Frankreich gewinnt Gold – Deutschland Bronze!
Frankreich besiegt im Finale der European Team Championship (ETC) England und wird zum zweiten Mal Team-Europameister der Männer. Das deutsche Herren-Team setzt sich im „kleinen Finale“ hauchdünn gegen Schottland durch und holt Bronze. Bei den Damen verteidigen die Engländerinnen ihren Titel erneut. Die deutschen Damen gewinnen die Division 2 und steigen wieder auf.
Deutsche Herren holen Bronze!
Die deutschen Männer um Bundestrainer Oliver Pettke waren im Semifinale Frankreich klar mit 0:4 unterlegen. Die an Position drei gesetzten Schotten verloren ebenso deutlich gegen England. So trafen sich zum sechsten Mal in Folge das an vier gesetzte Deutschland und Schottland im Spiel um Platz drei. Vier Mal hatte die deutsche Auswahl gesiegt und die Bronzemedaille gewonnen. Im vergangenen Jahr verloren die Deutschen wegen des schlechteren Satzverhältnisses, es sollte diese Jahr wieder eine knappe Angelegenheit werden.
Rudi Rohrmüller gegen Schottlands Position drei Douglas Kempsell (WRL 98) und Simon Rösner (WRL 10) gegen Alan Clyne (WRL 31) an der Spitzenposition machten zeitgleich den Anfang. Rösner auf dem Glas-Court, Rohrmüller auf konventionellem. Beide Begegnungen gab es bereits im vergangenen Jahr in Warschau. Rösner siegte in fünf Sätzen, Rohrmüller verlor in fünf. Genau wie in diesem Jahr allerdings gewann Rösner klar in drei Sätzen, was am Ende bedeutsam werden sollte. Rohrmüller unterlag dem Schotten mit 1:3-Sätzen. Somit stand es in der Begegnung 1:1 unentschieden.
Im Anschluss spielten Raphael Kandra (WRL 46) gegen Greg Lobban (WRL 66) und Valentin Rapp (WRL 406) gegen Kevin Moran (WRL 272), Rapp durfte auf dem Glas-Court ran. Kandra stand seinem schottischen Gegner bereits fünf Mal als Gegner im Court gegenüber, gewonnen hatte er zwei Mal. Die beiden bislang letzten Aufeinandertreffen, bei den Team-EMs der vergangenen zwei Jahre, gewann Lobban. Der ging auch zunächst mit 1:0 nach Sätzen in Führung. Kandra gewann anschließend aber die folgenden drei Sätze, den vierten mit 12:10 im Tiebreak.
Damit stand es schließlich 2:2 unentschieden. Auch im Satzverhältnis herrschte 7:7-Gleichstand. Damit mussten die Punkte entscheiden. Da hatten die Deutschen insgesamt sechs Stück mehr auf der Habenseite, gewannen so denkbar knapp das Spiel um Platz drei gegen Schottland und holten wieder einmal die Bronzemedaille! „Ein dritter Platz und die Revanche fürs letzte Jahr ist geglückt“, sagt Rösner zum Abschneiden seines Teams. Es ist ein „Top-Ergebnis, mit dem wir mehr als zufrieden sind! Sogar England haben wir in der Gruppe alles abverlangt“, so der elffache Deutsche Einzelmeister weiter. Auf die Frage, ob mit einem Sieg gegen Spanien noch mehr drin gewesen wäre, antwortet der Paderborner lakonisch „wäre, wäre“.
Frankreich deklassiert den Rekord-Europameister!
Auch wenn Quervergleiche oft wenig aussagekräftig sind, deuteten die Vorrunden-Ergebnisse bereits darauf hin, wer in Helsinki das Rennen machen wird. Betrachtet man die Einzelpartien, so konnte man sich vor dem Finale auch fragen, wer vom 40-fachen Europameister England in diesem Jahr gegen Frankreich gewinnen solle. Daryl Selby (ENG, WRL 12) gegen Gregoire Marche (FRA, WRL 25) vielleicht. Zum einen wegen der Weltranglisten-Position, zum anderen wegen des direkten Vergleichs von 3:1-Siegen zu Gunsten des Engländers. Selby unterlag im ersten Match des Herren-Finals gegen Marche allerdings in vier Sätzen.
Nick Matthew (ENG, WRL 4) gegen Greg Gaultier (FRA, WRL 1) hieß die nächste Begegnung auf dem Center-Court. Der Engländer unterlag in der Gruppenphase dem Spanier Borja Golan (WRL 15) in fünf Sätzen. Gaultier scheint in seiner derzeitigen Form hingegen nahezu unbesiegbar. Lediglich gegen Simon Rösner hatte er zuletzt verloren – beim interactiveSquash am Münchner Flughafen (siehe: „Was macht Grégory Gaultier hier?“). Gleich im ersten Satz rückte dann der Glas-Court in den Mittelpunkt des Geschehens, besser gesagt dessen Boden. Die beiden Akteure beanstandeten, dass dieser zu rutschig sei. Schiedsrichter Ralf Harenberg aus Deutschland wies also an, dass der Court-Boden gewischt werde.
Es handelte sich dabei übrigens nicht um einen Court des Marktführers und offiziellen PSA-Partners aus Deutschland, sondern um ein anderes Fabrikat. Dies sei nur deshalb erwähnt, weil es in den Sozialen Medien zu anderslautenden Behauptungen und daraus resultierenden Missverständnissen gekommen war. Das Wischen brachte wohl nicht den gewünschten Erfolg, der Boden wurde nicht besser. So entschied man auf einem konventionellen Court weiterzuspielen. Nach Gaultiers Gewinn des ersten Satzes kamen die Spieler jedoch auf den Glas-Court zurück, denn auf dem anderen schien es wohl auch nicht besser zu sein. Am Ende setzte sich der Weltranglistenerste in vier Sätzen durch und holte den zweiten Punkt für die „Grande Nation“.
Als schließlich Mathieu Castagnet (WRL 25) auch noch James Willstrop (WRL 7) mit 3:1-Sätzen besiegte, stand Frankreich als Europameister fest. Aber auch Castagnets Sieg überraschte, trotz der Weltranglisten-Positionen, nicht wirklich. Willstrop zeigte sich in seinen letzten Matches nicht in Bestform. Der Franzose befindet sich hingegen in Topform und hatte auch die beiden vorangegangenen Matches gegen Willstrop gewonnen. Somit stand Frankreich im 17. Aufeinandertreffen mit England und im zehnten EM-Finale gegen sie in Folge, nach dem Jahr 2015, zum zweiten Mal als Mannschafts-Europameister fest.
Damen wieder erstklassig!
Im vergangenen Jahr, in Warschau, war die Deutsche Damen-Nationalmannschaft um Coach Uwe Peters in Division 2 abgestiegen. Die beiden Finalisten sollten dieses Jahr wieder aufsteigen. Als Topgesetzte erfüllten die deutschen Damen die in sie gesetzten Erwartungen. Sina Wall (WRL 108), Franziska Hennes (beste WRL 105), Nele Hatschek und Mareike Omlor gelangten nach Siegen in allen Gruppenspielen als Gruppenerste in die Vorschlussrunde. Da besiegten sie Schottland und zogen ins Endspiel gegen die Schweiz ein, was den Wieder-Aufstieg bedeutete.
Sina Wall setzte sich an Position eins gegen Cindy Merlo (WRL 149), die Finalistin der diesjährigen German Junior Open, in drei Sätzen durch. Auch an Position drei gewann Nele Hatschek gegen Marija Shpakova (WRL 115). Hatschek blieb so die gesamte Team-EM ungeschlagen und verhalf dem deutschen Damenteam so zum Sieg und dem direkten Wiederaufstieg in die erste Division.
England gewinnt erneut Damen-EM-Titel!
Bei der Team-EM der Damen blieb die Überraschung aus. Obwohl die Engländerinnen ohne Laura Massaro (WRL 2) in Helsinki angetreten waren, durchliefen sie scheinbar ohne größere Mühen und ohne Matchverlust das Turnier. Im Finale setzte sich Englands Sarah-Jane Perry (WRL 8) gegen Camille Serme (WRL 3) zwar ebenso in fünf Sätzen durch, wie Fiona Moverly (WRL 27) gegen Laura Pomportes (WRL 58). Damit war das Damenfinale bereits nach zwei Matches entschieden und England erneut Mannschafts-Europameister der Damen.