Fußball, Squash, Gauchos und Spaß-Bremsen!
Es ist vollbracht, nach 1954, 1974, 1990 ist Deutschland 2014 wieder Weltmeister – und zwar ganz Deutschland, denn alle sind im Fußball-Siegesrausch. Somit hat Deutschland im Fußball das zum vierten Mal geschafft, was im Squash wohl noch lange verwehrt bleiben dürfte.
Die Squash-Nationen und der Fußball!
Im squashnet-Artikel „Italien besiegt England“ wurde die These aufgestellt, dass die großen Nationen im Squash, im Fußball eher nicht so erfolgreich sind. Diese These wurde bei dieser FIFA-WM 2014 weiter bestätigt: Die große Squash-Nation England, die sich in Kürze bei den Commonwealth Games, in Glasgow, in feinstem britischen Kolonialstil, aber in Abwesenheit ernsthafter Konkurrenz, wieder einmal feiert, die Weltherrschaft im Squash inne zu haben, ist in Brasilien sang und klanglos in der Vorrunde ausgeschieden. Genauso wie Australien. Ägypten und Pakistan waren bei der Endrunde in Brasilien gar nicht am Start.
Grenzwertig ist lediglich das Abschneiden von Frankreich zu bewerten. Im Squash sind die Franzosen als feste Größe zur Weltspitze zu rechnen. Und bei der FIFA-WM waren sie im Viertelfinale, also unter den besten Acht, wo sie in einem sehr guten Spiel knapp gegen den späteren Weltmeister ausgeschieden sind. Das Viertelfinale hätte (hätte, Fahrradkette) auch gut anders verlaufen können, hätte das deutsche Team nicht das frühe Tor durch eine Standardsituation erzielt. Frankreich ist also weiterhin die einzige Nation, von der man sagen kann, sie sei im Squash und im Fußball erfolgreich. Nicht umsonst ist Frankreich die „Grande Nation“!
Getrübte Euphorie im Land der Dichter und Bedenkenträger?
Die internationale Presse ist sich einig, dass Deutschland ein verdienter und würdiger Weltmeister ist, die nationale sowieso. Jogis Jungs haben die perfekte Mischung aus modernem Fußball, absolutem Siegeswillen, politischer Korrektheit und nicht zuletzt Bescheidenheit gezeigt. Nachdem Deutschlands Fußballer 2006 und 2010, in unvollkommenen Sommermärchen, nur Weltmeister der Herzen wurden, haben „wir“ es endlich geschafft. Ein Hoch auf uns ist aus jeder Munde zu hören, auch wenngleich dieser vor der WM nur wusste, dass das Runde ins Eckige muss.
An der Freude über eine super Weltmeisterschaft ändert es auch nichts, dass sich manch erhobener Zeigefinger in der sogenannten „Gaucho-Affäre“ über die sich freuenden Spieler und Fans auslässt. Scheinbar sind auch Moralapostel bemüht, das Sommerloch zu füllen.
Worum geht es in der „Gaucho-Affäre“?
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wurde bei der Feier in Berlin in den Gruppen auf die Bühne der Fan-Meile am Brandenburger Tor gerufen, in denen sie im Spielerhotel in den Zimmern untergebracht waren. Die Gruppe um Miroslav Klose, bediente sich eines Fan-Gesangs, der seit längerem in den Stadien zu hören ist. Er lautet “so gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so” und “so gehen die Deutschen, die Deutschen gehen so”. An der Gaucho-Stelle ging man gebückt, um deprimierte Argentinier zu demonstrieren, dementsprechend in Jubelpose sang man den gleichen Text über das deutsche Team. Man kann sich gern über den Geschmack und den Sinn eines solchen Gesangs streiten, Sinn macht dieser Streit jedoch nicht. Vielmehr liefert er den Spaßbremsen der Nation wieder einmal Futter, um sich zu echauffieren. Seltsam ist jedoch, dass sich keiner über den Gesang „die Nummer eins der Welt sind wir“, ausgerechnet vor dem Brandenburger Tor, aufgeregt hatte…