Ägyptische Dominanz bei den British Open!
Die Halbfinal-Begegnungen der British Open 2016 ergaben, neben atemberaubendem Squash und nervenaufreibender Unterhaltung, zwei rein ägyptische Final-Paarungen. Bei den Damen setzte sich zuerst Nour El Sherbini (EGY, WRL 5) gegen die fünffache British-Open-Siegerin Nicol David (MAS, WRL 2) in vier Sätzen durch. Dann überwand Nouran Gohar (EGY, WRL 8) im zweiten Damen-Halbfinale die Titelverteidigerin Camille Serme (FRA, WRL 4). Bei den Herren gab es den erwarteten großen Kampf zwischen Greg Gaultier (Bild re, FRA, WRL 2) und Ramy Ashour (Bild li, EGY, WRL 5), den der Ägypter in fünf Sätzen zu seinen Gunsten entschied. Im zweiten Semifinale bezwang dann Titelverteidiger Mohamed Elshorbagy (EGY, WRL 1) seinen Landsmann Karim Abdel Gawad (WRL 7).
Gaultier gegen Ashour – Begegnung zweier lebenden Squash-Legenden!
Im ersten Herren-Halbfinale standen sich mit dem an Position zwei gesetzten Greg Gaultier und dem an fünf gesetzten Ramy Ashour zwei lebende Squash-Legenden im ASB-Show-Glas-Court, in der Airco Arena in Hull, gegenüber. Ashour gewann die British Open 2013, Gaultier in den Jahren 2007 und 2014. Ashour stand zuletzt im Jahr 2013 an der Spitze der Weltrangliste, insgesamt war er 21 Monate Nummer eins der Welt. Gaultier war zuletzt im Dezember 2015 auf der Spitzenposition, auf der er sich insgesamt zehn Monate befand. Im vergangenen Jahr wurde der Franzose erstmals World Champion. Der Ägypter war dies bereits drei Mal, in den Jahren 2008, 2012 und 2014. Der 33-jährige „French General“ hat 32- der 28-jährige „Artist“ 37 Turniere der World Tour der Professional Squash Association (PSA) gewonnen.
Semifinale ein Auf und Ab der Emotionen!
Ashour knüpfte da an, wo er im Viertelfinale gegen Ali Farag (EGY, WRL 14) aufgehört hatte. Von einem Handicap aufgrund seines Oberschenkels war nichts zu sehen. Er bewegte sich geschmeidig und verteilte gewohnt gekonnt die Bälle im Court. Auch Gaultier, der zu Beginn viel arbeiten musste, wirkte fokussiert.
Der Ägypter spielte sich zunächst eine 2:0-Satzführung heraus. Er agierte dabei so dominant, dass seinem französischen Kontrahenten die Frustration darüber deutlich anzumerken war. Gaultier steckte aber nicht auf. Ganz im Gegenteil, er biss sich in seiner unnachahmlichen Art ins Match und kämpfte sich schließlich zurück. So gelang dem aktuellen World Champion der 2:2-Satzausgleich. Im Entscheidungssatz arbeitete sich Gaultier dann eine 5:0-Führung heraus. Dann riss ihm allerdings der Faden, Ashour der eben noch angeschlagen wirkte, wendete das Blatt und gewann schließlich mit 3:2-Sätzen.
Die beiden von Verletzungen geplagten Athleten – Ashour spielte seit vergangenen November, Gaultier seit Januar verletzungsbedingt kein Turnier – schienen beide von den Geschehnissen, in Hull, bei den British Open 2016 überwältigt. „Ich hatte vorher keine großen Erwartungen“, sagte Gaultier nach dem Match. „Dass ich dann aber in der Lage war jemanden wie Ramy fast zu besiegen, ist das Allergrößte für mich!“ „Ich hatte nach dem ersten Match schon fast aus dem Hotel ausgecheckt“, sagte Ramy Ashour nach dem Sieg. „Der Fünfsatz-Sieg gegen einen solch großartigen Gegner, wie es Greg ist, und das Erreichen des Endspiels bei diesem bedeutsamen Turnier, sind wirklich etwas ganz Besonderes für mich“.
Elshorbagy besiegt Gawad!
Karim Abdel Gawad stand in Hull im ersten Halbfinale eines World Series Events. Möglich wurde dies erst durch seinen großen Sieg, in Runde eins, gegen Landsmann Omar Mosaad, den Weltranglistenvierten. Aber auch in Runde zwei hatte er mit einem weiteren Landsmann, Fares Dessouki (WRL 21), ein hartes Match absolviert. Mit Marwan Elshorbagy (WRL 11) schaltete er im Viertelfinale dann den dritten Ägypter aus. Dass sein Halbfinalgegner der vierte Landsmann, als Gegner bei den British Open war, zeigt schon alleine die derzeitige ägyptische Dominanz im Squash-Welt-Zirkus.
Gegen den Weltranglistenersten konnte Gawad seine Erfolgsstory allerdings nicht fortführen. Er unterlag in drei Sätzen. Mohamed Elshorbagy zieht ins nächste “Big Final” gegen Ramy Ashour ein. Neun Mal gab es diese Begegnung bisher. Ashour war sieben Mal siegreich. Die vergangenen vier Siege Ashours waren allesamt Endspiele, zwei Mal in El Gouna und bei der World Championship 2014. Bei den World Series Finals 2014 hatte Elshorbagy in der Gruppenphase zuerst gegen Ashour gewonnen, um dann im Finale zu unterliegen. Wir dürfen auf ein weiteres historischen Finale der beiden hoffen!
El Sherbini bezwingt erneut David und zieht ins Damen-Finale!
Nicol David, die „Queen of Squash“ hatte im Jahre 2014 letztmals gegen Nour El Sherbini gewonnen. Seither ging die 20-jährige Ägypterin bei drei World-Series-Begegnungen gegen die ehemalige Weltranglistenerste, als Siegerin vom Court. So geschehen bei den Windy City Open im März, und dem Tournament of Champions, im Januar diesen Jahres. Auch in Hull, im Halbfinale der British Open 2016, verließ El Sherbini gegen David den Court als Siegerin.
Ihre Gegnerin wird eine noch jüngere Ägypterin sein: Nouran Gohar. Die erst 18-jährige Junioren-Weltmeisterin und zweifache U19-British-Open-Gewinnerin hatte in ihrem Halbfinale gegen die Titelverteidigerin Camille Serme (FRA, WRL 4) zuerst mit 2:0-Sätzen in Führung gelegen. Dann gelang der Französin der Satzausgleich. Den Entscheidungssatz gewann schließlich Gohar.
Sie zieht erstmals in ein World-Series Finale ein. Der letzte Squash-Spieler, der in diesem jungen Alter vergleichbare Erfolge feierte, saß am Samstag als Zuschauer vor dem Court: Jahangir Khan (PAK). Er wurde im Alter von 17 Jahren in Toronto (Kanada) erstmals World Champion. Die British Open gewann Jahangir zum ersten Mal im Alter von 19 Jahren, im Jahre 1982 und dann zehn Mal in Folge. Die Art und Weise wie Gohar spielt, könnte auch sie zu einer ganz Großen des Squash-Sports werden lassenn, sie ist in ihren jungen Jahren bereits auf dem Weg dahin.
Die Final-Paarungen in der Übersicht, mit deutschen Anfangszeiten und Matchbilanzen:
So, 17 Uhr: [4] Nour El Sherbini (EGY) – [8] Nouran Gohar (EGY) (0:1)
So, 18 Uhr: [1] Mohamed Elshorbagy (EGY) v [5] Ramy Ashour (EGY) – (7:2)
Verfolgen Sie die Endspiele ab 17 Uhr deutscher Zeit auf Eurosport Player. Bilder der gesamten British Open sehen Sie in der iLoveSquash-Foto-Galerie.