Markos Kern
Markos Kern: Jeder der bisher am Münchner Flughafen gewesen ist, sagte, es wäre so großartig hier einmal ein Squash-Event durchzuführen. Als ich dann das erste Mal ein Event mit einem solchen Show-Glas-Court besuchte dachte ich mir, wir sollten ihn an unserem Flughafen aufstellen. Dann starteten wir das Projekt und sprachen mit den Verantwortlichen. Wir überzeugten sie davon, dass das eine großartige Idee sei und sechs Wochen später sind wir hier!
Markos Kern: Wir sind relativ neu in der Squash-Szene, ein paar Sachen haben wir schon angestoßen. Wir wussten von Beginn an, dass es nötig ist den Squash-Sport insgesamt zum Wachsen zu bringen, um mit interactiveSquash erfolgreich sein zu können. Also schauten wir was die Squash-Begeisterten am meisten mögen: Turniere auf Show-Glas-Courts. Sie selbst spielen aber auf konventionellen Courts. Deshalb versuchten wir Zugang zu einem Show-Glas-Court für jedermann zu ermöglichen. Zudem wollten wir ein paar Squash-Profis für Werbezwecke gewinnen und den Leuten zeigen, dass Squash ein „cooler“ Sport ist. Wir wollten einen Rahmen schaffen, der vom Normalzustand abweicht. Der Normalzustand ist, es gibt Turniere für die Squash-Spieler und -Fans. Das ist sozusagen eine eigene abgeschlossene Welt. Wir haben nun versucht diese zu verlassen, sie für andere zu öffnen. Wir wollten Menschen erreichen, die nicht so mit dem Squash verbunden sind. Die schon einmal gespielt haben, oder vorhaben es einmal zu versuchen. Deswegen ist der Münchener Flughafen geradezu perfekt dafür: mehr als 140.000 Menschen gehen hier Tag für Tag vorbei!
Markos Kern: Wie gesagt, zurzeit beklagen sich einige darüber, dass Squash nicht richtig wahrgenommen wird. Gleichzeitig können wir feststellen, dass dieselben zurückhaltend sind mit ihrem Sport an die Öffentlichkeit zu gehen und Dinge zu veranstalten. Wir haben den Turnierzirkus – die PSA macht einen tollen Job mit der Vermarktung des Profi-Sports – der immer auf den Profi-Kreis beschränkt ist und nie daraus heraustritt. Zudem gibt es das breitensportorientierte Squash. Alles dazwischen, der gesamte „Mainstream-Markt“ fehlt komplett. Deswegen hoffen wir, dass es bald mehr solcher Veranstaltungen, wie diese hier, gibt.
Markos Kern: Meine erste Berührung mit dem Squash hatte ich vor gut einem Jahr. Eines fiel mir dabei auf: jeder beklagte sich darüber, dass Squash nicht olympisch ist und dass Squash nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt. Gleichzeitig fiel auf, dass der Stand der Innovationen sehr wenig ausgeprägt ist, dass kaum jemand etwas für den Sport tut und sagt: Kommt wir machen einfach etwas. Das kommt sehr selten vor. Für mich ist dieses Dilemma geradezu selbstverschuldet. Also nahmen wir uns vor, etwas zu machen, jemandem ein paar „Arschtritte zu verteilen“. Wenn man etwas will, muss man etwas dafür tun – so einfach ist das.
Markos Kern: Ich werde auf niemanden persönlich zeigen, ich will nicht unhöflich sein. Nun die Verbände finanzieren sich. Es geht aber nicht immer alleine ums Geld. Die Leute sind oft zögerlich, weil sie der Meinung sind, dass man, um nach oben zu gelangen, Geld benötigt. Da kein Geld vorhanden ist, lassen sie es gleich bleiben. Wir müssen aber an der Außendarstellung des Squash-Sports arbeiten Wir müssen bei der Nachwuchsarbeit ansetzen. Es gibt so viele Dinge auf verschiedenen Ebenen zu tun, die nicht direkt mit großen Budgets zusammenhängen. Bei Events zum Beispiel: Die Leute beklagen sich oft, dass sie nicht die großen Sponsoren bekommen und deswegen nicht die großen Events veranstalten können. Es ist doch so: Als Nicht-Squasher gehst Du zu einem Durchschnittsevent und es fehlt einfach der „Wow-Effekt“. Um die großen Sponsoren zu erreichen, muss man diesen „Wow-Effekt“ vorher kreieren oder die Idee vermarkten. Man darf sich nicht nur hinstellen und sagen: BMW sponsert unsere Veranstaltung nicht. So bekommt man keine außergewöhnliche Veranstaltung, sondern nur Durchschnitt hin, wo an allen Ecken und Enden gespart werden muss.
Markos Kern: Nun, ich denke es ist eine Art Bequemlichkeit. Manche beschweren sich über das Niveau, auf dem sich Squash befindet. Ich behaupte, sehr viele sind aber einfach damit zufrieden, wie es ist. Es läuft alles so lala, man wird nicht reich damit, aber Mieten können bezahlt werden. Die Events sind ganz okay, aber dann geht man zu den British Open und das Finale ist nicht ausverkauft. Und da sage ich mir, hey, das ist das Finale, in einem Land mit einem der begeistertsten Publikums im Squash. Es sollte drei Monate vorher ausverkauft sein! Weil die zwei, die sich dort messen, sind Superstars und jeder muss dabei sein. Außerdem sind viel zu wenig junge Leute bei derart Veranstaltungen. Irgendwie aber auch verständlich. Die Turniere sind rein auf den Sport ausgerichtet. Man muss was drumherum haben, es muss einen sozialen Aspekt geben. Jeder will natürlich auch gutes Essen und eine Story, die er am nächsten Tag im Büro erzählen kann: Hey, ich war bei den British Open, da spielte der Beste der Welt gegen den Zweitbesten – aber sonst, gibt es nichts zu erzählen.
Markos Kern: Ich mag solche Vergleiche eigentlich nicht. In der Tat sind wir aber die Neuen, die ein wenig Leben in die Bude zu bringen scheinen. Es ist offensichtlich, dass im Squash eine Menge getan werden muss, um in Bezug auf Medien, soziale Medien oder technische Innovationen auf den neuesten Stand zu kommen. Dennoch versuche ich mich aber lieber an der eigenen Nase zu packen, als anderen zu sagen, was sie zu tun haben (lacht). Ich habe mir Squash ausgesucht, weil ich darin großes Potential sah. Es ist ein Sport, den ich vom ersten Mal an geliebt habe. Dann kam mir die Idee mehr Technologie hinein zu bekommen, mehr Interaktivität. Ich denke, dass derzeit nur etwa 80% des Potentials genutzt werden. Um noch einen Schritt weiter zurück zu gehen: Squash sollte eigentlich die tollere, schnellere, aggressivere Alternative zum Tennis sein - Squash sollte mehr Leute ansprechen, als Tennis! Die jungen Menschen sollten eigentlich sagen: vergiss Tennis, da spielt man doch nur gelangweilt den Ball übers Netz! Man kann auf den Ball nicht so draufhauen, es hat nicht die Dynamik von Squash. Squash sollte das „Rock ‘n‘ Roll“ der Racket-Sportarten sein – ist es aber nicht. Also beschwert sich jeder darüber, also sage ich, lasst es uns angehen!
Markos Kern: Nicht wirklich eigentlich. Sagen wir mal so, wir trafen zahlreiche Leute, um über Strategien zu sprechen. Wie ich bereits sagte, mehr als die Hälfte unserer Arbeit ist nicht allein für unser Produkt, sondern Vermarktung des Squash-Sports im Allgemeinen. Aktionen wie das Airport-Squash sind Antriebe um die Aufmerksamkeit der Medien zu generieren – nicht nur die PSA-Medien. Wir brauchen die „normalen“ Medien. Keine der gängigen Tageszeitungen berichten darüber, wie toll und wie gesund Squash ist. Darauf legen wir unser Augenmerk. Ja, wir hatten den Workshop mit zahlreichen Interessenvertretern des Squash-Sports…
Markos Kern: da waren eine Menge wichtiger Leute da! (Anmerkung der Redaktion: Einer davon war Jahangir Khan).
Markos Kern: Bisher haben wir ein ganz gutes Feedback und schon ein paar Bestellungen. Nichtsdestotrotz braucht es seine Zeit. Die Anlagen müssen gut haushalten. interactiveSquash erfordert eine gewisse Investition. Aber sie kann schnell refinanziert werden. Diesbezüglich hören wir nur gutes von den ersten Pionieren, die man immer braucht, um etwas neues, eine technische Revolution auf den Weg zu bringen. Wir haben schon einige Kunden in Deutschland aber auch internationale, wie zum Beispiel in Asien und den Vereinigten Staaten. Aber ich denke es braucht noch eine gewisse Zeit. Squash ist nicht nur in Puncto Marketing altmodisch. Auch die Anlagenbetreiber, speziell in Europa, sind größtenteils konservativ denkende Menschen. Denen muss man zuerst erklären, was es bedeutet in neue Business-Modelle zu investieren, zu modernisieren. Welche Chancen in neuer Software und Online-Buchungs-Systeme stecken. Das kann für jemanden, der sich für 30 Jahre in einem „Schönheitsschlaf“ befand, ein ziemlich harter Eingriff in seinen gewohnten Geschäftsablauf sein.
Markos Kern: Ehrlich gesagt können wir uns das gar nicht leisten. Und das ist der entscheidende Aspekt. Was wir hier gemacht haben, ist, viele verschiedene Leute zum Wohle des Sports zusammen zu bekommen. Viele Sachen müssen wir gar nicht bezahlen. Wir bezahlen den Flughafen nicht. Ich ging auf die Flughafen-Verwaltung zu, weil ich das aus dem Marketing, aus den Medien so kenne. Es ist ein Nullsumme-Spiel. Jeder soll daraus profitieren und niemand einen Schaden haben. Der Münchener Flughafen mochte den Gedanken uns hier zu haben, weil wir einen bekannten Sport in einem neuen Gewand präsentieren. Die Kids sind verrückt nach interactiveSquash! Es sind teilweise lange Schlangen von Kindern vor dem Courts, die das alle mal probieren wollen. Und das ist genau, was der Squash-Sport braucht. Wir haben ASB, die uns in Zusammenarbeit mit Rowe den Court gestellt haben. Wir haben von Beamershop24, dem größten Beamer-Fachhändler Europas, den Beamer gestellt bekommen. Den Spieler sagten wir hört zu: Ihr bekommt in eurem Sport von den Medien nicht genügend Aufmerksamkeit. Wir können etwas dagegen tun. Wir machen hier eine schöne Sache, die eine gute Story ergeben und sind außerdem noch direkt am Flughafen. Warum kommt ihr nicht einfach vorbei und spielt ein wenig? Paul Coll zu Beispiel kommt in einer Stunde hier her, spielt ein bis zwei Stunden und ist dann in einer Stunde wieder zurück. Wir sind froh, dass wir alle ins Boot bekommen haben. Wir brauchen aber auch all die anderen Marken-Artikler. Die sollen nicht nur versuchen ihr Stück vom Kuchen zu vergrößern, sondern die Zahl der Squashspieler insgesamt zu erhöhen, dann verkaufen alle insgesamt mehr.
Markos Kern: Nichts zu danken, es war mir ein Vergnügen, danke fürs Vorbeikommen!
Alexander Lukasch führte das Interview mit Markos Kern, am 26. April 2017, am Flughafen München für squashnet.de, hier geht’s zum Video.