Taufkirchen und Worms siegen!
Taufkirchen macht das Triple voll und Worms ist endlich am Ziel seiner Träume. Es war ein denkwürdiger Finaltag bei den 32. Deutschen Mannschafts-Meisterschaften im bayerischen Germering: Die „bayerische“ Deutsche Meisterschaft entschied bei den Damen die Squash-Insel Taufkirchen für sich, da Kontrahent Rosenheim keine seiner ausländischen Spitzenspielerin aufbieten konnte und so gegen die Taufkirchnerinnen auf verlorenem Posten stand.
Bei der Mannschaft um Sina Wall, Gaby Huber und Astrid Kern herrschte eitel Freude, denn der dritte Titel in Folge bedeutet die Einstellung der Rekords der Bordesholmer und Gütersloher Damen. Bei den Wormsern war vom ersten Match im Herrenendspiel das Gefühl zu verspüren: Die Meisterschaft nach langen Jahren so dicht vor der Nase – jetzt darf nichts mehr schief gehen. Und es ging auch alles glatt. Sechs Jahre nach dem Aufstieg in die erste Liga und dauerhafter Beteiligung an der Endrunde war es nun endlich soweit. Jubel, Trubel Titel! „Es ist ein schönes Gefühl endlich auf dem Gipfel zu stehen“, fasste Manager Michael Zehe seine ersten Gedanken in Worte.
Endspiel der Damen: Nichts für schwache Nerven – zumindest am Anfang: Erst im dritten und entscheidenden Spiel setzte sich Titelverteidiger Taufkirchen gegen den Rosenheimer Squashverein durch. Dabei hatte alles nach einem Spaziergang für die Squash-Insel aus dem Münchner Süden ausgesehen. Die Rosenheimer mussten ohne eine ihrer Ausländerinnen antreten. Coach Rudi Rohrmüller zeigte sich ziemlich verärgert, dass weder die Österreicherin Birgit Coufal, die auf Position zwei eingesetzt worden wäre, noch die Französin Isabelle Stoehr, nach Germering zum Finale angereist waren. Coufal hatte es vorgezogen, in Ägypten um WISPA-Punkte zu spielen, Stoehr hatte sich mit einer Verletzung kurzfristig abgemeldet. So lief der Auftakt für Taufkirchen nach Plan: In einer spielerisch eher auf schwachem Niveau stehenden Begegnung auf Position drei war es Astrid Kern, die einfach weniger Fehler machte als ihre nervöse Gegenspielerin Laura Kutsch. Am Ende siegte Kern in vier Sätzen und brachte den Meister in Führung.
Zehn Mal hatten sich in dieser Saison Sina Wall und Kathrin Hauck bereits gegenüber gestanden, zehn Mal hatte Sina Wall gewonnen, doch was dann im Court geschah überraschte die Zuschauer auf der Tribüne und wohl auch Sina Wall selbst. Konsequent wie in ihrer besten Zeit diktierte Kathrin Hauck, gecoacht von ihrem Vater Rudi Rohrmüller, das Geschehen. Lange präzise Bälle und dann überraschende Boasts und Stopps, wenn Sina Wall sich zu weit nach hinten drängen ließ. Im zweiten Satz dasselbe Bild. Erst im dritten Satz musste Kathrin Hauck ihrem eigenen hohen Anfangstempo Tribut zollen: Wall nutzte ihre läuferische Überlegenheit und punktete leicht, so dass der Satzgewinn folgerichtig war. Im vierten Satz war dann wieder die alte Kathrin Hauck zu sehen, sie kämpfte verbissen um jeden Ball, doch nun war das Spiel ausgeglichen – bis zum 9:9. Mit ihrer ganzen Routine holte sich die Rosenheimerin die zwei Siegpunkte gegen ihre ehemaligen Mannschaftskolleginnen und glich zum 1:1 aus.
Die Hoffnung auf ein Wunder erfüllte sich aber nicht. Ohne Birgit Coufal, musste Franziska Hennes auf Position zwei aufrücken. Sie traf dort auf Gabriele Huber, den meisten besser bekannt als Gabriele Schmohl. Die Schweizer Nationalspielerin (WRL 53) hat geheiratet und machte sich den Meistertitel mit Taufkirchen selbst zum Hochzeitsgeschenk. In allen drei Sätzen gegen Hennes bestand nie Gefahr, dass sie das Match aus der Hand geben würde. Ohne das Letzte aus sich herauszuholen sicherte sie Sieg und Meisterschaft. Frank Weber, Teammanager der Taufkirchner Damen und Chef der Squash-Insel, zeigte sich hinterher überglücklich über den dritten Titel in Folge. „Die Veranstaltung war sehr professionell aufgezogen, ein gutes Umfeld für das Damen-Endspiel“, sagte Weber. Nun hofft er auf die nächste Saison, denn das ganz große Ziel will er mit seiner Mannschaft noch schaffen. Als erstes und einziges Damenteam vier Meistertitel in Serie zu gewinnen. Mit dem Sieg am Samstag liegen die Taufkirchnerinnen mit Bordesholm und Gütersloh gleichauf.
Ein bisschen aufgeregt war Worms Teammanager Michael Zehe schon zu Anfang, denn seine Nummer vier, der junge Carsten Schoor, musste gegen Marc Hörning ran, der am Freitag eine starke Leistung geboten und Cederic Lenz fünf Sätze abverlangt hatte. Genau dies war aber dann das Problem des Hamborners.
Schoor, sonst nicht zu den Nervenstärksten zählend, profitierte in den ersten beiden Sätzen von leichten Fehlern Hörnings und als es im dritten Satz dann enger zuging, fehlte dem Hamborner zusehends die Luft. Das merkten auch die vielen Fans auf der Tribüne und feuerten diesen an, doch der jüngere der Schoor-Brüder blieb in der Siegesspur und holte unter ohrenbetäubendem Schlachtenbummler-Lärm den ersten Sieg fürs Team.
Danach sahen die Fans aus beiden Lagern wohl das beste Spiel des Tages: André Haschker, der Wormser, traf auf den Hamborner Raphael Kandra. Stets hatte sich Haschker gegen Kandra schwer getan und so war es auch dieses Mal. Der 28-Jährige wurde jedoch ein ums andere Mal seinem Beinamen „Der Hexer“ gerecht und holte noch die unglaublichsten Bälle. Endlos dauernde Ballwechsel brachten die Zuschauer auf der Tribüne zum Raunen, keiner der beiden gab einen Fußbreit des Courts preis. Nach den beiden ersten Sätzen für Haschker waren schon fast 60 Minuten gespielt. Im dritten Satz drehte Kandra den Spieß um, er agierte aggressiver und ließ sich nicht mehr das Spiel von Haschker aufdrängen. Der vierte Satz war bis zum Schluss ausgeglichen. Am Ende hatte der Wormser das Quäntchen Fortune das man braucht, um Meister zu werden, 11:9 hieß es.
Und nun war der in den USA lebende Australier David Palmer (WRL 11) in der komfortablen Situation nur zwei Sätze gewinnen zu müssen gegen Tom Richards (WRL 25), der am Tag vorher die Paderborner aus dem Halbfinale geschossen hatte. Und es fing alles nach Wunsch an für Worms: Schnell lag Palmer 5:0 in Führung, aber im Glauben den Satz leicht nach Hause spielen zu können, verlor der mehrfache World- und British Open-Sieger den Satz noch im Tie-Break.
Aus der Pause kam Palmer wie verwandelt. Mit höchster Konzentration spielte er nun jeden Punkt im Satz aus, machte enormen Druck, beschäftigte Richards zunehmend hinter der T-Linie und verwandelte die sich ergebenden Chancen eiskalt. Daran änderte sich auch im dritten Satz nichts und so ging Palmer mit 2:1-Sätzen in Führung. Jubel brach aus, vor dem Court fielen sich Betreuer, Spieler und Fans in die Arme – es war geschafft: Black & White Worms hatte nach zwei Vizetiteln 2007 und 2009 das erste Mal den Meisterpokal sicher. Der vierte Satz für Palmer war nur Formsache und das vierte Spiel dieser Begegnung geriet eher zur Nebensächlichkeit für die Wormser.
Verkürzt auf zwei Gewinnsätze verlor Jens Schoor im Bewusstsein der Meisterschaft die Konzentration und dann das Spiel gegen den Hamborner Rudi Rohrmüller mit 1:2. Dies änderte aber nichts am völlig verdienten 3:1-Gesamterfolg für das Team um Michael Zehe. Der stand nach dem Spiel in Gedanken versunken im Center in Germering und genoss still den Erfolg. „Manchmal benötigt man einen langen Atem im Leben, bis das Ziel erreicht wird. Es ist unser Lohn für viel Arbeit und Zeit, die wir aufgewendet haben.“
Die improvisierte Meisterfeier der Wormser startete sofort nach dem letzten Spiel. Michael Zehe verblieben nur ein paar Stunden zum Feiern. Am Abend ging es für den ROWE-Chef schon weiter nach Berlin und Sofia. Doch er versprach, dass in Worms noch eine richtige Meisterfeier nachgeholt werden würde.
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