Matthew gewinnt Canary-Wharf-Titel …
… und dies im zweiten Jahr hintereinander. „Das ist das Zeug aus dem Weltmeister gemacht sind und nun weiß auch jeder, warum Nick Matthew (Bild re) zu recht dort steht wo er steht, nämlich an Position eins“. Dies war die abschließende Bemerkung von PSA-TV-Kommentator Joey Barrington nach dem Finale in London. In diesem, rein englischen Finale, hatte der Weltranglistenerste Nick Matthew in Satz eins zunächst nicht viel zu bestellen, denn sein Landsmann Peter Barker (Bild li, WRL 7) spielte wie von einem anderen Stern.
Danach kam der Punkt, von dem Kommentator Barrington sprach: Matthew stellte sein Spiel taktisch um und auf einmal sah alles ganz anders aus, denn Barker hatte darauf keine richtige Antwort parat.
Wobei Matthews Rezept recht einfach aussah – er rückte auf der T-Position weiter nach vorn und attackierte Barkers Bälle früher. Zuvor hatte er nur versucht das Spiel in die Länge zu ziehen, Barker damit nicht genug unter Druck gesetzt und den 0:1-Rückstand hinnehmen müssen.
Ab dem zweiten Durchgang erschien alles recht einfach: Während Matthew das Spiel aus zentraler Position heraus diktierte, musste Barker verteidigen und enorme Laufarbeit leisten, um überhaupt im Spiel zu bleiben.
Der Weltmeister ließ nicht locker und gewann die nächsten drei Sätze und damit seinen zweiten Canary-Wharf-Classic-Titel (nach 2010) hintereinander.
Was denn nun so anstünde, da für den Mai drei große Turniere (zwei in Ägypten und die British Open) abgesagt wurden, wollte MC Alan Thatcher im obligatorischen Interview nach dem Spiel von Matthew wissen. „Zunächst möchte ich im Mai mit der englischen Nationalmannschaft den EM-Titel verteidigen und danach muss ich mir einen Strand aussuchen, an dem ich Urlaub machen kann, um mich danach im Sommertraining auf die neue Saison vorzubereiten“, sagte Matthew. Weiterhin lobte der Sieger das neue Schiedsrichtersystem, was erstmalig in London ausprobiert wurde.
Es basiert auf der herkömmlichen Drei-Schiedsrichter-Regelung, erlaubt aber jedem Spieler pro Satz zwei Einsprüche, den sogenannten „Review“. Sollte ein Satz in den Tiebreak gehen, hat jeder Spieler ab dann ein „Review“, egal ob er seine zwei Einsprüche zuvor aufgebraucht hat oder nicht.
Bei einem „Review“ wird die Szene aus verschiedenen Kamerapositionen einem vierten Schiedsrichter, der im Hintergrund vor mehreren Monitoren sitzt sowie dem Publikum und den Spielern (auf einer Großbildleinwand) gezeigt. Der „Fernsehschiedsrichter“ trifft eine endgültige Entscheidung, die auf der Großbildleinwand angezeigt wird.
Alle Beteiligten – Spieler, Schiedsrichter und Publikum – werden somit mehr ins Spiel einbezogen und können genau verfolgen, was passiert ist und daraus Erkenntnisse und Lehren ziehen.
Erstaunlicher Weise half dies auch, die Debatten zwischen Schiedsrichter und Spieler auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, denn nach der endgültigen Entscheidung ging es in den allermeisten Fällen sofort weiter, ohne das ein Spieler noch weiter mit den Unparteiischen diskutierte.
Eine gute Sache also, die mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit sowie einen zusätzlichen Unterhaltungswert in das Spiel bringt, allerdings nur bei den Turnieren zum Einsatz kommen wird, bei denen das PSA-Fernsehen dabei ist.