Ägyptisches Finale in El Gouna!
Bei den mit 115.000 US Dollars dotierten El Gouna International Open gab es in den Halbfinalbegegnungen, für welche sich ein Franzose und drei Ägypter qualifizierten, Squash vom Feinsten zu sehen. Zunächst standen sich der an Position eins gesetzte Greg Gaultier (FRA, WRL 1) und der an Position drei gesetzte Mohamed El Shorbagy (EGY, WRL 3) gegenüber. Auf dem Papier scheinbar eine klare Angelegenheit, hatte der 31-jährige Franzose doch alle bisherigen neun Begegnungen gegen den acht Jahre jüngere Ägypter, der zurzeit im englischen Bristol lebt, gewonnen. In England bekam er vom sechsfachen British-Open-Sieger Jonah Barrington den letzten Squash-Feinschliff, als Shorbagy gleichzeitig seinen Schulabschluss in der südenglischen Millfield School absolvierte.
Für das Halbfinale hatte sich der in Alexandria geborene Ägypter viel vorgenommen und so begann er von Anfang druckvoll zu agieren, musste allerdings für den ersten Satzgewinn 21 Minuten lang sehr hart arbeiten, da ihm Gaultier nichts schenkte. Der zweite Satz sollte eine Demonstration werden, was den Squash-Sport auf höchsten Niveau ausmacht: Präzises, dynamisches Spiel, welches auf höchstem physiologischem Level geführt wurde, gepaart mit mentaler Härte und von taktischen Raffinessen geprägt, die manches Mal hart an der Grenze des Erlaubten waren. Gaultier, sich dessen bewusst, nicht den besten Tag erwischt zu haben, kämpfte gegen die drohenden Niederlage an. El Shorbagy hielt dem entgegen und versuchte den einsetzenden körperlichen Abbau durch taktische Spielchen zu verlangsamen. Hierzu forderte er mehrmalig des Court-Services zum Wischen an, um durchatmen zu können. Gaultiers Beschwerden beim Unparteiischen halfen allerdings nichts. Der zweiten Satz dauerte ganze 49 Minuten, so lange, wie manches Viertelfinalspiel insgesamt und endete 16:14 zum 1:1 Satzausgleich für den Weltranglistenersten.
Im dritten war Shorbagy sichtlich angeschlagen, raffte sich aber immer wieder auf, schlug einzigartige „Winner“ und wurde durch einfache, vermeidbare Fehler Gaultiers unterstützt. Den Gewinn des dritten Satzes hatte der Ägypter seiner höheren Risikobereitschaft zu verdanken. Im vierten Durchgang schien Gaultier beinahe zu resignieren, da er schnell 0:5 zurück lag. Allerdings kämpfte sich der Franzose zum 8:8-Ausgleich heran. Dies half ihm aber nicht viel, denn El Shorbagy war einfach das Quäntchen besser und glücklicher und schaffte somit im zehnten Aufeinandertreffen, nach 112 Minuten, den ersten Sieg gegen Gaultier. „Es war das härteste Match meines Lebens und ich werde mich wohl lange daran erinnern“, twitterte Shorbagy kurz nach dem Match.
Dieses Schauspiel wird sich der zweite Finalist und Titelverteidiger, Ramy Ashour (EGY, WRL 4), sicher mit voller Zufriedenheit angeschaut haben, musste er doch 76 Minuten weniger für den Finaleinzug arbeiten. Allerdings schaute Ashour wohl eher nur zeitweise, musste er sich doch auch auf sein Halbfinale mit dem vierfache World Champion Amr Shabana (EGY, WRL 8) vorbereiten. Gegen den vorangegangenen „Schlagabtausch“ schien diese Begegnung eher wie ein ägyptisches Familientreffen alter Brüder anzumuten. Zwar bot Shabana brilliantes Squash und überraschte oftmals mit unkonventionellen Schlägen, doch Ashour war aber immer zur Stelle und hatte eine bessere Antwort parat. Am Ende gewann der 26-jährige „Wunderknabe“ gegen den acht Jahre älteren „Maestro“ in drei Sätzen und steht nun, nach 2010 und 2012, zum dritten Mal im Finale der El Gouna International Open – 2012 gewann Ashour gegen den Engländer James Willstrop (WRL 6) und 2010 unterlag er seinem Landsmann Karim Darwish (WRL 9).
Das Finale ist am Freitag um 20:00 Uhr (Matchbilanz in Klammer) angesetzt und live auf SquashTV zu sehen:
[2] Ramy Ashour (EGY, WRL 4) v [3] Mohamed El Shorbagy (EGY, WRL 3) – (4:2)
Viele Action-Bilder gibt es in der iLoveSquash-Galerie.