Ägypten und England bestreiten Team-WM-Finale!
Nachdem das deutsche Team um Bundestrainer Oliver Pettke Indien besiegt hatte und somit um Platz fünf spielen wird, standen die Halbfinale der Herren-Team-WM in Mulhouse auf dem Programm.
Um es vorwegzunehmen, es waren zwei Begegnungen der besonderen Art. Es begann damit, das Ägypten ihre Nummer eins Ramy Ashour nicht aufstellte, weil dieser für das Finale geschont werden musste, da er sich im Viertelfinale gegen den Inder Saurav Ghosal ein paar Blessuren zugezogen hatte. Sicher eine Entscheidung, die Ägyptens neuer Coach, Mohamed Medhat Morsi, so schnell nicht vergessen wird, da sie beinahe in der Katastrophe für das erfolgsverwöhnte Land geendet hätte.
Im Auftakt-Match hatte der Australier Cameron Pilley (WRL 13) erneut einen glänzenden Tag und besiegte den ägyptischen Weltranglistenfünften Karim Darwish 3:1, was Australien eine etwas unerwartete 1:0-Führung bescherte.
Morsis Nervosität stiegt, als im zweiten Spiel der 36-jährige Australier David Palmer gegen den elf Jahre jüngeren Omar Mosaad (WRL 11) die 1:0-Satzfühung erspielte. Allerdings schien die Pausenansprache des Ägypten-Coaches gewirkt zu haben, denn Mosaad konzentrierte sich nun auf seine Stärken und nutzte seine bessere Physis aus, um Palmer unter Druck zu setzen. Das Ergebnis war eindeutig: Mosaad bekam das Match unter Kontrolle und glich mit seinem 3:1-Sieg zum 1:1-Unentschieden aus.
Somit wurde die Entscheidung zwei Spielern überlassen, die sich noch niemals in ihrer Kariere in einer solchen Situation befunden hatten. Laut Papierform hätte es für den Ägypter Tarek Momen (WRL 10) eine klare Angelegenheit sein sollen, den 17 Plätze hinter ihm in der Weltrangliste stehenden Australier Ryan Cuskelly zu besiegen. Doch Momen hatte zeitweise mehr mit den Nerven als mit dem Gegner zu kämpfen und so ging das Spiel auch in den entscheidenden fünften Satz. Hier erwischte Momen einen glänzenden Start, gewann recht souverän und sicherte so seinem Land den Final-Einzug.
Wenn einer der mehr als 1.500 Zuschauer dachte, dies sei an Spannung nicht zu überbieten, der lag gründlich daneben. Das erste Spiel der zweiten Halbfinalbegegnung, zwischen dem Engländer Nick Matthew (WRL 4) und dem Franzosen Greg Gaultier (WRL 2), hatte alles was ein Squash-Match zu unvergessenen Ereignis macht: Spannung, Action, Drama und Fairness. Geschlagene 138 Minuten kämpften die beiden um den Sieg, wobei beide zwischenzeitlich von Krämpfen geplagt waren, doch keiner wollte aufgeben. Im entscheidenden fünften Satz ging es hin und her und Gaultier sah deutlich angeschlagen aus. Dennoch hatte er urplötzlich beim Stande von 10:7 Matchball. Doch anstatt das Risiko und die Entscheidung zu suchen, entschied sich Gaultier dazu, sich auf lange Ballwechsel einzulassen. Matthew war dies gerade recht, denn er schien deutlich frischer, wenn man diese Beschreibung überhaupt für einen der beiden hätte verwenden können. Der Engländer holte Punkt um Punkt auf, zwang Gaultier in den Tiebreak, denn er 12:10 gewann und somit den französischen Finaltraum größtenteils zerstörte.
Da der französische World-Open-Sieger des Jahres 2004, Thierry Lincou, der seit gut einem Jahr nicht mehr auf der PSA-Tour spielt, seinen englischen Gegner James Willstrop (WRL 3) vor einem Monat bei der Team-Europameisterschaft hatte besiegen können, hofften die meisten Zuschauer auf einen erneuten Sieg. Doch Willstrop hatte einen anderen Plan und den setzte er mit aller Konsequenz um, wenngleich auch zeitweise mit etwas zuviel körperlichem Einsatz. Nur einmal griff der walisische Hauptschiedsrichter durch und bestrafte den Engländer dafür, dass er zumeist absichtlich, wenngleich sehr geschickt, den direkten Weg zum Ball für den Franzosen blockierte, um sich so einen Vorteil zu verschaffen. Allerdings muss auch gesagt sein, dass Lincou zu passiv agierte, um Willstrop aus der beherrschenden Position herauszubringen und somit ging der 3:1-Sieg des Engländer sicher in Ordnung.
Mit Ägypten und England treffen die beiden Finalisten der letzten WM in Paderborn 2011 erneut aufeinander. Wer am Ende die Nase vorn haben wird, scheint völlig offen zu sein.
Alle Achtelfinal-Spiele auf den drei ASB-Glas-Courts können per Live-Stream verfolgt werden.