Der Squashspieler als Künstler
Dietrich von Horn begann Anfang der 1970er Jahre in Hamburg mit dem Squashspielen. Heute blickt der 76-Jährige über den Court-Rand hinaus und sieht Squash unter einem anderen Aspekt – die künstlerische Seite.
„Ist einem Squashspieler der schnöde Sieg genug?“
Der Squashspieler ist in der Tradition der Kunst unbeabsichtigt zuallererst Zeichner, ohne es zu ahnen. Allen seinen Arbeiten gemeinsam ist der weiße Grund, das Beschränken auf die Fläche und den Raum zwischen den roten Linien, ebenso das Schwarz. Nur selten tritt Farbe hinzu.
Alles ist Handarbeit, gelegentlich treten Abdrücke von Schuhsohlen hinzu. Sieht man einmal von den roten Linien ab, fällt auf, dass es keine geraden Linien gibt. Die Einfachheit der Mittel ist programmatisch und verweist auf das Anliegen des Sports. Die Arbeitsmaterialien sind der schwarze Ball, der Schläger, die Kleidung, sowie der Sportschuh und der Schweiß. Schweiß ist wichtig.
Der Squashspieler ist an Entwicklung interessiert, er probiert aus und setzt neu an. Dieser Drang verstärkt sich mit fortschreitender Entwicklung der Feinmotorik und Kondition. Hat er einen neuen Ansatz für sich formuliert, geht er zur Serie über. Er will den Gestaltungsspielraum austesten, der ihm neue Ideen ermöglicht. Das Motiv bleibt konstant: der Wille zum Sieg, die Vorliebe, nicht als Geschlagener vom Platz zu gehen. Spuren an der Wand und auf dem Parkettboden zeugen davon.
Der Squashsportler fühlt sich der Tradition des „Fleißes“ verpflichtet. Mit „Fleiß“ ist die Fertigkeit von Frauen und Männern gemeint, sich nahsichtig in schnelle Bewegungen zu versenken, um den Ball so zu spielen, dass der Gegner ihn nicht mehr oder kaum erreichen kann. Hier mag der Ästhet die Nase rümpfen und einwenden:
„Ist einem Squashspieler der schnöde Sieg genug?“
Die Frage kann man mit einem klaren „Ja!“ beantworten, natürlich vorausgesetzt dass der Sieg unter fairen Bedingungen erkämpft wurde…
Zur Kleidung des Squashsportlers. Sie sollte traditionell weiß sein, obwohl inzwischen alle Varianten der Farbpalette zu beobachten sind. Raffinessen im Zuschnitt greifen um sich. Als Traditionalist mag man das bedauern, denn es geht doch bei diesem Spiel nicht um Raffinessen, nicht um Verzierungen, sondern um ihr Gegenteil, um Beschränkung auf die vereinfachte Form, und die muss zweckmäßig sein, im Spiel wie in der Kleidung. Sie muss auf die menschliche Form zurückgeführt werden. Sie muss dienende Funktion haben, damit der Spieler zu seinen besten Chancen kommen kann, zum Sieg.
Bildhafte Ergebnisse der Squashspieler gelangten bisher nie in den Rang von anerkannten Kunstwerken, weil der zufällig dienende Aspekt der subjektiven Verschönerung der Squashwände die formale Eigenständigkeit unterbindet, auch wenn die erforderlichen Fertigkeiten höchst kunstvoll sein können, um solche Spuren zu hinterlassen. Die Arbeiten der Squashspieler behaupten eine Position zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten, sie sind nie ganz figurativ und selten wirklich ungegenständlich. Sie liefern eine Erinnerung an das Handwerk des Squashsports. Sie zeigen etwas Wildes, Unbändiges, tragen Niederlage und Sieg in sich. Die Ergebnisse schmücken die Wand.
Ein Text von Dietrich von Horn für squashnet.de