Willstrop im Glück, Gaultier zeigt Größe!
Die beiden Halbfinale des British Grand Prix hätten nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite das Spiel zwischen dem englischen Weltranglistenersten James Willstrop (Bild re) und dem Dritten der Welt Greg Gaultier (Bild re, FRA), das an Spannung und Dramatik wohl kaum zu überbieten sein dürfte. Auf der anderen Seite das Match der beiden Engländer Nick Matthew (WRL 2) und Peter Barker (WRL 7), das Barker wohl bereits aufgegeben hatte bevor er auf den Court ging.
Zurück zum Krimi des Halbfinal-Tages: Das Match begann wie jedes andere auch, doch es entwickelte sich zum bislang besten Spiel des Turniers. Wenn es nicht gar eines der Besten insgesamt war, dass in die Geschichtsbücher eingehen wird. Am Ende hätte es jeder der beiden verdient gehabt, als Sieger vom Platz zu gehen. Allerdings muss in den Geschichtsbüchern auch eine Frage erlaubt sein: „War es wirklich schlau, bei einem britischen Spieler und einem überwiegend britischen Publikum obendrein vier britische Schiedsrichter (drei Schiedsrichter und ein Video-Schiedsrichter) zu benennen.“ Fast alle der Entscheidungen, die man als 50:50-Entscheidung bezeichnen könnte, fielen am Ende zu Willstrops Gunsten aus.
Aber wesentlich bemerkenswerter ist die Tatsache, wie der Franzose damit umging: Trotz der unglücklichen 13:15-Tiebreak-Niederlage im fünften Satz war Gaultier beim Interview sehr gelassen und vergeudete keinen Kommentar in Richtung Schiedsrichter: „Eigentlich hatte ich mir schon eine Rede zurechtgelegt, allerdings dachte ich auch, dass ich gewinnen würde. Das Match hat mir viel Spaß bereitet und ich hoffe, es war für die Zuschauer ebenso unterhaltsam. Nur schade, dass das Tin heute Abend wohl ein wenig hoch für mich war“, scherzte der Franzose nach dem Spiel.
Ebenso war Willstrop zu Scherzen aufgelegt, welche insbesondere auf seinen Zustand nach dem Match abzielten: “Ich bin froh, dass wir die besten Physios hier vor Ort haben. Sie werden nun eine Menge zu tun haben“, sagte Willstrop nach dem Match.
Das zweite Halbfinale konnte nicht annähernd mit der vorherigen Begegnung mithalten. Insbesondere nicht, weil sich Peter Barker von Beginn an mit seinem Halbfinaleinzug zufrieden gegeben haben schien und er nicht versuchte, den zweifachen World-Open-Sieger Nick Matthew auch nur annähernd zu gefährden. Matthew machte dies nichts und er nutzte die Chance, recht ausgeruht ins British-Grand-Prix-Finale einzuziehen.
Wer aus dem Grand-Prix-Finale als Sieger hervorgehen wird, ist schwer zu sagen. Rein statistisch betrachtet sollten die Vorteile auf Matthews Seite liegen, da er mit 33:11-Siegen in der Gesamtbilanz und 21:8-Siegen in der PSA-Bilanz führt. Allerdings muss auch angemerkt werden, dass Matthew in den letzten beiden Matches (Bundesliga-Endrunde und Europa-Cup) gegen Willstrop unterlag. Allerdings war dies beides Mal auf einem traditionellen Court und nicht auf einem Glas-Court.
Viele Bilder des British Grand Prix sind in der iLoveSquash-Galerie zu sehen.
Nachfolgend sehen Sie die Berichte aus Sicht von British-Grand-Prix-Tourist Oliver Orlicki