Oliver Pettke
Selbstverständlich bleiben wir weiterhin beim Du . Ich bin seit Januar 2007 in dieser Position tätig.
Schön, dass Du dich an meine aktive Zeit erinnerst :-) Mir fällt es selbst sehr schwer mich an alles zu erinnern. Mein größter Einzelerfolg war der Titelgewinn bei der Deutschen Einzelmeisterschaft 2000 in Königsbrunn. Davor habe ich es etliche Male nicht ganz geschafft (Vizemeister) und das war damals ein tolles Ergebnis mit einer harten Vorbereitung. Aber die Mühe hat sich ja gelohnt. Im selben Jahr habe ich mich, nach einigen "Wehwechen" nach und nach zurückgezogen, eine Ausbildung gestartet und mich auf mein neues berufliches Leben konzentriert. Trotzdem habe ich weiterhin in der Bundesliga gespielt. Mit CW Bonn/Mülheim habe ich dann sogar noch einen Deutschen Mannschaftsmeister-Titel gewonnen, in einem super Team mit David Palmer, Simon Frenz und Oliver Post, um nur einige zu nennen. Ich weiß gar nicht genau wann ich mit der Bundesliga aufgrund einer Knieverletzung letztlich aufhören musste...das war wirklich schade , war aber unausweichlich zu diesem Zeitpunkt. Mittlerweile ist das andere Knie auch nicht mehr taufrisch, aber für ein Trainingsmatch reicht es ab und an :-) In der Professional Squash Association (PSA) erreichte ich eine Platzierung um 70 und einige Turniersiege bei kleineren Turnieren auf der Tour. Für die Nationalmannschaft zu spielen war immer ein Erfolg. Oft genug wurde ich nicht berücksichtigt, was natürlich in der Situation enttäuschend war aber daraus habe ich dann immer neue Motivation gewonnen und ich wollte es Manfred Herwig umso mehr zeigen. Rückblickend war es sehr lehrreich für mich und half mir in meiner heutigen Tätigkeit. Man enttäuscht ungern Sportler, aber es geht ausschließlich um die Sache und hat niemals persönliche Gründe und das weiß ich heute umso besser!
In meinen ersten Jahren hat mich natürlich die Ikone Jahangir Khan stark beeinflusst. Aber auch Spieler wie Rodney Martin und Rodney Eyles, Chris Robertson fand ich spitze. Später versuchte ich von Spielern wie Hansi Wiens und Simon Frenz, den ich dann im Jahr 2000 im Finale der DEM besiegte, einiges abzugucken. Florian Pössl war auch jemand von dem ich gelernt habe und den ich beäugte um bloß rauszufinden wie er das Angriffspiel anging. Trainiert habe ich viel mit dem damaligen Bundestrainer Manfred Herwig, meinen damaligen Trainern Ralf Brandt oder Lars Schweinitz. Zusätzlich habe ich von vielen anderen Trainern profitiert. Solo Einheiten standen ebenfalls auf der Tagesordnung! Ich bin der Meinung von jedem ausgebildeten Trainer und Spieler kann man, wenn man zuhört, Augen aufhält und offen ist, etwas lernen. Jeder, ob Spieler oder Trainer, hat seine speziellen Stärken. Zusätzlich habe ich auch viel mit Teamkameraden trainiert, wie z.B. Kai Klosa oder Uwe Peters mit denen ich vor Ort in Mülheim, Münster oder Köln trainierte. Ich saß trotzdem viel im Auto um mein Training zu absolvieren.
Selbstverständlich habe ich Kontakt zu dem einen oder anderen Heimtrainer. Aber ich denke die Landesverbände haben gute Landesverbandstrainern, die mir zuarbeiten und mit denen ich mich häufig austausche. Bei den Jugendturnieren verschaffe ich mir einen Überblick und schaue auch auf Perspektive wenn ich nominiere. Auch wenn es die Leute im Jugendbereich ungern hören, aber es geht mir nicht um einen Deutschen Jugendmeister, sondern es geht darum möglichst viele Spieler im Erwachsenenbereich zu sehen und für die jeweilige Erwachsenen-Nationalmannschaft zu nominieren. Das muss meiner Meinung nach der Anspruch eines Dachverbandes sein. Wir wollen Leistungssport und fördern und fordern ihn auch.
Ich meinen Augen ist es ein ganzes Paket worauf geachtet werden muss. Ganz wichtig ist in meinen Augen aber die technische Ausbildung. Im 5. Satz bei 11:11 entscheidet oft die Technik und nicht die Physis, denn beide Athleten sind bis dahin schon körperlich gekommen und wenn die Chance da ist den Ball erfolgreich zu "versenken" benötigt dies eine gute technische Grundlage/Ausbildung. Außerdem kann ich mich im Erwachsenalter wesentlich einfacher und schneller körperlich verbessern als wenn ich die Technik umstellen muss. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Motivation des Athleten- wie weit möchte er kommen, welche Entbehrungen nimmt er in Kauf, usw... Der Trainer darf nicht motivierter sein als der Athlet. Es macht jedem Trainer mehr Spaß mit jemandem zu arbeiten der bereit ist Grenzen zu erreichen oder manchmal auch zu überschreiten anstatt ihn ständig aufzufordern seine Arbeit zu erledigen.
Die Situation hat sich ja mittlerweile geändert. Zuerst ist die WM ja nicht abgesagt worden, sondern als Ergebnis des Drucks zahlreicher Nationen, zu denen auch England, Frankreich und Deutschland gehörte, verschoben und dann schließlich komplett abgesagt worden. Natürlich ist es sehr schade, dass wir nicht spielen konnten – es wäre sicher eine sehr interessante, weil enge Angelegenheit geworden. Aber wir werden im kommenden Jahr bestimmt wieder versuchen, erfolgreich an der WM teilzunehmen.
Der Stellenwert der Sportart Squash als auch des Sports im Allgemeinen, und das betrifft vor allem auch die finanzielle Förderung nichtolympischer Sportarten wie eben Squash, ist in Ägypten einfach ein anderer als in Deutschland. Im Squash ist das auch traditionsbedingt. Außerdem ist es für einige Sportler das Größte, sich über den Sport gesellschaftlich herauszustellen oder zu verbessern. Durch die große Dichte an guten Spielern ist das Niveau in Ägypten wahnsinnig hoch, im Training und Wettkampf, was jedem Athleten hilft, sich zu verbessern. Wenn man sich die Teilnehmerzahlen von Jugendturnieren in Ägypten ansieht, kommt man aus deutscher Sicht ins Schlucken. Das werden wir niemals erreichen können und haben wir noch niemals in Deutschland so gehabt. Aber wir befinden uns auf einem guten Weg und haben beispielsweise neben erhöhten Förderbeiträgen erstmals einen Zugang zur Förderung unserer Athletinnen und Athleten durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe erreichen können.
Zunächst fokussiert sich die gesamte Sportförderung in Deutschland auf die olympischen Sportarten, zu denen Squash bisher nun mal nicht gehörte, und auch das Medieninteresse ist stark orientiert am Fußball und wird anderen Sportarten herzlich wenig gerecht. Auch im Bereich Sportstättenbau kann Squash nicht auf Unterstützung der öffentlichen Hand hoffen, da sind wir komplett abhängig von kommerziellen Sportanlagenbetreibern, die nicht nur regional unterschiedlich stark verbreitet sind, sondern was unsere Sportart auch nicht unbedingt kostengünstiger werden lässt. Das sportliche Konkurrenzangebot ist in Deutschland zudem sehr groß und jeder Verband wirbt stark um die Talente. Wir sind nicht die einzige Sportart die mit solchen strukturellen Problemen zu tun haben, aber wir sollten nicht klagen sondern vielmehr die Chancen sehen und versuchen, Lösungen zu finden.
Simon ist zweifelsohne unser Topspieler, der es geschafft hat den langen harten und steinigen Weg erfolgreich zu meistern. Alleine dafür sollte man ihn schon Respekt zollen und seine Leistungen schätzen. Raphael Kandra und Jens Schoor sind ebenfalls auf einem guten Weg. Carsten Schoor und Rudi Rohrmüller gehen beispielsweise einen anderen Weg und sind damit auch erfolgreich. Alle zusammen spielen gerne für Deutschland und das ist der größte Gewinn für den deutschen Squashsport. Das zeigen sie auch mit ihren erreichten Ergebnissen in den letzten Jahren. Die jungen Athleten - ohne hier irgendeinen Namen explizit zu nennen - müssen erst einmal ihren Weg in den Erwachsenenbereich gehen. Sie zeigen allesamt gute Entwicklungen und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen, oder sie auch teilweise zu begleiten. Sie haben aber leider momentan ein „Problem": Die Herrenmannschaft ist zur Zeit sehr stark und es wird sehr schwer, in der nahen Zukunft einen aktuellen Spieler abzulösen. Aber wer weiß, wir sind im Sport und da kann man mit viel Einsatz schnell etwas verändern.
Hier ist guter Rat extrem teuer. Selbst so große Squashnationen, wie England oder Frankreich leiden darunter und finden keinen Masterplan oder eine passende Lösung. Trotzdem muss es in unserem Interesse sein, Mädchen für unsere Sportart zu gewinnen und auch zu binden. Für dieses Problem suchen wir auch noch die passende Antwort
Alexander Lukasch führte das Interview mit Bundestrainer Oliver Pettke für squashnet.de…