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Titelverteidiger und Meister Paderborn (li) sowie Vizemeister Worms werden in Prag versuchen den ECC-Titel erneut nach Deutschland zu holen | Bild: squashnet.de

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Regel-Chaos beim Europa-Cup!

Bundesliga, DSL, ESF, Europa-Cup, Michael Zehe, Paderborn, Play-offs, Play-offs 2012, Prag, Tschechien, Worms 22. August, 2012

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In gut drei Wochen ist es wieder soweit: Die besten Vereinsmannschaften Europas spielen um den Titel der European Club Championships (ECC), sozusagen die Squash-Champions-League oder der Europa-Cup. Deutschland darf auch in diesem Jahr zwei Teams nach Prag (8.-9.September) schicken. Da der ECC-Titelverteidiger Paderborn auch gleichzeitig Deutscher Mannschaftsmeister ist, ist Vize-Meister Worms ebenso mit von der Partie.

Im letzten Jahr standen sich Paderborn und Worms im Finale des Europa-Cups gegenüber und die Paderborner hatten das bessere Ende. Mit dem letztjährigen Sieg haben die Paderborner bereits sieben Mal diese Trophäe gewonnen und sind damit europäischer Titelrekordhalter vor den Franzosen des Pariser Vorort-Vereins Capital St. Cloud, die bisher fünf Mal gewonnen haben.

Doch nun steht Ärger im Raum, bevor es überhaupt losgeht, da die Europäische Squash Federation (ESF) und ihr für die ECC verantwortlicher technischer Direktor Martin Wren die eigens vor geraumer Zeit veränderten Regeln aushebeln wollen. Und ausgerechtet das deutsche Team Worms ist der Leittragende. Bei der ECC werden die Spieler nach einem Punktesystem eingeteilt und gesetzt: Je höher ein Spieler in der Weltrangliste platziert ist, desto mehr Punkte bekommt er. Ein Team wird aus vier Spielern zusammengestellt (es dürfen zunächst mehr gemeldet werden), die allerdings zusammengerechnet nicht mehr als 60 Punkte haben dürfen.

Somit würde ein Team wie Worms (bestehend aus Matthew, Schoor, Palmer an Position eins bis drei und Berrett, Haschker oder Carsten Schoor an Position vier) 60 Punkte erhalten würde (siehe ECC-Systemerklärung). Doch nun beklagt das Turnier-Komitee der ECC, das sogenannte CAP (Championships Adjudicating Panel), dass die Setzung Jens Schoor vor Palmer aus ihrer Sicht nicht in Ordnung sei und Worms anders aufstellen müsse. Dies wäre eigentlich auch nicht so schlimm, wenn es nicht auch bedeuten würde, dass Palmer 15 statt zehn Punkte erhalten würde, wenn er vor Jens Schoor gesetzt würde. Dies wäre so, da die Regeln besagen, dass wenn ein in der Weltrangliste niedriger platzierter Spieler (Palmer ist gar nicht mehr in der PSA und hat somit keine Punkte und keine Platzierung mehr) vor einem Spieler mit Weltranglistenplatzierung gesetzt wird. Dieser Spieler muss dann die gleiche Punktzahl erhalten, wie der hinter ihm eingesetzte Spieler mit Weltranglistenplatzierung.

ECC-Systemerklärung:
Weltrangliste 1-20 = 30 Punkte
Weltrangliste 21-50 = 20 Punkte
Weltrangliste 51-100 = 15 Punkte
Weltrangliste 101-150 und ehemalige PSA-Spieler, die im letzten Jahr eine höhere Platzierung als 151 hatten = 10 Punkte
Alle anderen = 5 Punkte

Am konkreten Beispiel von Worms würde das folgendes bedeuten:
Nick Matthew (ENG, WRL 2 = 30 Punkte)
Jens Schoor (ENG, WRL 84 = 15 Punkte)
David Palmer (ENG, WRL – = 10 Punkte)
Marcus Berrett (ENG, WRL – = 5 Punkte)
André Haschker (ENG, WRL 159 = 5 Punkte)
Carsten Schoor (ENG, WRL 302 = 5 Punkte)

Dass Regeln kompliziert sind, muss nicht sein, ist aber in den meisten Sportarten nicht zu vermeiden. Soweit ist das auch mit den ECC-Regeln in Ordnung, wenn sich auch diejenigen daran halten würden, die sie gemacht haben. Im Falle von Worms nutzt das CAP eine weitere, sozusagen übergeordnete “Regel”, die besagt, dass das CAP gegen jede Aufstellung und sonstige relevante Dinge ohne Begründung Einspruch erheben kann und am Ende die endgültige Entscheidung – ohne jede weitere Einspruchsmöglichkeit – selbst trifft.

Das CAP könnte man somit als ein Komitee bezeichnen, dass über den Regeln steht. Die einzige Frage ist nun, warum sich die ESF überhaupt die Mühe macht, Regeln aufzustellen? Es wäre doch wohl einfacher festzulegen, dass das CAP entscheidet und das war es.

Auch Worms Teammanager Michael Zehe ist nicht gerade begeistert von dem hin und her: „Ohne ein verlässliches Regelwerk würde keine Sportart funktionieren. Und dass ein Komitee alle aufgestellten Regeln umschmeißen kann, so etwas gibt es in keiner Sportart, noch nicht einmal bei denen, wo es um sehr viel Geld geht. Wir haben alles nach den Regeln gemacht. Sicher kann man darüber diskutieren, ob Palmer nicht vor Schoor gesetzt werden müsste, aber nach den Regeln ist unsere Setzung korrekt. Wenn die ESF oder das CAP der Meinung sind, dass genau diese Regel nicht gut ist, muss sie eben rechtzeitig für das nächste Mal geändert werden, aber nicht vier Wochen vor Turnierbeginn alles nach Willkür über den Haufen schmeißen.“

Letzter Stand der Dinge, nachdem ein reger E-Mail-Verkehr und einige Telefonate im Hintergrund gelaufen sind: Die ESF hat entschieden, dass Worms die Aufstellung ändern muss und Palmer vor zu setzen ist. Begründung war erstaunlicherweise nicht, dass das CAP einfach entschieden hat wie es denkt, sondern, dass Worms auch während der Saison in gleicher Reihenfolge (Palmer vor Schoor) gespielt habe. Die Begründung verwundert doch sehr. Auf die Anfrage der squashnet-Redaktion, ob es eine Regel dafür gäbe, dass man so setzen müsse, wie in der Saison gemeldet, lautete: „Nein die gibt es nicht. Aber dies ist wie viele andere Dinge ein ‚Schlupfloch‘ im Regelwerk, dass wir bei nächster Gelegenheit schließen wollen“. Dies bedeutet, die ESF hat nicht auf Grundlage von Regeln entschieden, sondern auf Grundlage eines ‚Schlupfloch‘ – einer Regel die es so noch nicht gibt. Und das soll ein noch einer verstehen. Also wir hoffen nur, dass wir Ihnen diesen komplexen Sachverhalt einigermaßen verständlich vermitteln konnten.

Nachfolgend sehen Sie die weiteren Titel-Aspiranten des Europa-Cups:

Paderborn:
Peter Barker (ENG, WRL 6 = 30 Punkte)
Borja Golan (ESP, WRL 18 = 30 Punkte)
Simon Rösner (GER, WRL 19 = 30 Punkte)
Chris Simpson (ENG, WRL 41 = 20 Punkte)
Tim Garner (ENG, WRL – = 5 Punkte)
Norman Junge (GER, WRL 378 = 5 Punkte)

Prag:
Greg Gaultier (FRA, WRL 3 = 30 Punkte)
Jan Koukal (ENG, WRL 50 = 20 Punkte)
Stefan Casteleyn (BEL, WRL – = 5 Punkte)
Tim Vail (ENG, WRL – = 5 Punkte)
Ondrej Ertl (ENG, WRL 184 = 5 Punkte)
Petr Martin (CZE, WRL 273 = 5 Punkte)

Mulhouse:
James Willstrop (ENG, WRL 1 = 30 Punkte)
Mark Krajcsak (ENG, WRL 58 = 15 Punkte)
Joan Lezaud (ENG, WRL 102 = 10 Punkte)
John Williams (ENG, WRL – = 5 Punkte)
Rudi Rohrmüller (GER, WRL 239 = 5 Punkte)
Yuri Del Tenno (ENG, WRL – = 5 Punkte)

Aberdeen:
Daryl Selby (ENG, WRL 11 = 30 Punkte)
Alan Clyne (SCO, WRL 31 = 20 Punkte)
Simon Parke (ENG, WRL – = 5 Punkte)
Alistair Gorrie (SCO, WRL – = 5 Punkte)
Chris Shinnie (SCO, WRL – = 5 Punkte)

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