Sinclair und Rösner die Deutschen Einzelmeister!
Nun sind die Deutschen Einzelmeisterschaften 2016 (DEM), in Hamburg, ein paar Stunden vorüber. Nachdem die beiden Titel-Gewinner, Sharon Sinclair (Bild, SC Monopol Frankfurt) und Simon Rösner (Paderborner SC), jeweils wieder zu Hause angelangt sind, ist für beide wieder Alltag eingekehrt. squashnet.de befragte den Abonnement-Meister und die erstmalige Deutsche Einzelmeisterin zur DEM.
„Ich war an drei gesetzt, hatte keinen Druck und konnte so frei aufspielen!“
Sharon Sinclair arbeitete seit Montag bereits wieder und die gelernte Altenpflegerin kann es gar nicht so recht fassen, wie viele Leute jetzt was von ihr wollen. Die Redakteure der Frankfurter Zeitungen wollen alles über ihren Erfolg wissen. Selbst Sponsoren treten an Sie heran, ob die Deutsche Meisterin sie jetzt in der World Tour der Professional Squash Association (PSA) repräsentieren könne und wolle. „Ich weiß noch nicht, ob ich jetzt noch in der PSA spielen soll, ich bin doch schon so alt“, sagt die 25-Jährige. „Gerade kommt so viel, Presse und Sponsoren. Dabei bin ich doch schon wieder voll im Alltag und am Arbeiten!“
Auf die Frage, ob sie der Titelgewinn überrascht habe, antwortet die Frankfurterin, dass sie zuerst schon damit gerechnet hatte, am Ende wohl wieder um Platz drei zu spielen. „Ich hatte mich schon gut vorbereitet, hatte anders trainiert, durch viel Fitness-Training meine Athletik insgesamt verbessert“, erklärt sie. „Aber ich hatte weder Franzi (Anmerkung der Red.: Franziska Hennes) noch Sina (Anmerkung der Red.: Sina Wall) jemals in einem offiziellen Spiel geschlagen. Und dann kam das Halbfinale, in dem lief alles so perfekt! Franzi besiegt zu haben, gab mir Selbstvertrauen. Ab da habe ich dann langsam angefangen, an einen Erfolg zu glauben“.
Ihre Finalgegnerin war dann die Deutsche Einzelmeisterin, der Jahre 2011 und 2015, die Titelverteidigerin Sina Wall (Paderborner SC). Wall hatte Sinclair zuletzt immer besiegt. „Im Finale hatte sie den Druck, ich konnte dagegen ganz befreit aufspielen“, sagt Sinclair. Wall schien sich dessen bewusst zu sein, denn sie wirkte ein wenig nervös. Sinclair spielte druckvoll und fest entschlossen, nicht wie gewöhnlich als Unterlegene aus dem Court zu gehen. Als sie es dann nach fünf hart umkämpften Sätzen endlich geschafft hatte, dachte sie nur „Oh my God, ich?“ Zu Tränen gerührt nahm sie die Glückwünsche ihrer fairen Kontrahentin entgegen und schwebte aus dem Court. Ab sofort ist sie die Gejagte, aber damit kann die sympathische Frankfurterin sicher gut leben.
Rösner: „Ich werde auch weiterhin bei der DEM spielen!“
Eigentlich sollte Simon Rösner bei den zur Zeit in Cartagena (Kolumbien) stattfindenden, mit 115.000 US Dollar dotierten, SquashColombia Open 2016 spielen. „Bei den Deutschen anzutreten war mir wichtig. Es ist gut zu sehen, dass die Konkurrenz immer stärker wird“, sagt der frisch gebackene zehnfache Deutsche Einzelmeister. Das mit dem Druck kennt er. Seit Jahren erwarten in Deutschland bei der DEM immer alle von ihm nur eins, dass er gewinnt…
„Wie man gesehen hat, haben Raphi (Anmerkung der Red.: Raphael Kandra) und Rudi (Anmerkung der Red.: Rudi Rohrmüller) super gespielt“, anerkennt er die Leistung seiner Kontrahenten. „Ich musste mein Spiel schon umstellen“, weil es für Rösner, der es gewöhnt ist auf Show-Glas-Courts zu spielen, einen sehr großen Unterschied macht, auf einem konventionellen Court zu spielen. „Da war es letztes Jahr in Würzburg auf dem ASB-Show-Glas-Court schon etwas anders“, merkt er an. Auf dem spielt er das gesamte Jahr, da müssen sich die anderen erst darauf einstellen.
Nicht zu vergessen sei das höhere Tin. Er spiele eigentlich nur einmal im Jahr nicht auf sogenanntem Low-Tin und zwar bei den Deutschen (Anmerkung der Red.: In der PSA ist die untere rote Linie auf einer Höhe von 17 Inches, also 43 cm, auf nationaler Ebene auf 19 inches, das sind 48 cm). „Zwei Inches sind nicht wenig. Ein Ball der normal gut ist, ist hier schnell ein Fehler“, erklärt der Siebte der Weltrangliste. Und so kommt es auch, dass seine Spielweise im Finale von Hamburg ein wenig anders aussah, als sonst auf der PSA World Tour, wo er für sein hartes, temporeiches Offensiv-Spiel gefürchtet ist. In Hamburg musste er präziser, geduldiger spielen. So lässt es sich auch erklären, warum das Dreisatz-Match ganze 84 Minuten andauerte. „Es war wohl mit Abstand das längste 3:0-Spiel meiner gesamten Karriere“, sagte der alte und neue Deutsche Einzelmeister nach dem Match.
Rösner einfach unschlagbar!
Simon Rösner ist seit zehn Jahren auf nationaler Ebene ungeschlagen. Die letzte Niederlage – gleichzeitig die bitterste, wie Rösner selbst in verschiedenen seiner Spielerprofilen angibt – fügte ihm im Jahr 2006 Patrick Gässler (Sport-Insel Stuttgart) in der Bundesliga-Endrunde zu. Seither hatte der Paderborner gegen keinen Deutschen mehr verloren. „Den Rekord von Hansi Wiens hatte ich ja letztes Jahr schon eingestellt, nun ist er gebrochen“, stellt Rösner fest, „ wieviele Titel es noch werden, hängt von so vielen Faktoren ab, auf die ich nicht alle alleine Einfluss habe“.
Am kommenden Wochenende spielt Rösner noch für sein Team in der Bundesliga, bevor es dann – samt Freundin – nach Chicago zu den mit 150.000 US Dollar dotierten Windy City Opten geht, wo er an Position fünf gesetzt ist.
Impressionen der Final-Spiele der DEM sind in der squashnet.de-Foto-Galerie auf facebook zu sehen. Die nächsten Deutschen Meisterschaften sind die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften, am 14. und 15. Mai, in Böblingen.