Weltmeisterschaften leiden unter Weltlage!
Vom 11. bis 18. Dezember sollte im malaysischen Kuala Lumpur die mit 185.000 US Dollar dotierte PSA World Championship der Damen ausgetragen werden. Doch ob der Event tatsächlich stattfinden wird, steht derzeit in den Sternen. Es bestehen Hinweise, dass der Veranstalter den Event verschieben oder verlegen will. Vom 12. bis 18. Dezember findet die Men’s World Team Championship, der World Squash Federation (WSF), im ägyptischen Kairo statt. In den letzten Tagen haben sich die Nationen England, Frankreich, USA, Kanada, Finnland und Deutschland zusammengetan, um deren Teilnahme an der der Team-WM in Kairo abzusagen.
PSA Statement: 2015 Women’s World Championship
Am 1. Dezember verkündete die Professional Squash Association (PSA), dass die Empfehlung des Veranstalters geprüft werde, die World Championship, in Kuala Lumpur (Malaysia), wegen Sicherheitsbedenken verschieben zu wollen. Was dies bedeutet ist zur Stunde noch immer unklar, die Nachfrage an die Pressestelle der PSA blieb bislang unkommentiert. Ist die Veranstaltung abgesagt oder wird sie verschoben? Falls ja, an einen anderen Ort beziehungsweise in ein anderes Land, oder nur auf einen anderen Termin? Fakt ist, dass bereits im vergangenen Jahr Malaysia mit Veranstalter, Hallmark Events Group, die Rechte an der Ausrichtung der Women’s World Championship für die kommenden drei Jahre zugesprochen bekamen. Hat sich seitdem die Sicherheitslage in Malaysia verändert oder gar verschlechtert? Falls nein, könnte der Verweis auf die Sicherheitslage nur ein Vorwand sein.
Auf der Seite des Auswärtigen Amts heißt es zum Austragungsort: Malaysia ist ein multiethnisches und multireligiöses Land mit starker islamischer Prägung. Es besteht weiterhin die Gefahr terroristischer Anschläge. Wegen der Verhaftungen von zahlreichen Terrorverdächtigungen in den letzten Monaten gibt es gegenwärtig verstärkt Hinweise auf mögliche Anschläge auf Vergnügungsstätten in Kuala Lumpur. Das klingt nicht danach, als habe sich die Sicherheitslage erst in jüngster Vergangenheit dahingehend verschlechtert, dass die Durchführung eines Sport-Events nicht empfehlenswert sei. Doch was sind dann die Gründe für die Hallmark Events Group, mit Geschäftsführer Simon Arnold?
Sind Sicherheitsbedenken der wirkliche Grund?
Hört man sich in sogenannten Insider-Kreisen um, war bereits vor Wochen auffällig, dass noch keine Website des Events im weltweiten Web (www) zu finden war. Fraglich schien in diesem Zusammenhang, wie ohne einen öffentlichkeitswirksamen Internet-Auftritt Sponsoren für den Event gefunden und präsentiert werden sollten. Weiter wird berichtet, Hallmark und der Malaysische Squash Verband (SRAM) hätten sich sechs Wochen vor dem Event noch nach einem neuen Boden für ihren Glas-Court erkundigt. Es wird wohl noch heraus zu finden sein, was die wahren Gründe für die Veranstalter sein mögen. Die PSA muss sich allerdings Fragen gefallen lassen, warum man den Deal mit der Hallmark Events Group, der noch aus Zeiten der WSA stammt, so blauäugig hinnahm und sich nicht über Hintergründe der Hallmark Events Group informiert und abgesichert hatte. Auch eine Google-Suche, nach der vermeintlichen Event Group, bringt wenig Erkenntnisse – lediglich eine Facebookseite mit veraltetem Inhalt und einer Webseitenangabe, die ins Web-Nirvana führt, deuten auf die Spuren des “Veranstalters”. Von dem sich durch die Zusammenarbeit mit der Hallmark Events Group versprochenen Schub für den Damen-Squash, wird wohl nichts als ein laues Lüftchen übrig bleiben.
Men’s World Team Championship: „Kairo ist zur zeit wohl sicherer als Paris, London oder New York“!
Ursprünglich sollte die Men’s World Team Championship 2015 in Kuwait statt finden. Ende Oktober berichtete die WSF, dass eine Suspendierung des Kuwaitischen Olympischen Kommittees durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) Auswirkungen auf die Finazierung der Men’s World Team Championship habe. Demnach sei Kuwait nicht in der Lage, die Championship auszurichten. Ohne dass die Veranstaltung neu ausgeschrieben und nötigenfalls verschoben wurde, sprang der Ägyptische Squash Verband ein. Die Men’s World Team Championship werden somit in Kairo ausgetragen. Mit der gemeinschaftlichen Absage der Teams aus England (Titelverteidiger), Frankreich, USA, Kanada, Finnland und Deutschland hat die Veranstalung sicher deutlich an Attraktivität eingebüßt. Ägypten war in der Vergangenheit immer wieder wegen terroristischer Anschläge in den Medien vertreten. Wie sieht es tatsächlich mit der Sicherheit im Land der Pyramiden aus?
Teilreisewarnung des Auswärtigen Amts für Ägypten!
Für Ägypten besteht seit einiger Zeit eine immer noch gültige sogenannte Teilreisewarnung. Ägypten befinde sich seit der Januar-Revolution von 2011 in einer Umbruchphase, die wiederholt zu Demonstrationen und gewaltsamen Auseinandersetzungen geführt hat. Es besteht landesweit ein erhöhtes Risiko terroristischer Anschläge und die Gefahr von Entführungen. Diese können sich auch gegen westliche Ziele und Staatsbürger richten. Am 28. November 2015 kam es in der Nähe der Pyramiden von Sakkara, etwa 8 km südlich der großen Pyramiden von Giza bei Kairo, zu einem Anschlag auf einen Polizeiposten, bei dem mehrere Polizisten getötet wurden. Am 31. Oktober 2015 stürzte ein Passagierflugzeug nach dem Start in Sharm el-Sheikh über dem Sinai ab. Die Absturzursache ist weiterhin ungeklärt. An den laufenden Untersuchungen sind auch deutsche Experten beteiligt. In Kairo konzentrierten sich Demonstrationen und Ausschreitungen in der Vergangenheit auf das Gebiet um den Tahrir-Platz, Nasr-City, das Gebiet um die Universität Kairo in Giza und den Präsidentenpalast in Heliopolis. Auf Hotels in unmittelbarer Nähe des Tahrir-Platzes ist es in der Vergangenheit wiederholt zu Übergriffen durch gewalttätige Demonstranten gekommen.
Dies klingt alles andere als vertrauenswürdig. Allerdings ist dann fragwürdig, warum dann die Men’s World Team Championship, wenn auch unter Zeitdruck, nach Ägypten vergeben wurde. Vor kurzem wurde doch noch die World Junior Championship in Kairo abgesagt! Andrew Shelly, Geschäftsführer der WSF, sagt dazu gegenüber squashnet.de: „Die Nationen gaben zu verstehen, dass die Men’s World Team Championship verschoben werden solle – als dies nicht gemacht wurde, haben sie gemeinsam abgesagt“ und er fügte hinzu „er findet das enttäuschend, denn Kairo ist zur Zeit wohl sicherer als Paris, London oder New York“. Einerseits sind die Bedenken der Nationen nachvollziehbar, auch wenn allerorts unermüdlich beteuert wurde, man beuge sich nicht dem Terror. Andererseits ist es doch blanker Hohn, dass die nichtolympische Sportart Squash die Konsequenzen des Konflikts des IOC mit dem nationalen kuwaitischen Mitgliedes zu tragen hat. Wohin soll das nur alles führen?
Weder die PSA im Falle der Women’s World Championship, noch die WSF im Falle der Men’s World Team Championship scheinen in der Lage zu sein, die sowieso bestehenden hohen Anforderungen an die größten Events des Jahres mit hinkommenden sich verändernden Situationen der Welt-Politik einzuschätzen oder gar zu vereinbaren. Wen wundert dies, denn es sind ja eigentlich Sportfunktionäre, die normalerweise andere Augaben zu bewältigen haben.
Was sagen die Spieler und was die Nationen?
Bundetrainer Oliver Pettke schreibt in einer E-Mail an squashnet.de: „Wir werden, wie England, Frankreich und weitere Nationen, unsere Teilnahme zurückziehen und nicht zur WM fahren“ und verweist auf die Stellungnahme des Deutschen Squash Verbands (DSQV): „Die Sicherheit unserer Spieler und Mannschaftsbetreuer steht für uns stets an erster Stelle“, kommentiert der Präsident des Deutschen Squash Verbandes Stephen Mann die am Dienstag bekannt gegebene Entscheidung. „Nach einer Bewertung der Lage in Ägypten und Kairo durch eine unabhängige Sicherheitsagentur, die über große Erfahrung mit Sportevents verfügt, kommen die absagenden Nationen zum Ergebnis, dass derzeit eine Durchführung einer Sportveranstaltung in Kairo und Ägypten ein nicht kalkulierbares Risiko darstellt und bei allen Bemühungen durch die WSF und den ausrichtenden ägyptischen Verband eine Teilnahme unserer Teams deswegen unverantwortlich wäre. Bereits Anfang des Jahres waren die Juniorenweltmeisterschaften wegen der instabilen Sicherheitslage aus Ägypten verlegt worden. Der Deutsche Squash Verband und seine Partnerverbände hatten in dieser Sache bei der WSF eine Verlegung der Mannschafts-WM ans Ende der Saison an einen anderen Ort beantragt“. Deutschland Nummer eins Simon Rösner unterstütz dies indem er sagt: „ich stehe voll hinter der Entscheidung des Verbandes, Sicherheit geht vor”.
Fragt man die Spieler, so sagen diese allesamt, sie seien sowohl nach Kuala Lumpur als auch nach Kairo bei den Events angetreten. Der Captain des Titelverteidigers England, Nick Matthew, sagt: „Das englische Team ist unbeschreiblich enttäuscht, dass in Kairo nicht teilgenommen wird. Die Team-WM ist eines der prestigeträchtigsten Events im Squash und hat in der Vergangenheit zahlreiche Highlights in unseren Karrieren geboten“.