Die Squash-Sensation!
Der krasse Außenseiter Hamborn schlägt im Halbfinale der 32. Deutschen Mannschaftsmeisterschaft den achtfachen Deutschen Meister Paderborn. Turbulente Szenen spielten sich in Germering Sekunden nach dem Matchball ab. Die Hamborner Fans und Spieler stürmten den Court und ließen ihren Helden Tom Richards (WRL 25) hochleben. Der Engländer hatte völlig unerwartet den hohen Favoriten James Willstrop (WRL 4) geschlagen und damit den erstmaligen Endrundenteilnehmer uneinholbar in Führung gebracht.
Gegner der Hamborner, deren Heimcourt in Duisburg steht, ist am Samstag der Black & White RC Worms. Die ROWE-Männer ließen sich, anders als die Paderborner, nicht düpieren und wurden ihrer Favoritenrolle gegen den Rheinrivalen aus Koblenz voll und ganz gerecht. Diese werden sie auch im Endspiel gegen die Hamborner behalten.
Doch das Team aus dem Ruhrgebiet scheint sich in der Rolle des Underdogs wohl zu fühlen. „Wir sind schon als Sieger angereist“, meinte Teammanager Martin Jäger angesichts der Tatsache, dass Hamborn überhaupt die Endrunde erreicht hatte. Vielleicht fahren sie ja am Sonntag sogar als Sieger zurück.
Die Überraschung im ersten Halbfinale blieb aus: Favorit Worms setzte sich mit 3:1 gegen die verletzungsbedingt geschwächten Koblenzer durch und steht verdientermaßen im Endspiel der 32. Deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Draußen strahlte die Sonne vom bayerischen Himmel, doch drinnen sah es für die Mannschaft von Teamchef Edgar Krott schon nach kurzer Zeit eher duster aus.
Oliver Pettke, sichere Bank auf Position vier, hatte sich kurz vor der Endrunde so schwer verletzt, dass für den 35-Jährigen nicht nur die Saison gelaufen war, sondern auch seine aktive Laufbahn beendet ist. Für ihn kam Markus Voit ins Team und traf im ersten Spiel auf den jungen Wormser Carsten Schoor. Der hatte anfangs mehr mit seinen Nerven als mit dem Gegner zu kämpfen. Prompt verlor er den ersten Satz und auf der voll besetzten Tribüne schöpften einige Koblenzer Hoffnung. Doch Voit, der selbst lange verletzt war, musste seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen, während Schoor zunehmend besser ins Spiel kam. Mit jedem weiteren Satz agierte der Wormser souveräner und am Ende stand der erwartete Auftaktsieg für die Wormser Mannen um Manager Michael Zehe.
Im zweiten Spiel des ersten Halbfinales traf der ältere Voit-Bruder, Johannes, auf Worms’ André Haschker, derzeit Nummer vier in Deutschland. Haschker ließ vom ersten Ballwechsel an keine Zweifel aufkommen, wer hier als Sieger den Platz verlassen würde. Hoch konzentriert zog er sein druckvolles und doch variables Spiel auf, so dass wenig Spannung in und außerhalb des Courts aufkam. 3:0 hieß es am Ende und damit war die Messe eigentlich gelesen.
Koblenz stand nun unter enormem Druck, da die beiden folgenden Spiele gewonnen werden mussten, falls es mit dem Traum vom Endspiel noch was werden sollte. Der niederländische Nationalspieler Laurens Jan Anjema (WRL 15) hielt diesen Traum zunächst noch am Leben. Er nahm vom ersten Ballwechsel an das Heft in die Hand und ließ dem Australier David Palmer (WRL 11), der in den USA mittlerweile zu Hause ist, wenig Chancen sein Spiel aufzuziehen. Allerdings hatten die Experten auch nicht den Eindruck, dass der Wormser das Letzte aus sich herausholen würde. Er begnügte sich mit einem Satzgewinn und schonte sich für das Finale.
Im vierten Spiel hatte der Koblenzer Stefan Leifels die Herkulesaufgabe gegen Deutschlands Nummer zwei, Jens Schoor, einen 3:0-Sieg herauszuspielen. Der ehemalige Deutsche Einzelmeister setzte seine ganze Routine ein und hielt den ersten Satz bis zum Tie-Break offen. Zwei gute Shots von Jens Schoor zerstörten jedoch die Koblenzer Finalhoffnungen. Am Ende unterlag Leifels Schoor 1:3. Im Finale wollen die Wormser erstmals den Deutschen Mannschaftsmeistertitel an den Rhein holen.
Sind die Paderborner in ihre eigene Aufstellungsfalle getappt? Diese Frage stellten sich die Experten nach dem Halbfinale: Paderborns Management, Andreas Preising und Norman Farthing hatten Cederic Lenz anstelle von Norman Junge auf Position vier aufgestellt und hatten dafür Lennart Osthoff geschont, damit dieser im Finale topfit sein würde.
Und so lief es schon vom ersten Ballwechsel nicht rund für den Deutschen Serienmeister. In einem eher schwachen Halbfinalmatch hatte Hamborns Marc Hörning den besseren Start und brachte den jungen und höchst nervösen Lenz ein ums andere Mal in Verlegenheit. Erst nach dem verlorenen dritten Satz fing Lenz an sein Spiel zu variieren und zwang Hörning zu Fehlern. So reichte es zu einem knappen Fünfsatzsieg.
Hamborns Raphael Kandra (Hamborn) schien die knappe Niederlage seines Teamkollegen zu beflügeln. In einem hochklassigen Match verlor er zwar den ersten Satz gegen Paderborns Norman Junge hatte aber in der Folgezeit nach spektakulären Ballwechseln gegen seinen Gegner fast immer das bessere Ende für sich.
Frenetisch beklatscht ging Kandra in diesem Viersatzspiel als Sieger vom Court, aber eigentlich schienen damit die Hamborner Möglichkeiten, Paderborn in Bedrängnis zu bringen, ausgeschöpft. Schließlich traf nun der Weltranglistenvierte James Willstrop aus Paderborn auf die Nummer 25 der Welt, Tom Richards, aus Hamborn. Doch schon nach den ersten Ballwechseln rieben sich die Paderborner Fans verwundert die Augen und die Hamborner kamen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Ganze fünf Punkte gönnte Richards dem völlig matt wirkenden Willstrop jeweils im ersten und zweiten Satz. Im dritten bäumte sich Willstrop auf, ging sogar in Führung, aber Richards kämpfte sich heran und verwandelte gleich den ersten Satzball.
Das vierte Spiel des Abends zwischen Deutschlands bestem Squasher, Simon Rösner und Hamborns Rudi Rohrmüller hatte nur noch statistischen Wert. Es wurde auf zwei Gewinnsätze verkürzt, die Rösner für sich entschied, was ihm jedoch angesichts der Teamniederlage wenig Trost sein dürfte.