Steve Mann
Ich bin aufgewachsen in London und habe dort Squash gespielt. Bei einem Spaziergang in Hamburg im Dezember 1975 habe ich das Squash Center im Hans-Henny-Jahnn-Weg gesehen und dachte mir, wenn es hier so ein schönes Squash Center gibt, kann ich auch hier leben. Im Jahr 1977 bin ich dann nach Hamburg umgezogen und habe begonnen in der Anlage im Hanns-Henny-Jahnn-Weg zu spielen, erst ein bis zweimal in der Woche ganz locker mit ein paar Leuten, später dann jeden Tag in meiner Mannschaft. Als ich hier ankam, konnte ich kaum ein Wort Deutsch und es war mir wichtig, mit allen, auch mit meinen englischen Freunden, nur Deutsch zu sprechen. Durch die Geduld meiner Mannschaftskollegen und Freunde in dem Verein wurde der Grundstein für mein neues Leben in Hamburg gelegt. Zuerst habe ich im Vorstand des Hans-Henny-Jahnn-Weg e.V. gearbeitet, um dem Verein etwas zurück zu geben.
Seit Mai 1989 bin ich auch als Vorstand im Hamburger Squash Verband e.V. für die Finanzen zuständig und war von Mai 2003 bis Mai 2015 als Vize-Präsident Finanzen im DSQV aktiv. Die Finanzwelt hat mich mein ganzes Leben begleitet, in England habe ich beim Wirtschaftsprüfer und Börsenmakler gearbeitet und in Hamburg war ich bei einer Rückversicherung und später bei einem Erstversicherer tätig.
Wie gesagt, Squash hat mir sehr viel im Leben gegeben und ich fühle mich verpflichtet, unserem Sport etwas zurück zu geben, und ihn nicht im Stich zu lassen. Deshalb habe ich den weiteren schweren Schritt auf mich genommen und mich als Präsident des DSQV zur Verfügung gestellt, um Squash in Deutschland weiter zu bringen.
Der DSQV ist der Dachverband für Squash in Deutschland und ich bin nur der Präsident, die Hauptarbeit wird von den Vize-Präsidenten, dem Bundestrainer und den Mitgliedern der Ausschüsse gemacht. Ich sehe es als Teil meiner Arbeit, dafür zu sorgen, dass alles reibungslos funktioniert und koordiniert wird. Hierzu muss ich sagen, dass die Mannschaft hervorragend arbeitet und dass ich stolz bin, ihr Präsident zu sein.
Unsere Mitglieder sind die Landesverbände, es ist wie eine riesige Familie. Teil meiner Arbeit ist es, dafür zu sorgen, dass keiner in der Familie sich vernachlässigt fühlt und dass alle gemeinsam als Teil dieser Familie arbeiten. Im DSQV-Präsidium sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Saarland und Hamburg vertreten; diese breite Streuung ist sehr wichtig.
Hinzu kommt, dass Squash in Deutschland auch international, sowohl in Europa als auch im Weltverband, aktiv seine Interessen vertreten muss. Diese Aufgabe wird in unserer globaler werdenden Welt immer wichtiger.
Ich will unseren Sport nicht nur verwalten, wir müssen sehen, wie wir nach vorne kommen, mehr Spielern die Möglichkeit geben, unseren Sport zu genießen und mehr Jugendlichen die Chance geben, sich aktiv im Squash-Sport zu bewegen. Dafür müssen wir die Rahmenbedingungen schaffen und stetig verbessern.
Ich glaube, dass wir einen großen Teil der Zeit gebraucht haben, um das Vertrauen der Spieler, Vereine und Landesverbände zu bekommen. Es war eine komplett neue Mannschaft, die sich einarbeiten musste und am Anfang naturgemäß mit sehr viel Gegenwind zu kämpfen hatte. Durch den starken Einsatz und das Durchhaltevermögen des neuen Präsidiums haben wir alte und neue Freunde dazu bewegen können, mit uns zu arbeiten und das hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Diese Frage ist einfach zu beantworten und die meisten Squasher kennen die Antwort. Wir müssen die Vergangenheit begraben, alte Feindschaften vergessen und die überflüssige kontraproduktive Energie umsetzen in positive Energie und unsere Kraft bündeln für die Zukunft unseres Sports. Wir müssen Wege finden, enttäuschte Persönlichkeiten dazu zu bringen, über ihren eigenen Schatten zu springen und für die Gemeinschaft zu arbeiten.
Soweit ich mich erinnere konnte man auf squashnet neulich lesen: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ (Zitat: „Was sind eigentlich Visionen? Muss man, ganz nach Helmut Schmidt, zum Arzt, wenn man sie hat?“, aus: DSQV lädt zu den „SQUASH Vision Days 2015“!, Anmerkung der Redaktion).
Ich bin da anderer Meinung, wie die meisten Führungskräfte in Deutschland: Wer keine Visionen mehr hat, hat längst aufgegeben und kann sich langsam zur Ruhe begeben.
Zuerst müssen wir aber festhalten, dass Visionen realistisch und machbar sein müssen. Unter dieser Voraussetzung sind meine derzeitigen Visionen für Squash in Deutschland:
- Mehr PSA-Turniere in Deutschland durchführen zu können, insbesondere in der Kategorie 25K und natürlich auch in den unteren Klassen.
- Aufbau einer Damen-Bundesliga wie bei den Herren.
- Durchführung von Jugendarbeit in allen Vereinen, aber insbesondere in den Bundesliga-Vereinen.
- Teilnahme eines größeren Kreises von deutschen Spielern bei der PSA World Tour.
Das IOC will erklärtermaßen Sportarten in das olympische Programm einbauen, die nicht nur Jugendliche in besonderem Maße ansprechen, die neben hohen Fernseh-Quoten eine vernünftige Anzahl von Sponsoren mitbringen und die daneben auch als Weltverband durch eine große Universalität und vor allem unangreifbare „good governance“ überzeugen können, und da hatte die Bewerbung von Squash offensichtlich nicht voll überzeugt. Man darf aber auch nicht vergessen, dass der Vorschlag für Tokio 2020 vom dortigen Organisationskomitee kam und wir in Japan nicht zu den populärsten Sportarte wie bspw. Karate oder Baseball/Softball gehören.
Hier sehe ich derzeit mehrere Möglichkeiten:
1. Wir müssen die Jugendarbeit intensivieren und mehr Jugendliche in die Vereine bekommen.
2. Wir müssen die World Squash Federation (WSF) unterstützen bei ihrer Arbeit.
3. Wir müssen enger mit der PSA zusammenarbeiten.
Wie bereits am Anfang gesagt, bin ich in London aufgewachsen, der sogenannten Heimat des Fußballs. Ich persönlich habe nie Fußball gespielt, in der Schule und auch später habe ich Rugby im Verein gespielt. Dann kam noch Squash hinzu. Es war für mich etwas enttäuschend als mein altes Rugby-Feld Platz machen musste für die Olympischen Spiele in London 2012. Für wen mein Herz schlägt ist einfach zu beantworten, zuerst für meine Frau, ohne deren Unterstützung und Verständnis mein zweites Leben mit Squash nicht funktionieren würde. Danach schlägt mein Herz für meine neue Heimat Deutschland.
Alexander Lukasch führte das E-Mail-Interview für squashnet.de