André Haschker
Das war 1993, nach dem Umzug von Berlin an den Bodensee. In Berlin hatte ich damals in der ehemaligen DDR bereits im Kindergarten eine Frühförderung erfahren, die sich aus den Hauptdisziplinen Eiskunstlauf, Leichtathletik, Schwimmen und Ballet zusammensetzte. Danach ging es noch über Eishockey zum Fußball, bevor ich in Singen schlussendlich durch eine Anzeige auf das Angebot, in den Sommerferien Squash auszuprobieren, aufmerksam wurde. Und seitdem jage ich der kleinen, schnellen, schwarzen Gummikugel hinterher.
Da gab es im Laufe meiner Karriere viele Trainer – angefangen von Otto Schweizer in Singen, Alain Stoll in Markdorf, John Williams damals in Schaffhausen, Barry Dodson in Ludwigshafen zu Beginn meiner Profizeit. Es fällt mir sehr schwer dabei eine Wertung abzugeben, da ein jeder, in dieser Situation rückblickend betrachtet, seine Berechtigung hatte. Aus der Sicht des „Hier und Jetzt“ möchte ich gern zur tiefer gehenden Beantwortung vorweg eine Unterteilung in „Trainer für den athletischen Bereich“, „Trainer für den technisch-taktischen Bereich“ und dann die Inspirationsquelle „Spieler“ vornehmen. Als „Trainer für den athletischen Bereich“ ist das definitiv die Zusammenarbeit mit meinem aktuellen Trainer Ralf Brandt aus Münster. Auch wenn in letzter Zeit der persönliche Kontakt sehr rar war, unterstützt er mich nach wie vor aus der Ferne mit wichtigen Tipps und Hinweisen. Konkret sei aber dabei als Meilenstein die Vorbereitung auf die Mannschaftsweltmeisterschaft in Paderborn 2011 genannt. Was er mir da physisch wie psychisch abverlangte, war definitiv eine Grenzerfahrung, aber am Ende aller ihrer Mühen wert! Als „Trainer für den technisch-taktischen Bereich“ möchte ich den Wormser Spielertrainer Davide Bianchetti anführen. Ich spiele ja seit über 20 Jahren schon Squash und finde es immer wieder faszinierend, welche Facetten es in diesem Sport gibt, über die ich mir vorher noch gar keine Gedanken gemacht habe. Und diese Facetten bringt mir im Moment jemand bei, der zwar älter ist als ich, aber sich immer noch als sehr, sehr wettbewerbsfähig auf dem Court erweist ;-). Als „Spieler“ würde ich – wenn ich tauschen könnte – einmal Amr Shabana sein. Nur einmal kurz in sein Spielverständnis zu haben, zu sehen, was er auf dem Court sieht, diese Technik. Aber wie Stromberg schon richtig sagt: „Wäre meine Oma ein Bus, könnte sie hupen!
Das war im Jahr 2006 rum, als ein guter Freund mir einmal beim Squash zugeschaut hat. Für ihn war es als passionierten Freizeitspieler einfach unerklärlich wie ich scheinbar unerreichbare Bälle noch bekam. Das fand er wie „verhext“. Und da mein Spitzname „Haschi“ damals schon präsent war, kam irgendwie die Alliteration „Haschi der Hexer“ zustande. Und seit diesem Zeitpunkt fand die Bezeichnung „der Hexer“ dann ihren Weg in die Squashszene.
Ich hoffe nicht – jedoch hat für mich im Moment meine Ausbildung zum Hotelfachmann im Welcome Hotel Marburg (www.welcome-hotels.com/welcomehotel-marburg/info/) die höhere Priorität. Und diese sieht auch Arbeiten am Wochenende vor. Wobei ich noch als Vollprofi – und das ist jetzt meine persönliche Meinung – festgestellt habe, dass sich eine Teilnahme, vor allem an den Deutschen Ranglistenturnieren der Kategorie „Classic“, rein wirtschaftlich betrachtet überhaupt nicht lohnt. Selbst beim Gewinn so eines Turniers – von Platz drei oder vier brauchen wir gar nicht zu reden. Die Kosten, die an den zwei, häufig drei Tage dauernden Turnieren für Sprit, Übernachtung, Essen, Trinken, Startgeld auflaufen, stehen den Einnahmen aus Preisgeldern deutlich defizitär gegenüber. Da investiere ich meine Zeit doch lieber in mein im Januar 2014 gegründetes Ballschulprojekt für Kinder von drei bis zehn Jahren. Über 40 Kinder, die einmal in der Woche regelmäßig zur „Ballschule Wirbelwind“ (www.ballschulewirbelwind.de) kommen, verlangen einem nämlich ganz schön was ab. Aber auf die Deutsche Meisterschaft in Würzburg schiele ich noch mit einem Auge – denn mit Simon Rösner habe ich noch eine Rechnung offen. Und was gäbe es Schöneres als ihn zu Hause zu schlagen ;-) ?
Das ist das Schöne an diesem Sport – die Wertschätzung, die du als Spieler im Mannschaftsbetrieb erfahren kannst. In der Bundesliga als Deutscher zu spielen, dass ist eine Herzensangelegenheit. Für den Black & White Racket Worms antreten zu dürfen, ist Ehre und enorme Verpflichtung zugleich. Denn das ist ja mal klar: Keiner fördert und fordert in dieser Szene so konsequent wie Michael Zehe. Und für Unternehmer wie ihn zählen auch im Sport nur Titel! Sich auf die faule Haut zu legen ist da nicht. Wie gefürchtet ist sein berühmter Pinzettengriff in die Hüfte nach der Winterpause… Darüber hinaus darf ich meine anderen europäischen Mannschaften gerade bei sehr spannenden Projekten begleiten – in Österreich unterstütze ich das „Eder Matmaker Team Oberösterreich“ dabei sich mit jungen Kräften in der österreichischen Bundesliga zu etablieren. In Frankreich versuche ich mich mit dem „TSB Valenciennes“ im zweiten Jahr in der höchsten französischen Liga, der „Nationale Une“, erneut für die französischen Play-Offs zu qualifizieren. Und in der Schweiz spiele ich ja schon eine gefühlte Ewigkeit. Mit dem traditionsreichen „Grasshopper Club Zürich“ verbindet mich fast so etwas wie eine langjährige Freundschaft. Dabei ist es sehr spannend zu sehen, was da im Umfeld der „Nationalliga A“ mit dem renommierten Grasshopper Cup“ wieder zum Leben erwacht ist. 2015 wird es grenznah zu Deutschland ein 70.000 Dollar Weltranglistenturnier geben, bei dem große Teile der Weltelite, die man sonst nur aus dem „Livestream“ kennt, hautnah um jeden Ball kämpfen. Das ist schon Wahnsinn!
Im Moment ist die Nationalmannschaft ja sehr gut aufgestellt: Simon Rösner, Raphael Kandra, Jens Schoor, Rudi Rohrmüller und Carsten Schoor - das sind alle schon sehr „gute Jungs“! Und vor allem sehr viel jünger als ich. Aber auf der anderen Seite habe ich es, sobald ich das Trikot der Nationalmannschaft mit dem Bundesadler auf der Brust angezogen habe, bis jetzt immer geschafft, die Leistung zu bringen, die gefordert war. Es scheint mir als gäbe es da etwas, das mich beflügelt, sobald ich das Shirt trage, auf dem Deutschland steht. Aber Moment mal – gibt es eigentlich auch eine Nationalmannschaft für über dreißig Jährige ;-) ?
An ein Spiel erinnere ich mich besonders gern zurück – vor knapp 10 Jahren. Das war in Mailand, Italien. Halbfinale gegen Luca Mastrostefano, damals ein gesetzter Spieler aus den Top 100. Es stand zwei beide in Sätzen. Im fünften Satz war er bereits auf 9-3 weggezogen. Aber irgendwie fühlte ich, da ist noch etwas drin. Und so kämpfte ich mich Punkt für Punkt bis zum Ausgleich heran. Die zahlreichen italienischen Fans außerhalb des Courts wurden immer emotionaler. Wer einen Italiener kennt, weiß was ich meine. Und dann schaffte ich es irgendwie noch die letzten zwei Punkte zu machen – zum Erstaunen von Mastrostefano und mir. Auf einmal war dann nur noch diese Stille…
Die Frage nach der „größten Niederlage“ wurde mir tatsächlich schon einmal gestellt - direkt nach dem Halbfinale der Deutschen Einzelmeisterschaft 2011 in Germering (bei München), bei dem ich nach einer 7-3 Führung im fünften Satz gegen Simon Rösner (damals Top40 in der Welt) unterlag. Ich persönlich versuche aus jedem Spiel – sei es ein Sieg oder vor allem eine Niederlage – noch etwas rauszuziehen um daraus zu lernen. Deshalb gibt es für mich so etwas wie eine „größte Niederlage“ nicht. Das finde ich psychologisch auch sehr wichtig. Und da sind wir schon bei dem Thema der Resilienz (Widerstandsfähigkeit, Anm. d. Red.): Nach dem Hinfallen einfach aufzustehen und weiter zu machen. Denn dieses Spiel 2011 führte vielleicht zwei Jahre später dazu, dass ich im wichtigen, letzten Gruppenspiel gegen Frankreich bei der Mannschaftseuropameisterschaft in Amsterdam gegen die französische Nummer drei Greg Marche (zu diesem Zeitpunkt Nummer 29 der Welt), mit 3-0 gewinnen konnte. Deutschland zog dadurch aus eigener Kraft in das Halbfinale ein. Für mich persönlich war das bis dato der größte Erfolg!
Die squashnet-Redaktion befragte André Haschker …