Hathway auf dem Weg zum Titel!
Es war ein besonderer Glanz, der am Halbfinaltag auf die 38. Deutschen Meisterschaften in Böblingen fiel: Die First Lady des deutschen Squash war nach acht Jahren das erste Mal wieder bei einer Deutschen Einzelmeisterschaft und dies nicht nur als Gast, sondern als Co-Moderatorin. Und der Beifall war ausgiebig und herzlich für Sabine Schöne, ehemalige Nummer sechs der Weltrangliste, 17-fache Deutsche Einzelmeisterin und Seniorenweltmeister (Ü35) als sie zunächst die beiden Damen-Halbfinals ankündigte.
Im ersten Spiel trafen die Favoritin Pamela Hathway (Bild) vom SC Deisenhofen und die Überraschungshalbfinalistin Carolin Sayegh aufeinander. Die 19 Jahre alte Sayegh gilt als ein großes Talent, und sie zeigte sofort, was sie drauf hatte. Mit schnörkellosem Spiel und ohne Respekt trumpfte sie im ersten Satz auf. „Ich habe nichts zu verlieren und beim letzten Mal habe ich gegen Pamela Hathway gewonnen“, hatte sie am Vorabend noch erzählt. Die Deisenhofenerin hatte sich nach dem ersten Satz besser eingestellt. Und hielt den zweiten Satz absolut ausgeglichen. Am Ende reichte es für die 25-jährige Pamela Hathway zum Gewinn des zweiten Satzes im Tie-Break. Danach wurde der Widerstand ihrer Konkurrentin schwächer und Hathway zog als Erste ins Finale ein.
Dort trifft sie morgen auf die Paderbornerin Franziska Hennes. Diese spielte gegen ihre Clubkameradin und gute Freundin Annika Wiese. Die 19-Jährige Wiese begann forsch im ersten Satz und lag lange Zeit in Führung und schien den Satz zu kontrollieren, gegen Ende häufte sich jedoch die Fehlerquote bei Annika Wiese und die ein Jahr ältere Franziska Hennes holte sich den Satz im Tie-Break. In den folgenden Sätzen wirkte Hennes, die erst am Sonntag das Ranglistenturnier in Krefeld gewonnen hatte, wie befreit und gewann die Sätze zwei und drei relativ problemlos. Sie erreichte damit ihr erstes Finale einer deutschen Meisterschaft und die Zuschauer dürfen sich auf ein wohl ausgeglichenes Finale am Sonntag ab 13 Uhr freuen.
Das erste Halbfinale der Herren hätte kaum zwei ungleichere Kontrahenten zusammenbringen können. Auf der einen Seite: Tim Weber (Black & White Worms), der sich mit zwei kräftezehrenden Siegen über Norman Junge und André Haschker den Weg ins Halbfinale erkämpft hatte und auf der anderen Seite Deutschlands bester Squasher, 6-facher Deutscher Meister und aktuell die Nummer 16 der Welt, Simon Rösner (Paderborner SC). Im ersten Satz gab Tim Weber alles und hielt das Spiel offen, überraschte Rösner mit dem einen oder anderen Superschlag. So richtig beeindruckt schien der 25-Jährige Rösner allerdings nicht. Er vertraute auf seine von Ballwechsel zu Ballwechsel wachsende Sicherheit und zog zum Ende des Satzes das Tempo an und gewann im Tie-Break. „Ich musste mich erst etwas an den Court gewöhnen, dann ging es besser. Tim ist ein gefährlicher Gegner, der um jeden Ball kämpft, aber es macht immer Spaß mit ihm im Court“, kommentierte Rösner hinterher das Geschehen. Im zweiten und dritten Satz demonstrierte der Paderborner den Unterschied zwischen Topniveau in der Bundesliga und der Spielstärke, die benötigt wird, um oben in der Weltspitze mitspielen zu können. Trotz guten Spiels auf Seiten von Tim Weber überließ ihm Simon Rösner lediglich einige Ehrenpunkte.
Im zweiten Halbfinale trafen die Kronprinzen aufeinander: Der an Position zwei gesetzte Jens Schoor (Black & White RC Worms) und der auf Position drei gesetzte Raphael Kandra (Paderborner SC). Auf der vollbesetzten Tribüne im Pink Power wurde ein ganz enges Match erwartet. Aber es kam anders: Raphael Kandra, der noch vor wenigen Wochen in Barcelona ein PSA-Turnier im Finale gegen Jens Schoor in einem Fünfsatzkrimi verloren hatte, kam mit einem PSA-Turniersieg im Gepäck und einer ganzen Mengen Selbstvertrauen aus Kanada zurück. Nach seiner Zitterpartie im Viertelfinale gegen Rudi Rohrmüller, spielte er gegen Schoor völlig befreit auf. „Den Druck hatte eher Jens, denn er war sechs Mal Vizemeister hinter Simon und alle erwarteten ihn wieder im Finale, er konnte nur verlieren“, sagte Raphael Kandra zum kurz und schmerzlosen Dreisatzsieg über den Wormser. „Dass der Sieg so klar ausfallen würde, damit habe ich nicht gerechnet“, meinte der Paderborner, der nun morgen auf seinen Trainingskameraden Simon Rösner trifft. Und diesen will er von Anfang an unter Druck setzen. „Dies ist meine einzige Chance.“ „Raphael hat verdient gewonnen und ich freue mich, dass wir zwei morgen zusammen das Finale bestreiten“, sagte Simon Rösner.
Viele Bilder finden Sie in der DEM-Galerie des internationalen Squash-Fotografen Jordan Mansfield.