Ein Politikum noch vor dem ersten Ballwechsel!
Es ist das wichtigste Ereignis auf Vereins-Ebene im europäischen Turnierkalender: Die European Club Championships (ECC), in Deutschland besser bekannt als Europa-Cup. In diesem Jahr wird der Europa-Cup zum insgesamt 27. Mal ausgetragen. Er wird im diesmal im englischen Nottingham stattfinden.
Italienischer Verband sperrt Berrett überraschend für Europa-Cup!
Am Mittwoch, den 3. September, geht es los, das Finale ist am kommenden Samstag, 6. September. Der neue Deutsche Meister, der Paderborner SC und der letztjährige Europa-Cup-Sieger Black & White Worms zählen zu den großen Favoriten bei diesem Top-Event. Doch bevor sich die ersten Schläger im Court kreuzen, hat die Veranstaltung im Vorfeld aus deutscher, respektive aus Wormser Sicht, einen handfesten Skandal zu bieten. Seit Jahren ist der Engländer Marcus Berrett (beste WRL 37) eine wertvolle Stütze des zweimaligen Deutschen Mannschaftsmeisters von 2011 und 2013, Black & White Worms.
Berrett lebt seit Jahren in Italien. Vor Monaten hatte sich der italienische Verband die Dienste Berretts als Nationaltrainer gesichert. Dabei war für Berrett klar und so hatte er es auch kommuniziert, dass er weiterhin für Worms spielen wolle und es da Verpflichtungen gäbe. Bis vor ein paar Tagen war die Welt auch noch in Ordnung, doch jetzt hat der italienische Verband Berrett plötzlich untersagt für Worms beim Europa-Cup anzutreten. Dabei machten die Italienischen Verbands-Bosse unverhohlen deutlich, dass wenn ihm sein neuer Job lieb und teuer sei, er bei dem Europa-Cup nicht spielen sollte – und dies alles, obwohl dieser Einsatz vorab zugesichert war. Marcus Berrett fehlt nun den Wormsern „verletzungsbedingt“ wie es plötzlich offiziell heißt.
Worms wird Nachnominierung von ESF verwehrt!
Gleichzeitig untersagte das Europa-Cup-Komitee den Einsatz eines gleichwertigen Spielers – André Haschker (WRL 189) wäre nun gern von Worms-Manager Michael Zehe nachnominiert worden. Laut Europa-Cup-Reglement kann nur ein Spieler am hinteren Ende des Rankings eingebaut werden – Haschker steht aber vor Schoor. Kein Wunder, dass der Wormser Sponsor und Manager außer sich war: „Ich habe mich in 15 Jahren Squash ja an vieles gewöhnt, aber solch eine Unsportlichkeit schlägt dem Fass den Boden aus. Da kann ich nur sagen, dass unsere Konkurrenten sich beim italienischen Verband bedanken können. So nimmt man einen der Titelfavoriten ganz entspannt aus dem Rennen. Was jetzt der Titel noch Wert ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.“
Paderborn wird zum Favoriten!
Damit rückt der frisch gebackene Meister aus Paderborn natürlich an die erste Favoritenstelle. Es reist das gleiche Team, das im Vorjahr in Riccione das Halbfinale erreichte, nun nach Nottingham: Allen voran die Nummer 12 der Weltrangliste, Simon Rösner, dann der Engländer Chris Simpson (WRL 25) und der Finne Olli Tuominen (WRL 29). Die weiteren Spieler sind Deutschlands Nummer zwei, Raphael Kandra (WRL 59), Tim Garner (beste WRL 26), Lennart Osthoff, Ersatzmann ist Cederic Lenz. Physiotherapeut Guido Krüger und Teambetreuer Matthias Wolff sorgen dass die Spieler fit sind und sich auf ihre Aufgabe konzentrieren können, die Delegationsleitung haben Präsident Andreas Preising und Manager Norman Farthing inne. „Wir wollen ins Finale, je nach Aufstellung und Einsatz der anderen wird der achte Titel angepeilt“, betont Andreas Preising.
Um eine einigermaßen gerechte Aufstellung der Teams zu gewährleisten werden pro Einsatz für jeden Spieler Punkte in Anrechnung gebracht. die nach der Weltranglistenposition vergeben werden. Pro Team, das in den Court geht, dürfen dies maximal 60 Punkte sein: Nun werden für einen Top-20-Spieler 30 Punkte angesetzt, bis Platz 50 sind es 20, zwischen Platz 51 und 100 sind es 15 und ab Position 101 bis 150 nur noch zehn Zähler. Dahinter werden dann jeweils fünf Punkte notiert.
Simon Rösner als Weltklassespiele „kostet“ Paderborn am meisten Punkte (30) und wird deshalb wohl nur gegen extrem starke Gegner ab dem Halbfinale eingesetzt werden. Minimalziel bei Paderborn ist das Halbfinale. Als die härtesten Konkurrenten erachten die PSCler den deutschen Dauerkonkurrenten Worms, Colets mit Adrian Grant (WRL 24), Jonathon Kemp (WRL 75), Richie Fallows (WRL 101), Scott Handley (beste WRL 41), Mark Cairns (beste WRL 10) und Alex Gough (beste WRL 5) sowie Mulhouse mit Mathieu Castagnet (WRL 19), Thierry Lincou (beste WRL 1), Joan Lezaud (beste WRL 97), Simon Parke (beste WRL 4) und Nicolas Rohmer. Gastgeber Nottingham werden Außenseiterchancen zugebilligt.
Bei Black & White Worms spielt auf der Top-Position der Engländer Nick Matthew, die aktuelle Nummer zwei der Welt, dann folgen der Franzose Gregoire Marche (WRL 26), Jens Schoor (WRL 87), Tim Weber (WRL 156) und Carsten Schoor (WRL 275). Nach den Chancen seines Teams befragt, gibt sich Michael Zehe zurückhaltend bis skeptisch: „Nach diesem Ausfall ganz schwer zu sagen. Aber unsere deutschen Spieler haben sich im letzten Jahr kontinuierlich verbessert, so dass wir sicher das Halbfinale erreichen sollten. Mehr rechnet er sich aber nicht aus, nachdem Marcus Berrett der Einsatz verwehrt wurde und André Haschker nicht nachnominiert werden kann. Für ihn sind die Paderborner zum Titelfavoriten avanciert.
ESF bekleckert sich erneut nicht mit Ruhm!
Der europäische Squash Verband (ESF) und sein Turnier-Komitee haben sich bereits in den vergangenen Jahren oftmals nicht als weitsichtige Vertreter des Sports mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß erwiesen. Nun eine erneute Entscheidung, die mehr als diskussionswürdig ist. Dazu passt, dass man sich seiner sonstigen Verpflichtungen und Aufgaben ebenso wenig bewusst ist. Bis heute, zwei Tage vor Veranstaltung, stehen nicht einmal 50 Prozent der Teams mit der kompletten Aufstellung auf der Turnierseite, obwohl der Abgabeschluss schon Wochen zurück liegt.