Deutsches Finale nicht ausgeschlossen!
17 Herren- und 10 Damen-Mannschaften kämpfen ab Mittwoch um den höchsten Vereins-Mannschaftstitel, der im Squash zu vergeben ist: Die European Club Championships (ECC), in Deutschland besser bekannt als Europa-Cup. Und zu den heißesten Favoriten im italienischen Riccione zählen der Deutsche Meister 2013 und Europa-Cup-Titelverteidiger aus Worms sowie der diesjährige Vize, der Paderborner SC. Bei entsprechendem Spielausgang wäre wohl am Ende sogar ein deutsch-deutsches Finale möglich – die Champions-League im Fußball lässt grüßen.
Die Aufstellung der beiden deutschen Mannschaften hat dabei neben der Spielstärke auch mit Mathematik zu tun. Und dies macht den Europa-Cup mittlerweile zu einer sportlichen Veranstaltung, bei der die Teammanager über gute Rechen-Künste verfügen sollten.
Die Regeln des Europa-Cups, die der europäische Verband (ESF) vorgegeben hat, sehen vor, dass die Spieler mit Punktwerten belegt werden, die nach der Weltranglistenposition vergeben werden. Pro Team, das in den Court geht, dürfen dies maximal 60 Punkte sein: Ein Team besteht – wie in der Bundesliga – aus vier Spielern. Für einen Top-20-Spieler werden 30 Punkte angesetzt, bis Platz 50 sind es 20, zwischen Platz 51 und 100 sind es 15 und ab Position 101 bis 150 nur noch zehn Zähler. Für alle Spieler dahinter werden dann jeweils fünf Punkte notiert.
Dies führt zu der Situation, dass die Wormser ohne Jens Schoor und André Haschker ins italienische Riccione reisen, dafür aber mit Carsten Schoor, Tim Weber, Marcus Berrett, Davide Bianchetti und David Palmer (ehemals Nr. 1 der Welt), weil diese Spieler das Wormser Punktekonto so gut wie nicht belasten. Bei Berrett, Bianchetti und Palmer liegt es daran, dass sie schon länger nicht mehr in der Weltrangliste geführt werden – Schoor und Weber stehen deutlich hinter Platz 150. Einzig Nick Matthew (WRL 4) schlägt mit 30 Zählern richtig zu Buche.
Bei Paderborn, das mit Simon Rösner (30), Chris Simpson (20), Olli Tuominen (20), Raphael Kandra (15), Tim Garner und Lennart Osthoff (jeweils 5 Punkte) anreist, sind mit Rösner, Simpson, Tuominen und Kandra gleich vier mit hohen Punktzahlen belastete Spieler im Aufgebot. So ist es kein Wunder, dass PSC-Präsident Andreas Preising klar den Wormsern als Titelverteidiger und zweimaligem Zweiten des Europa-Cups die Favoritenrolle zuweist. Er findet es allerdings schade, dass die Wormser Jens Schoor und André Haschker dem Punktediktat opfern.
In der Vorrunde befinden sich die Ostwestfalen in einer Fünfergruppe mit dem belgischen Castle Club, den Helsinki Senators, dem polnischen Team aus Krakau und dem Team Squash Italia aus Riccione. „Von den Namen sind die Belgier am ehesten zu beachten. Bei den Finnen spielt mit Mika Monto ein Ex-PSCler“, sagt Preising. Für ihn ist die Gruppenphase ganz gut, dann kann jeder der mitgereisten Spieler zum Einsatz gebracht und der eine oder andere Leistungsträger geschont werden.
Mit sieben Titeln seit 2003 sind die Paderborner die absoluten Europa-Cup-Rekordhalter. 13 Mal in Folge trat der PSC bei beim Europa-Cup an, was ebenfalls ein Rekord für sich ist. Im vergangenen Jahr in Prag lief es jedoch nicht ganz so gut, denn die Preising-Truppe wurde nur Fünfter. Das Minimalziel lautet für dieses Jahr deshalb Halbfinale.
Das Wormser Team von Michael Zehe hat mit der Squash Union aus Österreich, dem Squash Rackets aus Liechtenstein und Szegedi aus Ungarn drei schlagbare Gegner in der Gruppe: „Das ist kein Vergleich mit letztem Jahr, als wir den starken Gastgeber aus Prag schon in der Vorrunde vorgesetzt bekamen.“
Als stärkste Konkurrenz schätzt Zehe die Paderborner und das französische Team vom Mulhouse Squash Club mit James Willstrop, Mathieu Castagnet, Joan Lezaud, Simone Parke und dem Ex-Hamborner Rudi Rohrmüller ein. Verärgert zeigt sich Zehe darüber, dass die ESF bis heute noch nicht in der Lage ist, zu sagen, wer der erste Gegner ist und der Informationsfluss auch sonst zu wünschen lässt: „Kein Wunder, das Squash keine Chance hatte olympisch zu werden. Bei so viel Professionalität.“