissentlich vertan, Squash gemeinsam nach außen zu präsentieren. Ich denke, es ist höchste Zeit, dass alle, die den Squash-Sport mögen, endlich ihre Eitelkeiten und Befindlichkeiten hintenan stellen – und sich für den Sport und dessen Außendarstellung unabhängig von Personen und deren persönlichen Ansehen einsetzen.
Alexander Lukasch führte das Gespräch für squashnet.de