Jürgen Bundschuh
Sehr viele glauben immer noch wir hätten in den 1980ern die Sportart Squash erfolgreich vermarktet.
In Wahrheit haben wir damals ein ganzheitliches Produkt (Sport, gemischte Sauna, Bar und Party), welches den Zeitgeist traf, erfolgreich gelebt. Wir hätten in dieser Konstellation auch Seilhüpfen in den Courts veranstalten können und die Lemminge wären gekommen.
Leider waren viele damals zu gierig und haben es versäumt Squasher zu produzieren. Wir hatten zirka im Jahr 1990 eine Umfrage, wer welchen Sport betreibt. Die Antworten waren immer „Ich bin Fußballer, Handballer, Schwimmer etc. und spiele ab und zu Squash" Kaum einer hat geantwortet: „Ich bin Squasher".
Dass Squash alleine nicht zu vermarkten ist haben wir dann schnell gemerkt als die Vorreiter unserer Branche sich für Fitness, als vermeintlich lukrativeres Modell, entschieden haben. Jetzt haben wir überalterte Anlagen, mit alternden Betreibern (siehe mich), nach deren Ableben die Anlagen schließen. Neue, zeitgemäße Anlagen können nur noch über Mäzenatentum erstellt werden weil sie sich sonst nicht rechnen würden. Trotzdem gibt es Beispiele von erfolgreichen Anlagen in denen der Geist und natürlich die Arbeit von damals noch gelebt werden.
Es bedarf aber Menschen wie Holger (Saam, Betreiber in Karlsruhe Anmerkung der Redaktion), Stitch (Stuart Sinclair, Betreiber in Frankfurt, Anmerkung der Redaktion) Michael (Mühlbacher, Betreiber in Krefeld, Anmerkung der Redaktion), usw. die sich für die Sache aufopfern. Leider hängt über den meisten ein Damoklesschwert, da sie nicht Eigentümer der Immobilie sind und somit jährlich Schluss sein kann.
Perspektiven ? Weltweit spielen ca. 20 Millionen Menschen Squash – das ist super! Amerika spielt mehr und mehr Squash, Ashraf Hanafi hat über 1000 Jugendliche in seiner Akademie in Ägypten, wir haben zwei deutsche Weltklasse-Squasher und es gibt interactiveSquash – das alles ist super! Irgendwann werden wir dann olympisch, Großvereine, der DOSB, etc. bauen Courts und viele junge Menschen werden kommen und Gefallen an unserer Sportart finden.
Peter Schmidl hat die internationale Erfahrung und arbeitet seit Jahren für zwei der weltweit führenden Unternehmen im Squash (ASB und Dunlop). Er ist der Einzige den ich momentan sehe, der Squash in Deutschland helfen kann. Er hat mich angerufen und gefragt ob ich ihn in dieser Angelegenheit unterstütze und ich habe aus nostalgischen Gründen Ja gesagt.
Ein Markenbotschafter benötigt ein Elternhaus, welches ihm entsprechende Werte für so eine Position vermittelt. Das schaue ich mir an und wenn wir dann Glück haben wird er auch noch sportlich erfolgreich. Somit kann ich nichts falsch machen, weil ich, auch wenn der Erfolg ausbleibt, einen wertvoller Menschen kennengelernt habe.
TV ist natürlich immer gut. Leider gibt es höchstens vier Anlagen, in denen man ein attraktives Squash Event darstellen kann. Was bringt es, wenn es in Deutschland nur so wenige Anlagen gibt, von denen anständige Bilder gesendet werden können? Die Courts müssen wieder attraktiver werden. Aber da kommen wir zum Problem, dass viele Betreiber Investitionen scheuen, weil sie nicht wissen, ob nächstes Jahr bereits Schluss ist.
Jugendarbeit ist meines Erachtens unabhängig von der DSL zu betrachten. Da geht es um das Engagement jedes Vereins in Deutschland, welches vom Deutschen Verband (DSQV) gefördert werden müsste, falls es ihn noch gibt?
Zumindest sollte die Endrunde in einem würdigen Ambiente und einem gesellschaftlichen Rahmen organisiert werden, welches Interesse weckt. Menschen müssen an solch einer Sache teilhaben wollen. Fragen Sie mal Herrn Kautz in Köln wie man Guy La Roche als Sponsor gewinnt. Wahrscheinlich würde er sagen: „Stellt mir einen Glascourt vor den Kölner Dom und dann rocke ich das Ding!" Bei der nächsten DM fragt dann Mercedes ob sie auch dabei sein dürfen!
Was wollen wir in der DSL erreichen? Meines Erachtens sollte es unser aller Ziel sein, Squash nach außen attraktiv für Zuschauer, wertig für Sponsoren und telegen darzustellen. Dazu sind derzeit wahrscheinlich nur vier Vereine in der Lage.
Ergo sollte es eine Bundesliga mit vier Vereinen geben womit gleichzeitig eine interessante 2. BL entsteht. Simon und Raphael müssten dann in einem DSL-Spiel auch keine Trainerstunden mehr geben müssen. Bei vier Vereinen müssen wir dann auch nicht mehr über "Balance of Power" reden. Die wird sich dann von selbst ergeben.
Trotzdem sollte man sich die Systeme in der Schweiz oder bei der ECC anschauen und Regularien festlegen. Außerdem würde ich (siehe Badminton) überlegen an Position 5 eine Frau zu integrieren. Das würde u.U. Squash für Frauen wieder interessanter machen.
Falls finanziell machbar, sollte die Endrunde an einer imposanten Stelle (Semper Oper Dresden, Heidelberger Schloss, etc. ) gemacht werden mit Einladungen an viele potentielle Sponsoren. Diese Bilder würden ein Jahr lang durch die Welt gehen und vielleicht viele Menschen wieder zu unserem Sport animieren.
Mittlerweile ist die DSL eine Zweiklassengesellschaft in der Paderborn und Worms das Finale bestreiten. Fahren Sie mal nach Worms zu einem DSL Spieltag und dann lesen Sie meinen Kommentar noch einmal!
Man hatte offensichtlich nicht genug Geld um die Entscheidungsträger zu bestechen.
Ein Dank an all unsere Kunden, unsere Spieler und unsere Mitarbeiter für die jahrelange Treue und Verbundenheit zu OLIVER.