Gawad erstmals im World-Championship-Finale!
Im Halbfinale der PSA World Championship setzte sich Karim Abdel Gawad (Bild, EGY, WRL 3) gegen Mohamed Elshorbagy (EGY, WRL 1) in fünf Sätzen durch. Die zweite Halbfinal-Paarung fiel wegen verletzungsbedingter Absage des Titelverteidigers Greg Gaultier (FRA, WRL 2) aus. Damit zieht Ramy Ashour (EGY, WRL 10) kampflos ins Finale gegen seinen Landsmann Gawad ein.
Gawad und Elshorbagy – gute Bekannte!
Mohamed Elshorbagy und Karim Abdel Gawad sind beide im Jahr 1991 geboren und trafen schon seit Jugendzeiten aufeinander. Alle sieben bisherigen Aufeinandertreffen auf internationaler Ebene hatte Elshorbagy zu seinen Gunsten entschieden. Zudem dominiert er über einen Zeitraum von über zwei Jahren die World Tour der Professional Squash Association (PSA). In den letzten 24 Monaten war er nur einen Monat nicht an der Spitze der Weltrangliste. In der vergangenen Saison gewann der Ägypter sechs der sieben World-Series-Turniere. Seine Karriere verlief seit der Juniorenzeit steil nach oben, aber sie weist einen gehörigen Makel auf: es fehlt ein World-Champion-Titel.
Gawad hingegen ist der Mann der Stunde. Genau vor einem Jahr kam er erstmals in die Top Ten der PSA-Weltrangliste. In den vergangenen drei Monaten verbesserte er sich von Position sechs zunächst auf die vier und dann auf drei, seinem bisherigen Höchststand. Ein World-Series-Turnier gewann er bislang noch nicht. Sein bestes Ergebnis feierte er kürzlich bei den Hong Kong Open (PSA M-WS), wo er im Finale Ramy Ashour in fünf Sätzen unterlegen war. Im September gewann er mit den Al-Ahram-Open (PSA M100) sein bisher größtes Turnier und dies in seiner Heimatstadt Gizeh.
Gawad siegt im achten Aufeinandertreffen erstmals gegen Elshorbagy!
Gawad ist als Spätstarter bekannt und so ging der sehr fokussiert und druckvoll beginnende Elshorbagy im ersten Satz zunächst mit 7:1 in Führung. In der Folge fand Gawad zu seinem Rhythmus. Es gelang ihm erst der Ausgleich und dann ging es in den Tiebreak. Diesen entschied Gawad schließlich mit 13:11 für sich und er ging mit 1:0 nach Sätzen in Führung. Im zweiten Durchgang begann Gawad zunächst, wo er im Satz zuvor aufgehört hatte und ging mit vier Punkten Vorsprung in Führung – Elshorbagy kämpfte sich zurück und glich aus. Auch der zweite Satz ging in den Tiebreak. Diesmal hatte Elshorbagy mit 12:10 die Nase vorn und er glich zum 1:1 nach Sätzen aus.
Im dritten Satz bekamen die Zuschauer vor Ort und zu Hause vor den Bildschirmen Squash von einem anderen Stern geboten. Elshorbagy machte enormen Druck. Seine extreme Schlaghärte ging aber ein wenig zu Lasten der Präzision. Gawad erwiderte mit sehr präzisen Grundschlägen und gekonnten, ebenso akkuraten Stopp-Bällen. So musste Elshorbagy viel Laufarbeit leisten. Es schien als käme der Druck, den er auf seinen Gegner ausübte, wie ein Bumerang auf ihn selbst zurück. Es ging erneut in den Tiebreak, den wieder Elshorbagy für sich entschied und mit 2:1-Sätzen in Führung ging.
Im vierten Satz schien dem Weltranglistenersten irgendwie der Faden gerissen zu sein, denn er machte zahlreiche vermeidbare Fehler und lag schnell zurück – und er schenkte den Satz ab. Somit stand es nach Sätzen 2:2 und der fünfte Satz musste über den Final-Einzug bei der World Championship entscheiden. Gawad erspielte sich im Entscheidungssatz eine 5:1-Führung heraus. Dann begann Elshorbagy mit Lockerungsbewegungen am rechten Sprunggelenk. Er nahm eine dreiminütige Verletzungspause. Danach kam er zwar zurück in den Court, bewegte sich aber nicht mehr rund. Auch seine Schläge hatten nicht mehr die gewohnte Genauigkeit. So entschied Gawad den Satz mit 11:5 und nach insgesamt 90 Minuten das Match mit 3:2-Sätzen für sich.
Schiedsrichtergespann diesmal auf der Höhe des Geshehens!
Nach der skandalösen Darbietung der Schiedsrichter vom Vortag (hier sehen Sie Stimmen dazu in den sozialen Netwerken), machten im Halbfinale Center-Referee Tammar Alganarry (EGY) und sein Video-Referee eine bessere Figur. Wenn Alganarry mal mit einer Entscheidung daneben lag, wurde er – bei Bedarf – vom Video-Ref korrigiert.
Finale World Championship 2016: Gawad vs. Ashour!
Das andere Halbfinale sollte zwischen dem an Position zwei gesetzten Titelverteidiger Greg Gaultier (FRA, WRL 2) und Ramy Ashour ausgetragen werden. Allerdings sagte der Franzose die Teilnahme wegen einer Verletzung am Sprunggelenk ab. Als er in der Nacht nach seinem Match gegen Tarek Momen (EGY, WRL 9) Schmerzen im Sprunggelenk verspürt habe, halfen weder die darauffolgende Behandlungen durch seine Physios, noch ein von Ashour organisierter Krankenhaustermin, zu dem Ashour seinen Halbfinalgegner eigens hinfuhr, wie Gaultier auf seiner Facebook-Seite mitteilte.
Damit lautet die Final-Paarung der World Championship 2016 Karim Abdel Gawad gegen Ramy Ashour. Auch gegen „The Artist“ hat Gawad in den bisherigen vier Begegnungen noch nie gewonnen. Für ihn ist das Erreichen des Endspiels der größte Erfolg seiner bisherigen Laufbahn. Ashour hingegen stand bereits in den Jahren 2008, 2009, 2012 und 2014 im Finale der World Championship. Drei Mal gewann er den Titel, nur im Jahre 2009 war er Amr Shabana (EGY, beste WRL 1) in Kuwait unterlegen. Gawad hatte im Turnierverlauf bereits drei kräftezehrende Fünfsatz-Matches – Ashour wegen der Absage Gaultiers einen Ruhetag extra.
Ob und was dies ausmachen wird, muss sich im Finale, um 19 Uhr deutscher Zeit, zeigen. Es wird, wie gewohnt, auf Eurosport Player live übertragen. Impressionen der gesamten World Championship 2016 sehen Sie in der iLoveSquash-Bildergalerie.