Rainer Müller
squashnet.de:
Hallo Rainer, wir kennen uns seit einigen Jahren, deswegen duzen wir uns. Du bist den squashnet.de-Lesern in erster Linie als Junioren-Coach bekannt. Seit wann machst Du das?
Rainer Müller:
Als Bundeshonoratrainer der U19, seit ca. 2016 und vorher als DSQV Kadertrainer für verschiedene Jahrgänge seit ca. 2013.
squashnet.de:
Wie genau sieht die Jugendarbeit des Deutschen Squash Verbandes (DSQV) aus. Koordinierst du auch das Jugendtraining in den Vereinen der einzelnen Bundesländer oder nominierst Du die besten Spieler der Ranglisten?
Rainer Müller:
Die Nominierungskriterien werden zu Saisonbeginn mit dem Bundestrainer Oliver Pettke abgestimmt und beinhalten nicht nur die Ranglisten, sondern alle gespielten Turniere sowie auch die Eindrücke im Training und der Einsatz bei diesem. Zu der Jugendarbeit des DSQV gehört auch die Unterstützung der Spieler im Training u.a. auch mit Rücksprache des zuständigen Heimtrainers. Wir erstellen Trainingspläne zusammen mit Katha Dunst, allerdings dies erst verstärkt in diesem Jahr zur Vorbereitung auf die Junioren WM. Sonst auf Wunsch der Kaderathleten und nach Rücksprache mit den Heimtrainern bzw. Landestrainern.
squashnet.de:
Und wie muss man sich die Zusammenarbeit zwischen Dir und dem Bundestrainer vorstellen, gibt es eine Aufgabenteilung, Du die Jugend, Oliver Pettke die Erwachsenen?
Rainer Müller:
Oliver und ich arbeiten eng zusammen, wir sprechen viel über die einzelnen Athleten und deren Entwicklung. Oliver ist, als Bundestrainer, schließlich auch verantwortlich, über die Jugend. Ich genieße sein Vertrauen und weiß damit umzugehen.
squashnet.de:
Bei der im Sommer in Chennai stattgefundenen U19 Junioren-WM ist das von Dir betreute Team unter die besten 16 der Welt gekommen, besser als die Vorgabe durch die Setzung, wie kam es zu diesem Erfolg?
Rainer Müller:
Wir haben erstmalig, zusammen mit der Sportwissentschaftlerin Katha Dunst, den Teilnehmern einen Trainingsplan über 12 Wochen vorgegeben und diesen durch eine Leistungsdiagnostik zu Beginn und am Ende der Vorbereitung überprüft. Dies war sicher ein Grundstein, aber nicht der einzige Grund des Erfolges. Allerdings war dies für uns, erst der Anfang, wir wollen diesen Weg weiter gehen und auch noch ausbauen. Letztlich entscheidend für das Ergebnis sind die Spieler, die mit ihrer Motivation und Einsatz diesen Erfolg auch wollen. Ein Plan, der auf dem Papier steht, nützt alleine noch nichts.
squashnet.de:
Im Nationalteam der U19 Junioren-WM waren mit Simon Tietz und Nils Schwab zwei relativ junge Spieler und andere, die noch hätten spielen können und vielleicht stärker einzuschätzen sind, wurden nicht nominiert. Was ist Deine Erklärung dafür?
Rainer Müller:
Es war niemand in Chennai nicht dabei der stärker war und wir hätten nominieren können. Die Auswahl der Spieler ist das Ergebnis der Eindrücke über die gesamte Saison.
squashnet.de:
Warum wurde Johannes Dehmer-Saelz nicht nominiert? Er ist doch stärker als zumindest Simon?
Rainer Müller:
Auf die Nominierungskriterien will ich nicht weiter eingehen, aber wie im Jahr davor mit Tobi und Nils haben wir auch immer einen starken U17 er dabei!
squashnet.de:
Warum waren in Chennai nur Jungs am Start und wie soll es mit dem U19 Mädchen-Team weiter gehen?
Rainer Müller:
Ich darf dich bitten diese Frage an den DSQV-Pressesprecher zu stellen.
squashnet.de:
Junioren-Weltmeister Ägypten hat eine Menge an Top-Talenten zur Verfügung. Was ist Deiner Ansicht nach der Grund dafür?
Rainer Müller:
In Ägypten zählt Squash zu einer der wichtigsten Sportarten überhaupt. Wenn man nur die Jungens U11 in Kairo ausspielt und man bereits hier ein 128er Feld hat, sieht man, wenn wir dies mit uns vergleichen, wo der Unterschied ist. Dies trifft im Übrigen für alle Altersklassen zu. Mal hier angemerkt, die hohe Anzahl an Nachwuchsspielern trifft auch auf sehr viele andere Nationen zu, beispielsweise Malaysia, USA und Indien, um nur ein paar zu nennen. Im Vergleich zu Ägypten fehlt bei uns einfach die Masse an Spielern um mit diesen Ländern konkurrieren zu können. Das es hier nicht am deutschen Spiel oder System liegt, zeigen Simon und Raphael deutlich.
squashnet.de: Was kann aus Deiner Sicht in der Nachwuchsarbeit gemacht werden, vor allem bei den Mädchen, um in Zukunft näher an die Spitze heranzukommen?
Rainer Müller:
Wir alle müssen alles daran setzen, wieder deutlich mehr Jugendliche in die Hallen zu bekommen, damit steht und fällt alles. Wir müssen uns nicht viel Gedanken über das Training und das Spiel machen, wenn niemand da ist der es spielt!
squashnet.de: Wenn Du etwas wünschen könntest, was Deine Arbeit erleichtern würde, beziehungsweise helfen würde, die deutsche Jugend weiter voranzubringen, was wäre das?
Rainer Müller:
Wenn es nur um meine Arbeit geht, würde ich gerne die Sportwissentschaftlerin Katha Dunst als Vollzeitkraft an unserer Seite haben. Leider wird Katha uns verlassen und zum Institut für angewandte Trainingswissenschaften nach Leipzig gehen um dort den Bahnradfahrern mit ihren Forschungen zu unterstützen.
squashnet.de: Vielen Dank für das Gespräch, Rainer!