Squash und Poker – eine schlagkräftige Kombi
Squash hat sich längst als eine der beliebtesten Rückschlagspiele der Welt etabliert, und das nicht ohne Grund: Diese Sportart fördert nicht nur die Koordination, sondern auch Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Zudem erfordert der rasante „Schlagabtausch“, der auch die Seitenwände miteinbezieht, viel Kraft. In Profi-Wettkämpfen sind Ballgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h keine Seltenheit, doch es kommt viel mehr auf die Präzision des Schlags als die eigentliche Härte bzw. Geschwindigkeit an. Warum sich ausgerechnet Pokerspieler, die nicht eben für ausgedehnte körperliche Aktivitäten bekannt sind, dem Squash als Ergänzungssport zuwenden, ist leicht erklärt. Aber auch immer mehr Squasher finden auf der anderen Seite Gefallen am Pokersport und greifen zu den Karten.
Der äußerliche Kontrast könnte kaum größer sein: Hier stehen die Kontrahenten Seite an Seite auf dem Feld, treiben mit komplexen Schlagtechniken den Ball vor sich her, drehen und wenden sich blitzschnell – dort sitzen sich die Konkurrenten am Tisch gegenüber, schauen sich kurz in die Augen, um dann wieder angestrengt in die Karten zu blicken. Und doch haben beide Sportarten einiges gemeinsam, sie erfordern höchste Konzentration, ein gutes Stück Voraussicht, Ausdauer und Disziplin. Beim Squash läuft eben nicht nur der Körper auf Hochtouren, sondern auch der Geist, da blitzschnelle Reaktionen erforderlich sind und auch anstrengende, lange Ballwechsel durchgehalten werden müssen. Das Pokern findet hauptsächlich im Kopf statt, dort wird kombiniert, reagiert und manchmal auch geschickt getrickst.
Der deutsche Squash-Spieler Dirk Jaspert fand deshalb von seinem langjährigen Lieblingssport zum Kartenspiel, weil er mit über 40 Jahren dem jungen Nachwuchs auf dem Court kaum noch standhalten konnte. Sein Körper verlor zwar an Leistungsfähigkeit, doch der Verstand blieb hellwach: Zeit also, um einen großen Teil der jahrelang antrainierten Fähigkeiten auf einem anderen Feld erfolgreich anzuwenden. „Pokern ist Erfahrung, Übersicht, Taktik und Mathematik“, sagte Jaspert einst im Interview – und genau das hat er dem ungestümen, jungen Pokernachwuchs nun voraus: Sein jahrelanges Squashspiel schulte nicht nur seine Physis, sondern auch die Psyche.
Beispielsweise Jan Koukal (CZE, beste WRL 39) oder Mark Krajcsak (Bild li, HUN, beste WRL 37) sind bekannt dafür, mit dem Poker Geld zu verdienen…
Theo Jørgensen, Mitglied im renommierten Team PokerStars, kommt sozusagen aus der anderen Richtung. Als echter Kartenspiel-VIP greift er in seiner Freizeit nicht nur zu den Boxhandschuhen, sondern auch zum Squash-Schläger. Dabei steht für ihn nicht nur der gezielte Stressabbau im Mittelpunkt, sondern in erster Linie der Erhalt der körperlichen Fitness und die Anwendung der im Pokerspiel erlernten Skills auf einem ganz anderen Gebiet. Sein Poker-Kollege Gus Hansen tat sich sogar im Jahr 2014 mit dem bekannten Squash-Profi Morten Wiegandt zusammen und eröffnete ein Squash-Center in Dänemark.
Poker-Pro Gus Hansen über seine Begeisterung für den Squash-Sport, im Jahre 2011, in Rotterdam…
Hansen war vor seiner Pokerkarriere ein recht erfolgreicher Tennisspieler, so blieb er also seiner Linie treu – mit einem kurzen Abstecher in den Denksport. Sogar in der dänischen Squash-Nationalmannschaft wirkte Hansen bereits aktiv mit, doch im Endeffekt blieb er, wie der sprichwörtliche Schuster, stets bei seinen Leisten und ist nach wie vor im Pokersport aktiv.
Mathew Moore, der just in diesem Sommer noch diverse Preisgelder bei der inoffiziellen Pokerweltmeisterschaft WSOP absahnte, sucht seinen Ausgleich ebenfalls beim Squash. Und mit Tobias Hausen wagt sich auch ein deutsches Pokertalent auf den Platz der schnellen Bälle, um sich für anstehende Kartenspielturniere fit zu halten – und Körper und Geist auf Höchstleistung zu trimmen. Denn genau das ist es, was Pokerspieler zum Squash zieht – und Squashplayer zum Kartenspiel: Beide Aktivitäten dienen der Fitness, sie ergänzen sich wunderbar gegenseitig, besitzen aber auch genügend Überschneidungen, um bereits erworbene Fähigkeiten auf den jeweils anderen Bereich zu übertragen. Nach dem Squash-Training läuft das Pokerspiel oft einfach besser – und andersherum lässt sich so auch außerhalb einer Partie der Geist und die Kombinatorik fit halten.
Körperliche Fitness regt auch die Gehirnaktivität an, das haben Forscher längst herausgefunden. Ein wacher, schnell arbeitender Verstand stellt wiederum eine der wichtigsten Voraussetzungen dar, um im Squash-Spiel erfolgreich zu sein. Poker und Squash gehen darum hervorragend Hand in Hand, obwohl es rein äußerlich kaum so aussehen mag.