“Keiner hätte mehr gegen uns spielen wollen”
Andreas Preising (Bild) ist Präsident des Paderborner SC, dem erfolgreichsten deutschen Squash-Club. In einem ausführlichem Interview mit dem Westfalen-Blatt äußert er sich über seinen Club, die Pandemie-Zeit und die Bundesliga.
“Zwangspause ist auch für uns eine große Herausforderung”
Auf die Frage was die Zwangspause für den PSC bedeute, antwortet der 1. Vorsitzende des PSC: “Das ist auch für uns eine große Herausforderung. Unsere Halle war elf Wochen geschlossen, wir hatten praktisch keine Einnahmen und mussten sehen, dass wir unsere 16 Mitarbeiter, davon fünf Vollzeitkräfte, bezahlt bekommen.”
“Keiner unserer Spieler hat auch nur einen Cent weniger bekommen”
“Bei uns bekommen die Jungs ihr Geld, das ist bundesweit bekannt. Daher hätten wir in den vergangenen Wochen fast alle deutschen Top-Spieler verpflichten können”, meint Preising. “Wir haben uns letztlich für die amtierende Deutsche Meisterin Saskia Beinhard entschieden und waren im Herren-Bereich bis auf einen Jugendspieler nicht aktiv.”
“Wenn ich jetzt zum Beispiel die deutsche Nummer drei oder vier oder einen weiteren Nationalspieler aus dem Kader des Bundestrainers Oliver Pettke ins Team verpflichtet hätte wollen, wären wir auch in den nächsten Jahren unschlagbar. Aber dann hätte irgendwann auch keiner mehr gegen uns spielen wollen oder es hätte die tolle bestehende Truppe auseinander gerissen.”
Nachgefragt: Reaktion auf angestrebte “Balance of Power”?
Auf die Nachfrage der squashnet.de-Redaktion, ob dies eine freiwillige Selbstverpflichtung als Reaktion auf die von den DSL-Managern angestrebte “Balance of Power” sei, wodurch die Vormachtstellung von Paderborn und Worms abgemildert werden soll, um die reguläre Saison in der Bundesliga wieder attraktiver zu machen, antwortet Preising: “Gar nicht. Wir haben ein funktionierendes Team, das wir nicht auseinander reißen und auch nicht überpowern wollen.
Das Thema ‘Balance of Power’ sehen wir völlig anders. Wir sehen keine Notwendigkeit die Regeln zu ändern, weil es dem Großteil der Bundesliga-Clubs gar nichts bringt! Und nur um den PSC zu schwächen, brauchen wir keine Regeländerung.”
Ob bei den Herren die Positionen drei und vier der Deutschen Rangliste, Yannik Omlor und Valentin Rapp, ohne weiteres einem Ruf aus Paderborn folgen würden, ist zumindest mehr als fraglich. Bei den Damen aber wurde mit der Verpflichtung von Saskia Beinhard doch der einzig ernsthafte Wettbewerber um die Deutsche Damen Mannschaftsmeisterschaft Frankfurt erheblich geschwächt?
“Saskia sprach mit uns. Sie kann in Paderborn ihre persönlichen Ziele, ihr Studium zu vollenden und eine Weltklasse-Spielerin zu werden, am besten erreichen. Das war das Ergebnis der zwischen beiden Seiten geführten offenen Gesprächen. Die Frage ist doch, was ihr bisheriger oder ein anderer Verein diesbezüglich zu bieten hatte”, sagt der 61-Jährige. “Paderborn hat in den letzten Jahren ein attraktives Leistungszentrum für ambitionierte Squash-Spieler geschaffen, was Schule, Ausbildung, Studium und Sport idealerweise verbindet.”
“Wie soll ein Spieler aus Ägypten oder den USA nach Deutschland kommen?”
Vom Westfalen-Blatt vor zirka 14 Tagen nach der Deutschen Squash Liga (DSL) gefragt sagt Preising: “Die Kernfrage ist, wann wir wieder den Ligabetrieb starten können. Zunächst sollen möglicherweise im Oktober die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften stattfinden, danach könnte die Bundesliga beginnen.
Das würden wir alles hinbekommen, ich sehe aktuell aber ein anderes Problem: Weltweit sind die Flugreisen noch immer stark eingeschränkt. Wie soll zum Beispiel ein Spieler aus Ägypten oder den USA zur Meisterschaftsendrunde nach Deutschland kommen?”
Das Interview führte Matthias Reichstein fürs Westfalen-Blatt und Sie sehen es hier.