Asal rüpelt ElShorbagy nieder und wird mit Nummer-1-Ranking belohnt!
Zwei Halbfinale, zwei total unterschiedliche Spiele, insbesondere in Sachen “Sportsmenship und Respekt” gegenüber dem Gegner. Im ersten Spiel machte der sogenannte “The Raging Bull” seinem von den PSA-Kommentatoren verpassten Spitznamen wieder einmal alle Ehre, während im anschließenden zweiten Halbinale der Houston Open, alles sportlich fair und sauber verlief. Aber der Reihe nach.
Es stand das erste Halbfinale zwischen zwei Ägyptern an, von denen man weiß, dass sie im Court “keine Kinder von Traurigkeit” sind: Mostafa Asal (WRL 2) vs Marwan ElShorbagy (WRL 6). Vieleicht waren es auch die Vorzeichen, die eine Eskalation des Spiels begünstigten, hatte doch Asal die Chance, bei einem Sieg, Platz eins der Weltrangliste einzunehmen.
Oder es war einfach erneut die mangelnde Schiedsrichter-Kompetenz in Sachen “Match-Führung” sowie Durch- und Umsetzung der Regeln. Beides zusammen ist natürlich eine sehr schlechte Mischung und Voraussetzung, dass ein derart brisantes Squash-Match halbwegs anständig über die Bühne gehen kann. Der ein oder andere langjährige Insider würde sich wohl Spieler-Typen wie die Australier Brett und Rodney Martin (beide mit bester WRL 2 im Jahr 1994) sowie Chris Dittmar (beste WRL 1 im Jahr 1993) zurückwünschen, denn jene waren dafür bekannt, auf ihre spezielle Weise, einigen solcher “halbwüchsigen, jungen und wilden Rüpeln” vom Schlage Asal, anständige Manieren im Court beizubringen.
Nun zum Spiel selbst, das mit Haken und Ösen begann, aber Asal stets in Führung sah. Erst im dritten Satz vermochte ElShorbagy des Gegners Rythmus etwas zu brechen, weil er den Bällen einen anderen “Drive” und ungewöhnliche “Winkel” verpasste – Lohn der Mühe eine 10:4-Führung. Im entscheidenden Ballwechsel zum Satzgewinn machte sich Asal erneut breiter als ElShorbagy lieb war und dieser ging zu Boden. Den Satz gewann ElShorbagy zwar, musste aber aus dem Court zur Verletzungspause getragen werden.
Und nun wurde es komplett unübersichtlich – während Asal im Court umherlief und sich mit abfälligen Gesten der Verharmlosung der Situation nicht besonders respektvoll verhielt (dazu sehen Sie weiter unten einige der vielen Fan-Kommentare aus dem Netz), wand sich sein Gegner vor Schmerzen. Nach geraumer Zeit wollte der vom Physio wiederhergestellte ElShorbagy weiterspielen, was ihm aber der Schiedsrichter verwehrte und das Match Asal zusprach – warum und weshalb ist bislang nicht zu erklären.
Problem an der ganzen Sache und wahrscheinlich auch in Zukunft könnte sein, das weder der Veranstalter noch die PSA daran interessiert zu sein scheinen, solche Szenen zu vermeiden und besser in den Griff zu bekommen. Das fängt bereits damit an, dass das Erreichen der Position eins von Asal praktisch als “Business as usual” abgehandelt wurde.
Somit kommen wir zum zweiten Halbfinale zwischen Marwans großem Bruder, Mohamed ElShorbagy (ENG, WRL 4), und Mazen Hesham (EGY, WRL 10), welches etwas unter dem Eindruck des Spiels zuvor in den Hintergrund geriet. Aber dieses Spiel versöhnte dann die Squash-Fans wieder, denn es hatte alles was den Sport so faszinierend macht: Geschwindigkeit, Taktik, Schnelligkeit und technisches Können. Hinzukommt ein sehr sportlicher und fairer Umgang der beiden Spieler miteinander, auch wenn es um viel ging.
Hesham gelang durch spektakuläre Schlagkombinationen die 1:0-Satzführung, aber mit zunehmender Spieldauer wurde der ehemalige Weltranglistenerste Herr der Lage. ElShorbagy setzte Hesham oftmals derart unter Druck, dass dieser ein zu großes Risiko einging, um den Punkt zu machen, was auch einige Fehler hervorbrachte. Zusätzlich vermochte auch ElShorbagy mit guten “Racket-Skills” zu glänzen und gewann somit die Sätze zwei bis vier, was ihm den Finaleinzug einbrachte.
Wie das Finale ausgehen wird, ist schwer vorherzusagen – 2:2 steht es im direkten Vergleich zwischen Mohamed ElShorgaby und Mostafa Asal. Wobei der Ausgang dieses Spiels höchstwahrscheinlich nicht von statistischen Dingen abhängen wird, sondern von der Psychologie, dem Umgang miteinander, und dass der Schiedsrichter alles im Griff behält.
Die einzelnen Ergebnisse der Houston Open 2023.
Einige Kommentare zum verunglückten Asal-ElShorbagy-Match aus den sozialen Medien (sie wurden in Original-Sprache belassen):
– Awful to watch, their behaviour on court is disgusting, blocking every rally, arguing every decision, hard to attract more players to the sport with these kind of embarrassing performances.
– Mostafa’s response to Marwan’s injury feels like a confirmation of all the negative takes on Asal’s character. Gamesmanship is one thing, but you don’t stroll around the court shrugging and smirking when your opponent is rolling on the floor in pain.
– Bin auch kein Fan von Marwan. Aber der hat sich extrem zusammengerissen, trotz den vielen Unsportlichkeiten von Asal…
– I just dug out the rule book. Last rule of the injuries section: “14.6 It is always the injured player’s decision whether or not to resume play.” In other words, the ref got this wrong in a major way. He can’t “overrule” Marwan’s decision that he wants to continue.
… und viele, viele mehr.