TOC New York: England gegen Ägypten!
Beim Tournament of Champions (TOC) wurden die Finalisten ermittelt. In den vier Halbfinal-Begegnungen, je zwei im Damen- und Herren-Feld, befanden sich vier ägyptische-, drei englische- und ein kolumbianischer Spieler beziehungsweise Spielerinnen. In den beiden Finalpaarungen heißt es jetzt, bei Damen wie Herren: England gegen Ägypten!
Shabana verliert den ägyptischen Generationenkampf!
Im rein ägyptischen Herren-Halbfinale trafen der topgesetzte Mohamed Elshorbagy (Bild li, WRL 1) und der an Position vier gesetzte TOC-Titelverteidiger Amr Shabana (Bild re, WRL 3) aufeinander. Wie bereits in Shabanas vorhergehendem – ebenfalls rein ägyptischen – Match gegen Tarek Momen (WRL 7), standen sich wieder Vertreter zweier Squash-Generationen im Court gegenüber.
Als Elshorbagy, der 24-jährige und derzeitige Weltranglistenerste im Jahre 2006 in die Professional Squash Association (PSA) eintrat, war der „Maestro“, wie Shabana wegen seiner einzigartigen Schlagvielfalt und-Fähigkeit genannt wird, Nummer eins der Welt (April 2006 bis Dezember 2008). Er gewann vier World-Champion-Titel (2003, 2005, 2007 und 2009), zwei Mal die World Series Finals (2012 und 2013) und drei Mal das Tournament of Champions. All das steht dem heutigen Weltranglistenersten vielleicht noch bevor. Shabana sträubt sich mit aller Kraft gegen ein sich unaufhaltsam nahendes Karriereende, bisher mit Erfolg. Im Halbfinale von New York musste er allerdings dem Landsmann Elshorbagy knapp den Vortritt lassen.
Der 35-jährige Titelverteidiger bewies in den vorangegangenen Matches, dass er nicht gewillt ist, seinen TOC-Titel kampflos abzugeben, sondern eher, nach 2006, 2007 und 2014, einen vierten dazu gewinnen will. Sein elf Jahre jüngerer Kontrahent hingegen, war angetreten, um respektvoll aber bestimmt seinen Anspruch auf Shabanas Vermächtnis anzumelden. Und so entwickelte sich ein wohl historisches Match: In fünf Sätzen mit einer Gesamt-Spielzeit von 88 Minuten demonstrierten die beiden, an einem der wohl außergewöhnlichsten Spielorte der PSA World Tour, alles, was den Squashsport zu einer der attraktivsten Sportarten macht: Dynamik gepaart mit Raffinesse, außergewöhnlichen Racket-Skills, einem unbändigen Siegeswillen und scheinbar übermenschlicher psychischer und physikalischer Leistungsfähigkeit. So lässt sich das Match zweier Squash-Botschafter ohne Übertreibung beschreiben. Am Ende gelang es dem jungen Herausforderer die lebende Squash-Legende mit 3:2-Sätzen zu überwinden. Mohamed Elshorbagy hat ein Mal mehr bewiesen, dass er das werden könnte, was Shabana zweifelsohne ist: ein großer Champion. Wer das Match live verpasst hat, kann es bei SquashTV im Replay sehen.
Matthew beendet Rodriguez’ Höhenflug!
Im anderen Halbfinale hatte es der an Position drei gesetzte Nick Matthew (ENG, WRL 4) mit dem Favoritenschreck Miguel Angel Rodriguez (COL, WRL 8) zu tun. Der Kolumbianer hatte im Viertelfinale überraschend den zweifachen Finalisten (2013 und 2014) und 2009-TOC-Titelgewinner Greg Gaultier ausgeschaltet. Nick Matthew hatte im Viertelfinale gegen Simon Rösner (WRL 10) eindrucksvoll die Vermutung Mohamed Elshorbagys entkräftet, er sei nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit (siehe dazu: Verbaler Schlagabtausch vor dem ersten Ballwechsel!).
Der 34-jährige englische TOC-Champion aus dem Jahre 2012 unterstrich mit seinem Halbfinale seine Titelambitionen. In 51 Minuten Spielzeit fertigte er den 29-jährigen Kolumbianer in drei glatten Sätzen ab und zieht ins sein fünftes TOC-Finale (2006, 2009, 2011 und 2012) ein. Dort wird er Gelegenheit haben, sich für die Halbfinal-Niederlage bei den PSA World Championship (November 2014 in Qatar) gegen Mohamed Elshorbagy zu revanchieren. Nicht zuletzt die Matchbilanz von sechs Siegen Matthews, in zehn bisherigen Aufeinandertreffen, lässt auf ein spannendes Finale hoffen. Zudem bildet das Finale den Kampf zweier großer Squash-Nationen, England und Ägypten, ab.
El Welily besiegt Massaro!
Im ersten Halbfinale standen sich mit der an Position drei gesetzten Raneem El Welily (EGY) und der an Position zwei gesetzten Laura Massaro (ENG) die ägyptische Nummer zwei und die englische Nummer drei der Damen-Weltrangliste gegenüber. Erst diesen Monat hatten die zwei ihre Ranglistenpositionen getauscht. Davor war Massaro für eineinhalb Jahre auf Position zwei Nicol Davids (MAS, WRL 1) Kronprinzessin, allerdings ohne wirkliche Ambitionen nach oben – zu gefestigt war und ist Davids Spitzenposition, auch wenn sie in New York überraschend im Viertelfinale ausgeschieden ist.
El Welily ging mit 2:0-Sätzen in Führung. Dann bäumte sich Massaro, wie bereits Tags zuvor gegen Camille Serme (FRA, WRL 6), auf und die Engländerin gewann den dritten Satz im Tiebreak. Ihr Aufbäumen währte jedoch nicht lange, denn El Welily durchkreuzte ihre Pläne und entschied den vierten Satz und die Begegnung für sich. Somit zieht El Welily in ihr erstes TOC-Finale ein.
Waters überwindet El Sherbini und verhindert ägyptisches Finale!
Die Finalgegnerin wurde zwischen der an Position fünf gesetzten Nicol-David-Bezwingerin Alison Waters (ENG, WRL 5) und der an vier gesetzten Nour El Sherbini (EGY, WRL 4) ermittelt. Zuletzt standen sich die beiden in Runde zwei der Women’s World Championship, in Penang, gegenüber. Die damals 18-jährige Ägypterin lieferte einen einzigartigen Durchmarsch durch das hochkarätige Feld: Sie bezwang Waters (3:1) und später Nicol David (3:2) im Halbfinale und konnte erst von Laura Massaro im Finale (2:3) gestoppt werden.
Diesmal konnte El Sherbini zwar erneut 1:0 in Führung gehen, musste nach dem Satzausgleich stets einem Rückstand hinterherlaufen, konnte aber einen entscheidenden fünften Satz erzwingen. In diesem drehte sich das Match erneut zwei Mal: Plötzlich diktierte El Sherbini das Geschehen und hatte beim Stande von 10:8 und 11:10 insgesamt drei Matchbälle. Waters gab nicht auf, wehrte die Matchbälle bravourös ab und verwandelte ihren ersten Matchball eiskalt zum Sieg.
Somit heißen die live auf SquashTV zu sehenden Finalpaarungen des TOC 2015 (mit deutscher Anfangszeit und Matchbilanz):
Fr – 24 Uhr: [3] Raneem El Welily (EGY)[5] v Alison Waters (ENG) – (4:9)
Sa – 2 Uhr: [1] Mohamed Elshorbagy (EGY) v [3] Nick Matthew (ENG) – (4:6)