DSQV lädt zu den „SQUASH Vision Days 2015“!
Das jüngst neu gewählte Präsidium des Deutschen Squash Verbandes (DSQV), das zum Teil aus neuen, zum Teil aber aus alt bekannten Gesichtern besteht, lädt zu den „Squash Vision Days“. Am 5. und 6. September sollen, an einem in der Einladung nicht genannten Ort, „Anlagenbetreiber, Landesverbände, Vereine, Industriepartner, begeisterte Squasher und liebe Freunde“ zu einem Workshop zusammen kommen, „um die wichtigsten Handlungsfelder zu identifizieren und gemeinsam Konzepte zu schaffen, die unseren Sport fördern“, wie es in der Einladung heißt.
Neue Besen kehren gut!
Nach diesem alt bekannten Motto wird in Fußball-Bundesliga-Clubs oftmals ein neuer Übungsleiter verpflichtet, wenn es mal wieder nicht so laufen will. Aber auch in Sport-Fachverbänden kann man häufiger feststellen, dass die Mitglieder in den Jahres-Hauptversammlungen gerne Personen glauben schenken, die versprechen, alles neu und selbstverständlich alles viel besser zu machen. Von außen betrachtet, scheint immer alles so einfach zu sein, wenn man es doch nur endlich richtig mache. Und alles ist ja nur eine Folge der Verfehlungen der Verantwortlichen, die man hätte längst in die Wüste schicken müssen. Jeder kennt dieses Phänomen am Beispiel des Fußball-Bundestrainers und seiner Millionen Kollegen, die von der heimischen Couch eigentlich ja der viel bessere Coach wären.
Und täglich grüßt das Murmeltier!
Warum so kritisch, die Neuen haben doch wohl eine Chance verdient, könnte nun vom einen oder anderen zu hören sein. Grundsätzlich stimmt das auch, wenn es nicht immer wieder ein alt bekanntes, sich immer wieder gleichendes Verfahren wäre: Ein bestehendes Präsidium wird abgewählt. Das neu gewählte muss sich in die gegebenen Sachverhalte einarbeiten. Dabei merkt man dann, dass das alles gar nicht grundlos so lief wie es lief und, dass wegen gewisser Sachzwänge nicht so einfach alles anders, geschweige denn besser gemacht werden kann. Alles neu – die Probleme bleiben aber meist die alten…
Der neu gewählte Präsident, Steve Mann, ist bereits seit mehreren Jahren im DSQV-Präsidium. In dieser Zeit war er unter dem damaligen Präsidenten Michael Elger schon einmal für gravierende Veränderungen Verantwortlich. Was diese gebracht haben beantwortet man sich anscheinend mit der erneuten Einladung gerade selber, zumal es eine vergleichbare Veranstaltung damals auch gab und diese sogar zur Chefsache erklärt wurde. Was danach passiert ist, mag im Auge des Betrachters liegen. Vielleicht sollte man es mal mehr im Sinne des Kings of Rock’n’Roll versuchen: „A little less conversation, a little more action please!”
War die Entwicklung der vergangenen Jahre so überraschend?
„Seit Jahren müssen wir beobachten, dass sich Squash rückläufig entwickelt. In vielen Regionen gibt es kaum noch Möglichkeiten, Squash zu betreiben. Immer mehr Courts verschwinden“, heißt es in der Einladung zu den Squash Vision Days ganz im Stile eines Offenbarungseides. Die neuen “Verantwortlichen” sind seit vielen Jahren in den Landesverbänden oder im DSQV tätig. Aber wie konnten sie dennoch so lange vor einer solch dramatischen Entwicklung untätig die Augen verschließen? Hatte sich diese Entwicklung nicht bereits vor Jahren abgezeichnet oder entstand sie so überraschend?
Visionen ein pathologischer Zustand?
Was versprechen sich die Verantwortlichen von solch einem Event. Es ist ja sicherlich gut gemeint. Aber sollte jemand, der sich in die Verantwortung wählen lässt, nicht schon eine Ahnung haben, wohin die Reise gehen soll? Hatte er damit die ihn Wählenden nicht davon überzeugt, ihm oder ihr seine Stimme zu geben?
Was sind eigentlich Visionen? Muss man, ganz nach Helmut Schmidt, zum Arzt, wenn man sie hat? In Wikipedia heißt es dazu, Vision steht im weiteren Sinn für:
- eine Erscheinung
- das innere Bild einer Vorstellung, meist auf die Zukunft bezogen
- die langfristige Ausrichtung eines Unternehmens, siehe dazu Strategie (Wirtschaft)
- eine optische Sinnestäuschung, siehe Halluzination
- eine Pseudohalluzination
Beim ersten Punkt ist wohl das Gespräch mit einem Geistlichen ratsam. Bei den beiden letzten, sollte man wohl des Altbundeskanzlers Rat befolgen. Punkt zwei und drei könnten allerdings passen. Für einen Verbands-Funktionär ist es doch ratsam, eine auf die Zukunft bezogene Vorstellung zu haben. Auch eine Strategie, eine Idee der langfristigen Ausrichtung eines Verbandes kann sicher nicht schaden. Aber warum laden Amtsträger zu einem Workshop, um sich diese zu erarbeiten? Wozu benötigen sie die Stakeholder (Anlagen-Betreiber, LVs, die lieben Freunde etc…) um sich eine Strategie, eine langfristige Ausrichtung des „Unternehmens” zu erarbeiten. Hatten sie nicht im Wahlkampf behauptet eine solche zu haben, um gewählt zu werden?
Und trotz aller Fragen und Erfahrungen in der Vergangenheit, sollte man natürlich dem neu gewählten Präsidium um Steve Mann eine faire Chance geben, sich zu beweisen und die Ideen und die aus dem Workshop hoffentlich gewonnenen neuen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Glückauf – wie es bei den Bergmännern früher hieß.