Let’s Squash! – Let, kein Let oder Ball an?
Let’s Squash! – heute befassen wir uns ein wenig mit Regelkunde. Im Squash-Sport gibt es eine Sache, die für den interessierten Einsteiger erst einmal unverständlich erscheinen mag: Das “Let”. Die Let-Regel beziehungsweise deren Auslegung sorgen von je her für viel Diskussion, von der Kreisklasse bis zum Weltranglisten-Turnier. Warum ist das so?
Let, was ist das überhaupt?
So mancher Zuschauer eines Squash-Matches fragte sich vielleicht schon einmal, warum Squash-Spieler während eines Ballwechsels plötzlich zu spielen aufhören und sich den Arm hebend fragend an den Schiedsrichter wenden. Im Squash gibt es bestimmte Spielsituationen, die es nötig machen einen Ballwechsel zu unterbrechen, um ihn gegebenenfalls zu wiederholen, das sogenannte “Let”. Ein Let kann vom Spieler verlangt werden, wenn er auf dem Weg zum Ball oder der Ausführung seines Schlages behindert worden ist. Der Einfachheit wegen, sollen Sonderfälle hier unberücksichtigt bleiben.
Der Spieler sollte es sogar verlangen, wenn die Gefahr besteht, dass er bei der Durchführung seines Schlages den Gegenspieler mit dem Ball oder dem Schläger trifft, um dessen Verletzung zu vermeiden. Im offiziellen Wettbewerb befindet dann ein Schiedsrichter darüber, im normalen Spiel können die Spieler ohne Schidsrichter aber auch einvernehmlich zur Einigung kommen, was die Folge einer Let-Situation sein soll.
“Beide Spieler haben Rechte und Pflichten”
Ralf Harenberg ist einer von 18 World Referees. Kürzlich war er der erste Deutsche, der ein Herren-Finale der prestigeträchtigen British Open leitete. squashnet.de fragte ihn nach seinem fachkundigen Rat hinsichtlich der Let-Regeln.
“Die Let-Regeln sind eine umfassende Problematik. Die eigentliche Frage ist doch: wofür braucht man den Schiedsrichter überhaupt?”, so Harenberg, “um beide Spieler vor Verletzungen zu bewahren und ein faires Spiel zu garantieren”, lautet seine prompte Antwort, vielleicht um die Zustimmung der squashnet.de-Redaktion zu verhindern.
Jeder der beiden Spieler habe laut Harenberg Rechte und Pflichten. Der eine Spieler muss alles tun, um den Ball frei zu geben. Der das Let erfragende Spieler muss jede im mögliche Anstrengung unternehmen, um den Ball zu spielen. Verletzt einer von ihnen seine Pflichten, kann der andere sein Recht geltend machen, indem er ein Let verlangt.
Als Konsequenz auf die Let-Frage gibt es grundsätzlich die folgenden Möglichkeiten: Kein Let oder Ball an den fragenden Spieler. Liegen die Voraussetzungen für diese beiden Folgen nicht eindeutig vor, dann sollte ein Let gegeben werden, was eine Wiederholung des Ballwechsels bedeutet.
Auf “Ball an”, also den direkten Punktgewinn für den Fragenden, ist zu entscheiden, wenn sein Gegen-Spieler den Ball nicht freigegeben hat und der fragende Spieler den Ball direkt an die Stirnwand hätte spielen können. Kein Let ist zu geben, wenn keine aureichende Behinderung vorlag oder der fragende Spieler seine Plicht verletzte, also nicht genügend getan hat, um den Ball zu spielen.
Dieser Ermessens-Spielraum des Schiedsrichters macht es so pikant. “Jede subjektive Beurteilung einer Let-Situation fällt unter Umständen bei jedem der drei Beteiligten, den beiden Spielern und dem Schiedsrichter, anders aus”, so der World Referee Harenberg.
Ein großer Schritt zur Erhöhung der Fairness im internationalen Spitzensport war sicherlich die Einführung des Video-Beweises, womit sich die Fußballer so schwer taten (siehe: “Fußball hinkt Squash Jahre hinterher!”). Aber vielleicht sollten sich auch die Verbände doch noch einmal der Frage zuwenden, wofür man den Schiedsrichter im Squash wirklich braucht…