„Ohne Leidenschaft funktioniert es nicht!“
Nur noch wenige Tage sind es bis das größte Squash-Ereignis in Deutschland seit 13 Jahren steigt – die Teamweltmeisterschaft der Herren in Paderborn. Eine Woche lang – vom 21. bis 27. August – ist die ostwestfälische Universitätsstadt das Mekka der Squash-Welt. 32 Mannschaften aus der ganzen Welt treffen sich im Ahorn Sportpark, um das weltbeste Team zu küren. Zu den Top-Favoriten zählen England, Titelverteidiger Ägypten und Frankreich.
Die Älteren werden sich noch dunkel daran erinnern: 1983 wurde in München eine Einzel-WM der Herren veranstaltet und 1998 gab es das bislang größte Squash-Event in Deutschland – die Einzel- und Mannschaftsweltmeisterschaft der Damen in Stuttgart mit Galionsfigur Sabine Schöne.
Eine Herren-Mannschaftsweltmeisterschaft wurde hierzulande jedoch noch nie abgehalten: „Wir sind sehr stolz darauf, dass aus der Idee vor drei Jahren, etwas für Squash in Deutschland zu tun, dieses Großereignis geworden ist“, erzählt Andreas Preising (Bild li), Vorsitzender des Paderborner Squashclubs (PSC) und geschäftsführender Präsident des WM-OK. „Da haben wir uns ganz schön Arbeit eingebrockt“, meint er lachend. Er hat durchaus Erfahrung mit solchen Megaevents, schließlich veranstaltete der PSC schon 2005 das Finale der European Club Championships.
Wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung ist die Anspannung natürlich groß, doch der 52-jährige ist sich sicher, dass alles fertig ist – auch die 84 Seiten des WM-Hefts, das die Zuschauer dann mit allen Informationen in und rund um die Courts in den Händen halten werden.
Auf die Zuschauerresonanz ist Preising besonders stolz, denn mehr als 4500 Karten sind bereits verkauft. 6000 zahlende Besucher sind das Ziel: „Für das Finale und das Halbfinale gibt es keine Karten mehr“, berichtet er.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. In den letzten Wochen wurden in der 145.000 Einwohner zählenden Stadt und in der Umgebung über 100.000 Flyer verteilt. Werbung ist in der ganzen Stadt zu finden. Ein WM-Bus mit Deutschlands und Paderborns Squasher Nummer eins, Simon Rösner in Lebensgröße abgebildet, fährt durch die Straßen. Auch am Flughafen empfangen die ankommenden Fluggäste erste WM-Plakate. „Wir haben versucht, die Weltmeisterschaft nicht nur als sportliches, sondern auch als gesellschaftliches Ereignis zu vermarkten“, erzählt Preising.
Neben den rein sportlichen Begegnungen auf dem brandneuen ASB-Vierseiten-Glascourt und dem Centercourt des PSC werden die Besucher ein buntes Messetreiben vorfinden und laufende Varietéveranstaltungen der Extraklasse. Zur Eröffnung werden nicht nur die Stadtoberen kommen, auch der australische Botschafter hat seinen Besuch angekündigt. Die Krönung für die Veranstaltung wäre, wenn Bundespräsident Christian Wulff, gleichzeitig Schirmherr der Weltmeisterschaft und bekennender Freizeit-Squasher, die WM mit einer Stippvisite adeln würde: „Unsere Chancen stehen 40:60“, meint Andreas Preising.
Ganz gleich ob das deutsche Staatsoberhaupt sich die Ehre gibt, eines steht schon fest: Die WM wird wirtschaftlich sicherlich kein Reinfall. Der Etat von 430.000 Euro wird zwar etwas überschritten, doch die Paderborner, die zusammen mit dem Deutschen Squash Verband das Event ausrichten, tragen das finanzielle Risiko, das dank zahlreicher Sponsoren und vieler ehrenamtlicher Helfer keines ist.
Rund 120 Volunteers haben Preising und seine engsten Mitstreiter Norman Farthing als Manager und Carolin Feinbier als WM-Büromanagerin rekrutiert. Aber auch aus Squashkreisen kommen zahlreiche Freiwillige wie die Mutter des Squashprofis Daryl Selby, ebenso legen PSC-Profi Tim Garner und eine von Deutschlands Top-Squasherinnen, Franziska Hennes, mit Hand an.
Damit dies alles funktioniert ist gute Kommunikation, Organisation und viel Engagement gefragt: „Ohne Leidenschaft funktioniert es nicht, die bringt mein gesamtes Team mit und das macht mich sehr stolz“, sagt Andreas Preising, der selbst in vorderster Linie steht.
Die ehrenamtliche Tätigkeit als Präsident ist ihm nur möglich durch das Entgegenkommen der Stadt Paderborn, die ihrem leitenden Angestellten in der harten Vorbereitungsphase entgegengekommen ist: „Vieles konnte ich von meinem Büro aus erledigen. Je näher wir der Eröffnung kommen, desto stärker wird die Nervosität“, bekennt er, „wir werden sicherlich den einen oder anderen Fehler machen, aber die Kunst wird sein, dass niemand der Teilnehmer und Besucher dies merkt.“
Was den sportlichen Aspekt anbelangt, hofft der PSC-Vorsitzende auf die Engländer als künftigen Weltmeister, natürlich nicht zuletzt deshalb, weil mit Peter Barker und James Willstrop gleich zwei Jungs von der Insel im PSC-Team ab Oktober wieder um die Meisterschaft kämpfen werden. Als Finalgegner erwartet er die Ägypter.
Der Deutschen Mannschaft, die vom PSCler Simon Rösner angeführt wird, traut er einen Platz unter den Top-Acht zu: „Viel hängt hier von der Auslosung ab.“
Doch was passiert nach der Weltmeisterschaft? Verabschiedet sich Andreas Preising dann erstmal in Urlaub? Weit gefehlt! „Abbauen und Aufräumen ist in der Woche danach angesagt, anschließend geht es mit dem Paderborner SC nach Belfast zu den European Club Championship. Erst wenn wir aus Irland zurück sind, werde ich mit meiner Frau eine Woche in den Süden reisen, dann ist Wellness angesagt und ich werde die Füße einfach mal hochlegen.“
Story: Bernd Ruof