Traum-DEM-Finale: Rösner stellt neuen Rekord auf!
Simon Rösner ist dabei, sich in den Rekordlisten des deutschen Herren-Squash-Sports zu verewigen. Er gewann seinen siebten Einzeltitel in Folge. Dies hat noch keiner vor ihm geschafft – bislang hielt er die Bestmarke zusammen mit der deutschen Squash-Legende Hansi Wiens. Dass dieses Herrenfinale der 38. Deutschen Einzelmeisterschaften vor vollbesetzter Tribüne im Böblinger Pink Power zu einer Werbung für den Squash-Sport wurde, lag aber nicht zuletzt an seinem Endspielgegner Raphael Kandra – Mannschaftskollege beim Paderborner SC.
Kandra, der gestern im Halbfinale den sechsfachen Deutschen Vizemeister Jens Schoor klar in drei Sätzen besiegte, hat sich zur Nummer zwei in Deutschland hochgespielt, gewann kürzlich sein zweites PSA-Turnier und steht auf Platz 75 der Weltrangliste. Weltklasse war auch, was die beiden Paderborner zeitweise auf dem Court darboten. Co-Moderatorin Sabine Schöne (17-fache Deutsche Einzelmeisterin) sprach von einem der besten Herrenfinalspiele, das sie je gesehen habe.
Der gebürtige Fürther Kandra verfolgte eine klare Strategie und versuchte mit schnellem direktem Spiel, gepaart mit gefühlvollen Stopps und überraschenden Boasts, seinen 25 Jahre alten Teamkollegen gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Dies gelang ihm im ersten Satz perfekt und Simon Rösner zeigte sich ein ums andere Mal erstaunt ob der harten Gegenwehr, die ihm geboten wurde. „Meine Strategie ist voll aufgegangen im ersten Satz, konditionell konnte ich ebenfalls bis zum Schluss mithalten, aber es ist die letzte Konsequenz mit der Simon die Bälle ausspielt. Das ist seine Turniererfahrung in Matches mit den Besten der Welt“, beschrieb Kandra den Unterschied.
Denn die Nummer 16 der Welt ist nicht umsonst das Maß der Dinge im deutschen Squash. Im zweiten Satz steigerte Simon Rösner Tempo und Präzision seiner Schläge. Dies war auch nötig, denn sein regelmäßiger Trainingspartner und Mannschaftskollege dachte gar nicht daran, aufzustecken. So blieben auch die folgenden drei Sätze hochklassig. Am Ende war der siebte Titel für Simon Rösner Wirklichkeit. Seinem Gegner zollte er höchstes Lob: „Ich habe damit gerechnet, dass Raphael von Anfang an Vollgas gibt, im zweiten Satz konnte ich dann die Kontrolle übernehmen. Die harte Gegenwehr von ihm macht den Sieg für mich umso wertvoller, es war auf jeden Fall kein Selbstläufer, wie vielleicht manche gedacht haben.“, kommentierte Rösner das Ergebnis.
Für ihn geht es nach Bundesligaeinsätzen am kommenden Wochenende nach Nordamerika zum hoch dotierten PSA-Turnier in Richmond. „Für mich geht es darum, meine derzeitige Weltranglistenposition zu stärken und bis Jahresende vielleicht noch ein paar Plätze in der Weltrangliste gutzumachen. Raphael Kandra steht nach seinen Bundesligaeinsätzen und der Schweizer Liga, für die er zum Schläger greift, im März in Irland ein PSA-Turnier an.
Den letzten Rekord im deutschen Herren-Squash hat Simon Rösner fest im Blick. Neun Einzeltitel insgesamt hat Hansi Wiens geholt. In zwei Jahren zur 40. Deutschen Einzelmeisterschaft dürfte auch diese Bestleistung eingestellt und 2016 dann überboten werden. Simon Rösner ist dann erst 28 – im besten Squasher-Alter. Außer es macht ihm einer wie Kandra einen Strich durch die Rechnung.
Beid den Damen strahlte am Ende Franziska Hennes vor Glück. An Nummer drei gesetzt war sie ins Finale eingezogen und eigentlich klare Außenseiterin gegen Pamela Hathway (SC Deisenhofen), die viele der so genannten Experten in der Nachfolge von Sina Wall und Kathrin Hauck sahen. Doch die Münchnerin, immerhin Nummer 138 der Weltrangliste, kämpfte von der ersten Spielminute an mit ihrer Nervosität. Viele leichte Fehler reihten sich aneinander, so dass der erste Satz viel zu schnell verloren ging. Im zweiten Durchgang schien sich die 25-Jährige, die in Brunnthal wohnt, gefangen zu haben. Sie gestaltete das Spiel ausgeglichen. Doch zum Ende des Satzes ermöglichte sie erneut durch unerzwungene Fehler ihrer Gegnerin den Satzgewinn. Aus ganz anderem Holz geschnitzt war da Franziska Hennes vom Paderborner SC.
Die 20 Jahre junge gebürtige Homburgerin hatte schon im Halbfinale gegen ihre Teamkollegin Annika Wiese frisch und frei aufgespielt. „Ich hatte überhaupt keinen Druck, ich wollte einfach nur mein Spiel durchziehen und das ist mir mit Ausnahme von Teilen des zweiten Satzes ganz gut gelungen“, freute sich Hennes, dass ihre Strategie aufging. Pamela Hathway machte dagegen aus ihrer Enttäuschung kein Hehl. „Alle haben mich als Favoritin gesehen, ich mich auch und im ganzen vorigen Jahr habe ich gegen keine der Damen im Halbfinale verloren.“ Hathway zollte ihrer Gegnerin Respekt, machte aber ihre persönliche Nervosität für die Niederlage verantwortlich, so dass es am Ende „wieder nur“ der Vizemeistertitel blieb. Franziska Hennes dagegen konnte ihr Glück selbst geraume Zeit nach Spielende noch gar nicht fassen, „wenn mir das jemand am Donnerstag erzählt hätte, ich hätte ihn für verrückt erklärt.“ Gefeiert wird natürlich noch am Abend in Paderborn mit den Mitspielern und Mitspielerinnen.
Platz drei ging ebenfalls an eine Paderbornerin: Annika Wiese schlug in vier Sätzen Caroline Sayegh (Rosenheimer Squashverein) und komplettierte damit den Erfolg der Ostwestfalen bei diesen Deutschen Meisterschaften mit Platz 1 und 2 bei den Herren und Platz 1 und 3 bei den Damen.
Bei den Herren belegte Jens Schoor (Black & White RC Worms) den dritten Platz. Er bezwang seinen Teamkollegen Tim Weber in drei Sätzen.
Den gleichzeitig ausgespielten Regio Cup für alle nicht gesetzten Spieler gewann der für den SC Monopol Frankfurt spielende Florian Silbernagl vor Phillip Romm (Squash Club Bonn) und Felix Auer (SV Neumünster).
Viele Bilder finden Sie in der DEM-Galerie des internationalen Squash-Fotografen Jordan Mansfield.