Rote oder Weiße – zwei oder drei?
Bei den World Series Finals (WSF), vor knapp zwei Wochen in Dubai, zeigte sich, dass, obwohl die PSA-Profi-Spieler eine lange, teils harte Saison hinter sich hatten, erfrischendes Offensiv-Squash gezeigt wurde. Lag dies am Spielmodus, der in der Gruppenphase und im Halbfinale zwei-, statt der sonst üblichen drei Gewinnsätze vorsah?
„Best-of-three“ bei den World Series Finals
Der ein oder andere Squash-Insider mag behaupten, beim WSF ginge es ja um nichts mehr und deswegen seien die teilnehmenden Spieler gar nicht mehr so richtig motiviert. Dabei wird verkannt, dass bei Damen wie Herren ein Preisgeld von insgesamt je 160.000 US Dollar vergeben wurde. Außerdem würde ein jeder der Top-Athleten wohl lieber sofort eine Niere spenden, als ein Match zu verlieren.
Wer die Matches vom Weltranglistenersten Greg Gaultier (Bild, FRA) in Dubai sah, wird festgestellt haben, dass dieser nichts unversucht gelassen hatte, die sich drohende Niederlage gegen Ali Farag (EGY, WRL 7) abzuwenden (siehe: Farag beendet Gaultiers Siegesserie!). Doch Gaultiers Physis wollte einfach nicht mehr mitmachen. Dessen Turnier-Jahr 2017 begann nämlich im Januar, in New York, beim Tournament of Champions (PSA M-WS). Da unterlag er erst im Finale Karim Abdel Gawad (EGY, WRL 2). Dies war innerhalb der PSA die bisher letzte Niederlage des „French General“. Seither hatte er 27 PSA-Matches in Folge gewonnen. Dazu kamen Einladungsturniere und Begegnungen mit seinem National-Team.
Aber auch die Matches von Simon Rösner (WRL 11), James Willstrop (ENG, WRL 6), Karim Abdel Gawad (EGY, WRL 2) und Mohamed Elshorbagy (EGY, WRL 3) waren alle auf höchstem Niveau und damit hart umkämpft. Selbst Nick Matthew (ENG, WRL 4) kämpfte gegen Simon Rösner, als er bereits schon so gut wie ausgeschieden war, verbissen um seine letzte Chance. Auch Karim Abdel Gawad, der in der World Tour als Spätstarter bekannt ist, versuchte über seinen Schatten zu springen und ging von Beginn an aufs Ganze! Woran lag es, dass die Profis, die eine lange Saison mit einer Menge harter Matches in den Knochen hatten, beim „Schaulaufen“ des WSF sich nochmals so überzeugend präsentierten?
Wenn sich die 16 besten Spielerinnen und Spieler treffen, geht es hart zur Sache!
Wie bereits während des WSF berichtet (siehe: Rösner im Halbfinale von Dubai), wurden in der Gruppenphase in Dubai im „Best-of-three-Modus“, also auf zwei Gewinnsätze gespielt – anders als sonst in der World Tour der Professional Squash Association (PSA) üblich.
Dies führte dazu, dass oft nicht alleine die physikalische Leistungsfähigkeit den spielentscheidenden Ausschlag über Sieg oder Niederlage gab. Ein intensives, temporeiches Drei-Satz-Match, wie es Mohamed Elshorbagy gegen Ali Farag oder gegen Simon Rösner zu spielen hatte, ist aber keineswegs frei von körperlichen Anstrengungen. Allerdings hätten zwei solcher Matches über fünf Sätze sicherlich dazu geführt, dass Elshorbagy im Finale nicht so frisch hätte aufspielen können.
Anders als Malcolm Willstrop, der sich im SquashSite Blog dafür aussprach, alle Matches auf die kurze Distanz zu spielen, sehe ich, Alexander Lukasch, aber sehr wohl ein paar Gründe, warum man vorsichtig sein sollte, in der World Tour alle Matches auf zwei Gewinnsätze spielen zu lassen. Man denke nur daran, dass ein Damen-Match ansonsten statt 20-30 Minuten dann nur noch 10 bis 20 Minuten dauern könnte. Auf der anderen Seite wäre es wiederum schneller vorbei und das nächste Match ist vielleicht wieder interessanter.
Zudem darf auch nicht vergessen werden, dass die physische Seite von jeher auch zum Squash-Sport dazu gehört. Sich über fünf Sätze und einer damit einhergehenden Gesamtspieldauer von ein bis zwei Stunden – oder sogar noch länger – im „roten Bereich“, weit jenseits der anaeroben Schwelle eines Normalsterblichen, bewegen zu können, ist nämlich durchaus auch eine Fähigkeit, die teils hart erarbeitet ist, teils aber auch durch das angeborene körperliche Talent und der Trainings-Effizienz des jeweiligen Athleten bestimmt wird.
Dennoch finden wohl die meisten Zuschauer die druckvolle, auf den direkten Punktgewinn ausgerichtete Spielweise interessanter, als eine Ausdauerschlacht über mehrere Stunden. Allerdings gehört beides zur härtesten Racket-Sportart der Welt dazu. Auch beim Tennis wird bei Fünfsatz-Matches zwar mehrere Stunden gespielt, die Netto-Spielzeit bleibt babei aber weit unter der beim Squash. Vielleicht genügt es ja auch, dass das Spielen auf zwei Gewinnsätze als Besonderheit des WSF dazu beiträgt, trotz fehlender Weltranglistenpunktvergabe die Attraktivität des Events hochzuhalten.
Oder aber das Fehlen der Weltranglistenwertung führte eben genau dazu, dass die Spieler befreit aufspielten. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Matches in Dubai so attraktiv waren, weil die 16 besten Spielerinnen und Spieler der vergangenen 12 Monate teilnahmen. Die Wahl zwischen zwei oder drei Gewinnsätzen ist somit sicher nicht zuletzt Geschmacksache – genau wie die Wahl zwischen einer roten oder weißen Bratwurst…