Willstrop am Ziel seiner Träume!
Hätte jemand dem Engländer James Willstrop (Bild, WRL 2) Mitte August diesen Jahres gesagt, dass er zu Beginn des Jahres 2012 auf dem ersten Platz der Weltrangliste stehen würde, Willstrop hätte ihn wohl für verrückt erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war der Engländer eher an einem Tiefpunkt: Nie gab es ein Vorbeikommen an Landsmann Nick Matthew (seit 2008 17 Mal hintereinander verloren), in der Bundesliga-Endrunde und in der Schweizer Mannschaftsmeisterschaft verlor er gegen vermeintlich schwächere Gegner (Tom Richards und Nicolas Müller) die entscheidenden Spiele, im August verlor er das entscheidende Spiel im Finale der Team-WM gegen den Ägypter Karim Darwish (England wurde dadurch nur Vizeweltmeister) und im September verlor er vorzeitig in der zweiten Runde des ROWE British Grand Prix gegen seinen Landsmann Adrian Grant.
Ab Oktober wurde es für Willstrop wieder besser: Halbfinale bei den US Open (Niederlage gegen Nick Matthew), zweiter Platz bei den Qatar Classic (Sieger Greg Gaultier) und Halbfinale bei den World Open (Niederlage gegen Greg Gaultier). Ab Mitte November ging es dann erst richtig los, als der 28-Jährige drei World-Series-Turnier hintereinander für sich entschied. Zuerst gewann er die Honkong Open und den Kuwait Cup (beides Mal mit Siegen gegen Karim Darwish) und nun, zum krönenden Abschluss des Jahres, der Triumpf bei den PSA Masters in Neu-Delhi.
Das Finale in Indien begann furios: Der erste Satz allein dauerte 58 Minuten und der Franzose Greg Gaultier (WRL 3) sicherte sich diesen mit 21:19 im Tiebreak, dem höchsten Ergebnis bei einem World-Series-Finale. Der Satz war für Willstrop zwar verloren, doch er hatte bei Gegner Gaultier stärkere Spuren hinterlassen, als bei Willstrop selbst – und der Engländer glich aus.
Auch in Satz drei konnte sich Gaultier nicht erholen, musste sich sogar in einer dreiminütigen Verletzungspause vom Physio behandeln lassen und den 1:2-Rückstand hinnehmen. Nach Willstrops 4:1-Führung im vierten Satz brach der nun sichtlich angeschlagene Gaultier das Match ab und musste Willstrop den Sieg überlassen. „Es ist ein ganz spezieller Tag für mich. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich das Spiel gewonnen habe und ich möchte Greg danken, er war ein sehr fairer Gegner”, sagte der neue Weltranglistenerste nach dem Match.
Durch den Sieg übernahm Willstrop auch die Führung in der World-Series-Punktewertung. Hier werden die Top-Acht im Januar in London den World-Series-Champion ausspielen:
PSA World Series Standings:
Position (alt) Punkte
1 (1) James Willstrop (ENG) 525
2 (1) Nick Matthew (ENG) 425
3 (3) Ramy Ashour (EGY) 400
4 (4) Gregory Gaultier (FRA) 335
5 (6) Karim Darwish (EGY) 270
6 (5) Amr Shabana (EGY) 265
7 (7) Peter Barker (ENG) 240
8 (8) Mohd Azlan Iskandar (MAS) 170