Willi Eickworth
Es war insgesamt eine tolle Veranstaltung, aber es war vor allem aus Sicht der Schiedsrichter eine ungeheure Aufwertung des deutschen Verbands, denn schließlich waren von den 37 eingesetzten Referees zehn Deutsche. Und sie haben gute Leistungen gezeigt – vor allem auch im Vergleich mit den Referees der anderen Nationen.
Das sind Peter Zöbelein aus Bayern, Ralf Harenberg und Torsten Maltzahn aus Nordrhein-Westfalen sowie Thomas Wachter, ein Österreicher, der in Deutschland lebt. Ich sehe dies als Erfolg der umfassenden Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen des DSQV-Schiedsrichterausschusses.
Ja, weil die Spitze das Eine ist, die Breite das andere. Sie muss getragen werden von einem breiten Fundament. Und hier passiert sicherlich in den Landesverbänden momentan zu wenig, und der DSQV hat sich aus Kostengründen aus der Schiedsrichterausbildung zurückgezogen. Ich bin sicherlich ein unbequemer Mahner. Ich lege mich, wenn es sein muss, mit allen an, wenn ich von etwas überzeugt bin.
Sie fußt auf dem Grundkurs, danach folgen C-Lizenz, B-Lizenz und die A-Lizenz als höchste deutsche Einstufung, die auch internationale Einsätze ermöglicht. Dann folgen die Einstufungen für Einsätze auf europäischer oder Weltebene. Die höchste Stufe ist der World Referee.
Es gibt zehn in Deutschland mit einer A-Lizenz und 50 (da sind die zehn enthalten) mit einer B-Lizenz. Nach unten kann ich es nicht genau sagen. Jeder, der Oberliga spielt, muss ja auch eine Schiedsrichter-C-Lizenz haben. Ob dies aber wirklich gelebt wird, kann ich nicht sagen.
Das allerwichtigste ist, dass für das gleiche Vergehen die gleiche Strafe erfolgt. Völlig falsch ist auch der Gedanke, „everbodys darling“ zu sein. Ich bin immer nach dem Prinzip verfahren: jeder kennt mich, aber nicht jeder muss mich mögen. Zu einem guten Spiel gehören auch Spieler, die ihre Arbeit machen, nicht nur die Schiedsrichter. Er kann durch seine klare Linie verhindern, dass die Spieler sich quasi gegen ihn verbünden, weil sie ihn als entscheidungsschwach ansehen.
Es ist in 50 Prozent der Fälle hilfreich, wenn der Schiedsrichter schnelle Rallyes aus eigener Erfahrung noch kennt, doch entscheidender ist, dass die Schiedsrichter durch genügend Einsätze daran gewöhnt werden, diese schnellen Ballwechsel emotionslos zu begutachten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mir mal der ägyptische Weltklassespieler Magdi Saad gesagt hat: ‚Du musst das Spiel nicht können, du musst nur entscheiden und dabei nicht umfallen.‘ Ich sage auch immer: Das Regelwerk ist mehr als das was auf dem Papier steht. Es muss zwischen den Parteien, zwischen Spielern und Schiedsrichtern gelebt werden.
Der Einsatz der Videoentscheidung oder des Dreiersystems in der Bundesliga ist ein Traum. Sechs Augen sehen schließlich mehr als zwei oder vier. Momentan wird das Dreiersystems nur bei PSA-Turnieren ab 50.000 Dollar und bei ESF- und WSF-Turnieren auf Glascourts eingesetzt. Die Videoentscheidung wird nur bei PSA-Turnieren ab 115.000 Dollar, weil hier auch das entsprechende Fernseh-Equipment vorhanden ist.
Ich will ja nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern, aber ich kenne World Referees, die nicht einmal schreiben können und European Referees, die kein Wort Englisch verstehen. Hier spielt Verbandspolitik manchmal eine große Rolle. Die Leidtragenden sind in jedem Fall die Spieler.
squashnet-Redakteur Bernd Ruof befragte Schiedsrichter-Obmann Willi Eickworth …