World Champion 2014: Ramy Ashour!
Am heutigen Freitag wurde bei der mit 325.000 US Dollar dotierten PSA World Championship in Doha das Finale gespielt. Aus den Halbfinalspielen sind am Donnerstag Mohamed Elshorbagy (EGY, WRL 1) und Ramy Ashour (EGY, WRL 5) als Finalgegner hervor gegangen.
Comeback des Jahres von Ashour!
Der an Position vier gesetzte, zweifache World Champion (2008 und 2012) Ramy Ashour, hatte seit Mai diesen Jahres, wo er im Halbfinale der British Open dem damaligen Weltranglistenersten und späteren Sieger Greg Gaultier (FRA, WRL 2) unterlegen war, kein Turnier mehr bestritten. Er musste wegen einer seit mehreren Monaten andauernden und immer wiederkehrenden Verletzung aussetzen. Umso beeindruckender ist sein Finaleinzug bei der PSA World Championship! Er kam mit mit einem 3:2-Viertelfinal-Sieg über Borja Golan (ESP, WRL 7) und einem 3:0-Sieg über Greg Gaultier im Halbfinale in das World-Championship-Finale.
Elshorbagy: „Das Beste von mir habt ihr noch nicht gesehen!“
Das waren Mohamed Elshorbagys markige Worte, die der Weltranglistenerste unmittelbar vor dem Turnier an seinen Mitstreiter und Titelverteidiger Nick Matthew (ENG, WRL 3) gerichtet hatte. Mit einem 3:0-Sieg gegen Matthew im Halbfinale, lies Shorbagy auch Taten folgen! Dabei besiegte er in einem Match auf höchstem Niveau den Titelverteidiger und entzauberte ihn gleichermaßen. Im Viertelfinale hatte der Ägypter über die deutsche Nummer eins, Simon Rösner (WRL 10), die Oberhand behalten und gewann mit 3:1-Sätzen.
Das Finale des größten Turniers der Welt – die Qatar PSA World Championship!
Gänsehaut war wohl beim Einmarsch der beiden Akteure bei jedem Squash-Fan unvermeidbar. Waren die Halbfinalbegegnungen vom Vortage schon spitzenklasse, schafften es Ashour und Shorbagy dennoch, dies zu toppen. Ashour stand gegen seinen, an Position zwei gesetzten Landsmann, Mohamed Elshorbagy (WRL 1), in seinem vierten World-Championship-Finale, in den Jahren 2008 und 2012 hatte er gewonnen. Im Jahr 2009 war er Amr Shabana (EGY, WRL 4) in Kuwait unterlegen. Sein Gegenüber, Elshorbagy, ist seit diesem Monat erstmals auf Position eins der Weltrangliste und hat dieses Jahr die letzten vier großen Turniere in Folge gewonnen: die US Open, die Mexican Open, die Hong Kong Open und die Malaysian Open. Ashour hatte die beiden letzten Aufeinandertreffen, Elshorbagy die beiden zuvor gewonnen – insgesamt führt Ashour mit 5:2-Siegen. Ashour war die letzten sechs Monate verletzungsbedingt ausgefallen, zeitgleich ist Elshorbagy an die Weltspitze durchgestartet. So viel zu den Rahmenbedingungen.
Das Finale hatte alles, was sich der Squash-Fan wünscht!
Beide starteten zunächst nervös ins Match. Zahlreiche vermeidbare Fehler hüben wie drüben. Der 23-jährige Weltranglistenerste erspielte sich schnell eine 9:4-Führung und der erste Satz schien ihm schon sicher. Doch sein vier Jahre ältere Landsmann wollte sich noch nicht geschlagen geben. Er kämpfte sich Punkt für Punkt heran und gewann den ersten Durchgang noch mit 13:11 im Tie-Break.
Elshorbagy konnte den zweiten Satz, in dem man ständig das Gefühl hatte, dass mit Ashour etwas nicht stimmte, gewinnen und so zum 1:1 in Sätzen ausgleichen. Ashour hatte vereinzelt nach den Schlägen ein schmerzverzerrtes Gesicht und ließ sich in den Satzpausen immer an der Schulter des Schlagarms behandeln. Es hätte wohl niemanden gewundert, wenn er zu diesem Zeitpunkt aufgegeben hätte. Oder war dies nur ein Ablenkungsmanöver?
Im dritten Satz bot sich das gleiche Bild. Ashour schien weiterhin beeinträchtigt und viele der Ballwechsel beendete er entweder mit einem gewinnbringenden Schlag oder einem Fehler. Elshorbagy ging sodann mit 2:1-Sätzen in Führung. Im folgenden Durchgang wurde ein Lob vom jüngeren der beiden Ägypter aus gegeben, so dass dieser schrie: „Ich könnte schwören, das der Ball gut war“. Ashour erwiderte lautstark: „Wie kannst du das schwören, wenn hier alle gesehen haben, dass dies nicht stimmt“. Ashour hatte das Publikum voll auf seiner Seite, das ihn streckenweise mit Sprechchören feierte. Es gelang dem zweifachen World Champion eine 7:4-Führung zu erspielen. Beim Stande von 8:5 gab es dann insgesamt sechs Let-Entscheidungen in Folge, bevor Ashour dann 11:5 gewann und ein Entscheidungssatz gespielt werden musste.
Im alles entscheidenden Durchgang ging es sehr ausgeglichen zu. Beim Stande von 6:5 gab es einen unglaublich langen, interessanten und kräftezehrenden Ballwechsel. Die beiden spielten trotz des auf dem Spiel stehenden Titels – oder gerade deswegen – Squash von einem anderen Stern. Kein Ball wurde verloren gegeben, die Ballwechsel schienen niemals enden zu wollen. Bei Ashours 8:5-Führung hämmerte Elshorbagy, dessen Kräfte langsam zu schwinden schienen, einen Ball ins Tin. Kurz darauf hatte Ashour mit 10:5 die ersten fünf Matchbälle. In den folgenden, unbeschreiblich aufregenden Ballwechseln, kämpfte sich – trotz zahlreicher Matchbälle gegen sich – Elshorbagy auf 10:10 zurück. Der fünfte Satz ging somit in die Verlängerung, in dessen Verlauf beide Spieler die Chance zum Matchgewinn hatten. Beim Stande von 13:12 konnte Ashour schließlich seinen siebten Matchball verwandeln, den Satz, das Match und die World Championship 2014 für sich entscheiden!